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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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bin sehr reizbar und hänge mit allem um mich nur durch eine Empfindung zusammen; ich versank in die Wellen der Abendröte. Da kam ein Haufe die Straße herab, die Kinder liefen voraus, die Weiber sahen aus den Fenstern. Ich sah hinunter: sie trugen ihn in einem Korb vorbei, der Mond schien auf seine bleiche Stirn, seine Locken waren feucht, er hatte sich ersäuft. Ich mußte weinen. – Das war der einzige Bruch in meinem Wesen. Die andern Leute haben Sonn- und Werktage, sie arbeiten sechs Tage und beten am siebenten, sie sind jedes Jahr auf ihren Geburtstag einmal gerührt und denken jedes Jahr auf Neujahr einmal nach. Ich begreife nichts davon: ich kenne keinen Absatz, keine Veränderung. Ich bin immer nur eins; ein ununterbrochenes Sehnen und Fassen, eine Glut, ein Strom. Meine Mutter ist vor Gram gestorben; die Leute weisen mit Fingern auf mich. Das ist dumm. Es läuft auf eins hinaus, an was man seine Freude hat, an Leibern, Christusbildern, Blumen oder Kinderspielsachen; es ist das nämliche Gefühl; wer am meisten genießt, betet am meisten.
    Danton : Warum kann ich deine Schönheit nicht ganz in mich fassen, sie nicht ganz umschließen?
    Marion : Danton, deine Lippen haben Augen.
    Danton : Ich möchte ein Teil des Äthers sein, um dich in meiner Flut zu baden, um mich auf jeder Welle deines schönen Leibes zu brechen.
    (Lacroix, Adelaide, Rosalie treten ein.)
    Lacroix (bleibt in der Tür stehn): Ich muß lachen, ich muß lachen.
    Danton (unwillig): Nun?
    Lacroix : Die Gasse fällt mir ein.
    Danton : Und?
    Lacroix : Auf der Gasse waren Hunde, eine Dogge und ein Bologneser Schoßhündlein, die quälten sich.
    Danton : Was soll das?
    Lacroix : Das fiel mir nun grade so ein, und da mußt’ ich lachen. Es sah erbaulich aus! Die Mädel guckten aus den Fenstern; man sollte vorsichtig sein und sie nicht einmal in der Sonne sitzen lassen. Die Mücken treiben’s ihnen sonst auf den Händen; das macht Gedanken. Legendre und ich sind fast durch alle Zellen gelaufen, die Nönnlein von der Offenbarung durch das Fleisch hingen uns an den Rockschößen und wollten den Segen. Legendre gibt einer die Disziplin, aber er wird einen Monat dafür zu fasten bekommen. Da bringe ich zwei von den Priesterinnen mit dem Leib.
    Marion : Guten Tag, Demoiselle Adelaide! guten Tag, Demoiselle Rosalie!
    Rosalie : Wir hatten schon lange nicht das Vergnügen.
    Marion : Es war mir recht leid.
    Adelaide : Ach Gott, wir sind Tag und Nacht beschäftigt.
    Danton (zu Rosalie): Ei, Kleine, du hast ja geschmeidige Hüften bekommen.
    Rosalie : Ach ja, man vervollkommnet sich täglich.
    Lacroix : Was ist der Unterschied zwischen dem antiken und einem modernen Adonis?
    Danton : Und Adelaide ist sittsam-interessant geworden; eine pikante Abwechslung. Ihr Gesicht sieht aus wie ein Feigenblatt, das sie sich vor den ganzen Leib hält. So ein Feigenbaum an einer so gangbaren Straße gibt einen erquicklichen Schatten.
    Adelaide : Ich wäre ein Herdweg, wenn Monsieur…
    Danton : Ich verstehe; nur nicht böse, mein Fräulein!
    Lacroix : So höre doch! Ein moderner Adonis wird nicht von einem Eber, sondern von Säuen zerrissen; er bekommt seine Wunde nicht am Schenkel, sondern in den Leisten, und aus seinem Blut sprießen nicht Rosen hervor, sondern schießen Quecksilberblüten an.
    Danton : O laß das, Fräulein Rosalie ist ein restaurierter Torso, woran nur die Hüften und Füße antik sind. Sie ist eine Magnetnadel: was der Pol Kopf abstößt, zieht der Pol Fuß an; die Mitte ist ein Äquator, wo jeder eine Sublimattaufe bekömmt, der die Linie passiert.
    Lacroix : Zwei Barmherzige Schwestern; jede dient in einem Spital, d. h. in ihrem eignen Körper.
    Rosalie : Schämen Sie sich, unsere Ohren rot zu machen!
    Adelaide : Sie sollten mehr Lebensart haben! (Adelaide und Rosalie ab.)
    Danton : Gute Nacht, ihr hübschen Kinder!
    Lacroix : Gute Nacht, ihr Quecksilbergruben!
    Danton : Sie dauern mich, sie kommen um ihr Nachtessen.
    Lacroix : Höre, Danton, ich komme von den Jakobinern.
    Danton : Nichts weiter?
    Lacroix : Die Lyoner verlasen eine Proklamation; sie meinten, es bliebe ihnen nichts übrig, als sich in die Toga zu wickeln. Jeder macht ein Gesicht, als wollte er zu seinem Nachbar sagen: Paetus, es schmerzt nicht! – Legendre rief, man wolle Chaliers und Marats Büsten zerschlagen. Ich glaube, er will sich das Gesicht wieder rot machen; er ist ganz aus der Terreur herausgekommen, die Kinder zupfen ihn auf der Gasse am Rock.
    Danton : Und

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