Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
Vom Netzwerk:
erblickt, der unbeweglich, die Fackel in der Hand, mit niedergeschlagenen Augen stehen bleibt Er läßt die Kapuze fallen und fährt zurück. Das fängt an, seltsam zu werden!
    Maffio : Ich weiß nicht, warum mir das Blut in den Adern stockt.
    Die Mönche (singen mit heller Stimme): Conquassabit capita in terra multorum!
    Jeppo : Welch abscheuliche Falle! Unsre Degen! unsre Degen! Ha, meine Herren, wir sind bei dem Teufel!

Zweite Szene
    Die Nämlichen, Donna Lucretia
    Lucretia (schwarz gekleidet, erscheint plötzlich auf der Schwelle der Türe): Ihr seid bei mir!
    Alle (Gennaro ausgenommen, der in einem Winkel der Bühne zusieht, so daß ihn Lucretia nicht bemerkt): Lucretia Borgia!
    Lucretia : Es sind einige Tage her, seit ihr Alle, wie ihr hier seid, triumphierend diesen Namen nanntet. Heute nennt ihr ihn mit Schauder. Ja, betrachtet mich nur mit euren schrecken-starren Augen; ich bin es, meine Herrn. Ich komme, um euch was Neues zu sagen, nämlich, daß ihr Alle vergiftet seid und daß Keiner von euch eine Stunde mehr zu leben hat. Rührt euch nicht! der anstoßende Saal ist voll Piken. Jetzt ist die Reihe an mir, jetzt ist’s an mir, laut zu sprechen und euch den Kopf mit der Ferse einzutreten! Jeppo Liveretto, gehe zu deinem Onkel Vitelli, den ich in den Kellern des Vatikan erdolchen ließ! Ascanio Petrucci, besuche deinen Vetter Pandolfo, den ich ermordet habe, um ihm seine Stadt zu stehlen! Oloferno Vittelozzo, dein Onkel erwartet dich, du weißt, der Jago von Appiani, den ich bei einem Gastmahl vergiftet habe! Maffio Orsini, unterhalte dich von mir in der andern Welt mit deinem Bruder Gravina, den ich erdrosseln ließ, während er schlief! Apostolo Gazella, ich habe deinen Vater Francisco Gazella enthaupten und deinen Vetter Alphons von Aragonien ermorden lassen, wie du sagst; gehe hin zu ihnen! Bei meiner Seele! ihr habt mir einen Ball zu Venedig gegeben, ich gebe euch ein Abendessen zu Ferrara, meine Herren!
    Jeppo : Das ist ein hartes Erwachen, Maffio!
    Maffio : Wenden wir uns zu Gott!
    Lucretia : Ach, meine jungen Freunde vom letzten Karneval! daran dachtet ihr nicht? Wahrhaftig, ich räche mich, wie mir deucht. Was sagt ihr dazu, meine Herren? Wer versteht sich hier auf Rache? Das ist so übel nicht, meine ich! He? was haltet ihr davon? Für ein Weib! (Zu den Mönchen): Meine Väter, führt diese Edelleute in den anstoßenden Saal, laßt sie beichten und benutzt die wenigen Augenblicke, die sie noch übrig haben, um so viel zu retten, als noch bei Jedem von ihnen gerettet werden kann. – Meine Herren, die unter euch, welche eine Seele haben, mögen sich darnach richten. Seid unbesorgt, sie sind in guten Händen. Diese würdigen Väter sind die Mönche des heiligen Sixtus, denen unser heiliger Vater, der Papst, erlaubt hat, mich bei dergleichen Gelegenheiten zu unterstützen. – Und wie für eure Seelensorge, so sorgte ich auch für eure Leiber, seht! (Zu den Mönchen, die vor der Türe in Hintergrund stehen): Tretet ein wenig zurück, damit diese Herren sehen. Die Mönche weichen aus einander, so daß man fünf mit schwarzen Tüchern bedeckte Särge vor der Tür erblickt. Grade die Zahl. Es sind doch wohl fünf? – Ach, ihr jungen Leute! ihr zerfleischt die Eingeweide eines unglücklichen Weibes, und ihr glaubt, daß sie sich nicht rächen würde. Hier ist der deinige, Jeppo; hier der deinige, Maffio; Oloferno, Apostolo, Ascanio, hier sind die eurigen!
    Gennaro (den sie bisher nicht sah, tut einen Schritt vorwärts): Ihr habt noch einen sechsten nötig, Donna!
    Lucretia : Himmel, Gennaro!
    Gennaro : Er selbst.
    Lucretia : Geht Alle sogleich hinaus. – Laßt uns allein. – Gubetta, laßt Niemand herein, was auch geschehen, was man auch von dem, was hier vorgeht, hören mag.
    Gubetta : Gut.
    Die Mönche ziehen in Prozession hinaus, während sie in ihrer Reihe die fünf wankenden und bestürmten Herren fortführen.

Dritte Szene
    Gennaro, Donna Lucretia
    Einige erlöschende Lampen brennen im Zimmer. Die Türen sind geschlossen. Donna Lucretia und Gennaro, die allein zurückgeblieben sind, betrachten sich schweigend einige Augenblicke, als wüssten sie nicht, womit anfangen.
    Lucretia (spricht zu sich selbst): Es ist Gennaro!
    Gesang (der Mönche von außen): Nisi dominus aedificaverit domum, in vanum laborant, qui aedificant eam.
    Lucretia : Immer Ihr, Gennaro, immer Ihr unter all meinen Streichen! Gott im Himmel! wie seid Ihr dahinein gekommen?
    Gennaro : Ich ahnte Alles.
    Lucretia : Ihr seid

Weitere Kostenlose Bücher