George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
bestimmt nicht stante pede über den Weg läuft, werde ich erst mal eine Beziehungspause einlegen.»
«Wow!» Antonia sah mich groß an.
«Außerdem muss sich meine Arbeitssituation ändern», sagte ich. «Ich bin den ganzen Tag alleine hier im Haus und sehe keinen Menschen. Mir fällt die Decke auf den Kopf, verstehst du?»
Meine Freundin nickte. «Was du bräuchtest, wäre so etwas wie eine Bürogemeinschaft.»
«Genau. Wo ich mich ab und zu mit jemandem unterhalten oder einen Kaffee trinken kann, ohne vorher groß rumzutelefonieren.»
«Dabei hast du es so gut, Kind», imitierte Antonia gekonnt meine Mutter. «Kannst deine Zeit frei einteilen und bist dein eigener Boss!»
Ich warf den Spüllappen in ihre Richtung. «Fang jetzt nicht auch noch mit meiner Mutter an! Und überhaupt, du hast gut reden! Du hast bei der Arbeit deine Kollegen und die Schüler, und zu Hause hast du deine Ruhe.»
«Als wäre das immer der Hit», brummte Antonia. «Du könntest es mit einer Anzeige versuchen. Es gibt bestimmt Leute, denen es ähnlich geht wie dir.»
«Dann müsste ich mir aber auch geeignete Räume suchen, und dafür habe ich im Augenblick keine Energie.» Ich packte den Mozzarella aus. «Ich glaube, ich warte lieber ab, ob sich so etwas ergibt!»
«Immerhin hast du deinen Wunsch klar artikuliert», sagte Antonia auf Therapeutenart. «Müller-4 sagt, das sei ganz wichtig!» Sie strich sich eine rotbraune Locke aus dem Gesicht. «Und ich könnte schwören, dass ich dieser Tage irgendwas von einer Bürogemeinschaft gelesen habe. Vielleicht fällt es mir wieder ein.»
In dem Spruch «Nudeln machen glücklich» steckt eine Menge Wahrheit. Nach der Caprese und einem großen Teller Spaghetti fühlte ich mich schon wie ein ganz anderer Mensch. Ich lehnte mich gerade zufrieden in meinem Stuhl zurück, als es Sturm klingelte.
«Hoffentlich ist das nicht Frau Wolf, die mit uns süßen Sherry trinken will.» Ich stand auf und ging zur Wohnungstür. Unsere Freundin Bettina lehnte am Türrahmen. Ob Sherry im Spiel gewesen war, konnte ich nicht sagen, aber sie schien schon einiges getankt zu haben.
«Ich bringe ihn um», begann sie das Gespräch. «Ich bringe diesen ekelhaften Idioten ganz langsam um!»
«Willst du vorher noch kurz reinkommen?»
Bettina schnaufte und folgte mir in die Küche.
«Hi, Bettinchen», begrüßte Antonia sie. «Wie sieht’s aus?»
«Anscheinend nicht so gut», warnte ich.
«Scheiße», sagte Bettina. «Habt ihr mal was zu trinken?»
«Mineralwasser?», fragte Antonia allen Ernstes, während ich schon eine weitere Flasche Müller-3-Wein aufzog.
«Also, was ist passiert?», fragte ich.
«Ihr kennt ja den Ferdinand, ne?», begann Bettina. Sie griff grimmig nach dem vollen Weinglas.
Und ob wir Ferdinand kannten. Ein smarter, pigmentgeduschter Mittdreißiger und Teilhaber einer florierenden Steuerkanzlei in der Innenstadt. Als er wegen Eigenbedarf des Vermieters seine Wohnung räumen musste und es mit seiner neuen Wohnung im letzten Moment nicht geklappt hatte, war er vorübergehend zu Bettina gezogen, die gerade einen neuen Mitbewohner suchte. Dieses «Vorübergehend» dauerte nun schon über vier Monate, und darüber war Bettina gar nicht glücklich. Denn leider war Ferdinand Wendel einer, der alles anbaggerte, was weiblich und nicht bei drei auf den Bäumen war. War das weibliche Wesen auch noch blond, legte er es am liebsten sofort flach. Und da Bettina sowohl weiblich als auch blond und außerdem ziemlich attraktiv war, hatte er schon am ersten Abend versucht, bei ihr zu landen. Ohne Erfolg. Stattdessen brachte er andauernd irgendwelche Frauen mit nach Hause und führte sich auf, als gehöre die Wohnung ihm allein.
«Dieses Mal ist er zu weit gegangen.» Bettina sah uns tief in die Augen. Ein großer Schluck Wein. «Die Sau!» Sie hatte sich schon oft über ihn aufgeregt, aber nun schien der Ärger eine ganz neue Dimension erreicht zu haben. Ich war gespannt auf die Details.
«Was hat er denn gemacht?», versuchte Antonia Tempo in die Sache zu bringen. «Hat er drei Frauen auf einmal für eine Orgie nach Hause geschleppt?»
Bettina schüttelte den Kopf. «Stellt euch mal Folgendes vor: Ihr seid müde von der Arbeit und habt nur eins im Sinn, nämlich Ruhe.»
Nichts leichter als das. «Und dann?»
«Dann kommt ihr nach Hause und hört komische Geräusche.»
«Welcher Art?», fragte Antonia.
«Stöhnender Art», schnaubte Bettina und nahm einen weiteren Schluck Wein.
«Und dann
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