Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
Antwort genug ?« Obwohl Vater nicht jede Frage ernst nahm.
»Immerhin bist du unterhaltsam.«
»Was bei meinem begrenzten Speicherplatz eine stetige Herausforderung ist«, fügte Vater seiner Aussage hinzu.
»Wovon, glaubst du, dass ich träume?«
»Oh ... bei dieser Frage ist sogar eine Spur natürlicher Intelligenz zu erkennen.«
»Na komm, du kennst mich doch, erzähle mir, welche Träume du mir zutraust?«
»Resultierend aus der mir bekannten Definition von Träumen und ihrem Zusammenhang zur Psyche des Träumenden kann ich diese Frage nicht umfänglich beantworten. Die Daten reichen nicht aus, um deine psychische Verfassung ausreichend zu analysieren. Ich kann nur schätzen ...«
»Dann schätz mal.«
»Im Habitat R-12 leben inzwischen nur noch fünf Bewohner. Bei der Notlandung vor sieben Jahren befanden sich noch 31 junge Menschen an Bord. Sechs von euch sind fortgegangen, die anderen haben die Schneckenköpfe geholt. Trotz der Technik und eurem Willen wird eure kleine Insel mit der Zeit untergehen. Ich schätze, dass dich das intensiv beschäftigt.«
Elias nickte. »31 Geschwister, genau 16 Jungs und 15 Mädchen ... von denen niemand ein Kind bekommen, noch eins zeugen konnte«, erklärte er mit ernster Stimme. Diese biologische Unzulänglichkeit hatte er nie verstanden.
»Was aber auch ethisch bedenklich wäre ...«
»Vater, verarsch mich nicht!«
»Ich habe selbst keine Antwort dafür. Vermutlich hat bei euch jemand der Natur nachgeholfen. Es ist für mich ebenfalls nicht logisch, warum sich niemand von euch an Dinge erinnert, die vor dem Absturz geschehen sind.«
»Was wohl passiert wäre, wenn du uns nach der Notlandung nicht unterrichtet hättest?«
»Ihr seid Menschen. Vermutlich hättet ihr euch selbst aufgefressen, meinen Ladestecker verloren und das Habitat bis unter das Dach zugeschissen.«
»Vermutlich.« Elias haderte mit sich. Seine Geschwister und er waren allein. Sobald die Technik den Geist aufgeben würde, wäre es vorbei mit ihnen. Die Kälte, die Schneckenköpfe und die Hoffnungslosigkeit - niemand würde überleben.
»Ich denke, du fürchtest dich, zu sterben, ohne zu wissen, woher du kommst.«
»Gut möglich«, Elias verneinte die Vermutung Vaters nicht. Zu gerne würde er seine Mutter kennenlernen. »Möchtest du nicht deine Wurzeln verstehen?«
»Ich verstehe deine Motivation. Aber solche Gedanken treiben mich nicht an. Meine Protokolle schreiben vor, Wissen zu vermitteln.«
»Technik, Medizin, Waffen, Versorgung, sogar Ethik ... das hast du uns gelehrt. Warum keine Geschichte?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Vater betroffen. Die Bedienung der komplizierten Habitat-Technik hatte ihre Grenzen erreicht. R-12 bestand aus Edelstahl, Kevlar und anderen High-Tech Werkstoffen. Die Ingenieure hatten früher Unglaubliches geleistet. Immerhin funktionierten die Lebenserhaltungssysteme bereits seit sieben Jahren. Und das nach einer Bruchlandung. Nur alles, was sich davor abgespielt hatte, befand sich in der nicht verfügbaren R-12 Bord-Datenbank. Die, was das Schlimme daran war, eigentlich noch funktionieren müsste, wenn sie nur endlich jemand starten könnte. Das ganze Wissen im Habitat bestand aus Vaters Datenspeicher, gepaart mit einer mit der Zeit zynisch gewordenen KI.
»Herr Doktor, ich habe hier eine Stelle, die mir schrecklich wehtut. Darf ich zu dir kommen?«, fragte Kezia mit einem Lächeln in der Stimme, während sie den Kopf vorsichtig durch den Vorhang seiner Schlafkabine schob.
»Ja.« Elias schaltete das Display aus.
Kezia schmiegte sich an seine Seite, ihre langen Haare dufteten unglaublich gut. Sie war nackt und er konnte ihren Herzschlag auf der Haut spüren.
»Erzähl mir von deinen Träumen«, flüsterte Kezia, während sie ihn zärtlich in den Hals biss und mit der Hand seinen Bauch hinab strich.
»Träume?«
»Sie müssen wunderschön sein ...«
Elias lächelte und versuchte, das Gespräch mit Vater zu verdrängen. Wenigstens für diese Nacht. Kezia war das schönste Wesen, das er kannte.
»... und eindeutig nicht von mir handeln«, fügte sie dem schmollend hinzu, als sich ein gewisses Körperteil von ihm nicht nach ihrem Geschmack aufrichtete.
»Halte mich bitte fest.« Elias fiel immer tiefer. War er der, der er glaubte zu sein? War das sein unabänderliches Schicksal? Oder war das alles nur ein Traum?
»Ich bin bei dir«, flüsterte sie.
»Ich habe Angst«, gab er zurück.
»Die hat jeder von uns. Die Kunst ist, nachts nicht
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