Georgette Heyer
versichere euch, ich bin nur zu glücklich, die meine mit euch zu teilen.»
Aubrey blieb unter der Tür stehen,
schaute zurück und sagte penetrant sanft: «Aber wenn wir unsere eigene hätten,
dann wärst du nicht gezwungen, so oft zu uns herüberzureiten, nicht?»
«Wenn ich gewußt hätte, daß ihr eine
haben wollt, wäre ich mit dem Exemplar meines Vaters wirklich jeden Tag
herübergeritten!» sagte Oswald ernst.
«Unsinn!» sagte Edward, so verärgert
darüber, wie er es nicht einmal über Aubreys offene Feindseligkeit gewesen war.
«Ich stelle mir vor, daß Sir John vielleicht auch etwas zu diesem Plan zu sagen
hätte! Venetia weiß, daß sie sich auf mich verlassen kann.»
Diese Zurechtweisung stachelte
Oswald zu der Bemerkung an, daß sich Venetia bei wesentlich gefährlicheren
Diensten als der Ablieferung einer Zeitung auf ihn verlassen könne. Zumindest
war das der Kern dessen, was er hatte sagen wollen, aber die Rede, die in
Gedanken sehr schön geklungen hatte, veränderte sich recht unglücklich, sowie
sie ausgesprochen wurde. Sie verwickelte sich hoffnungslos, klang selbst für
ihren Autor lahm und verlief sich unter der toleranten Verachtung in Edwards
Auge ins Nichts.
Gerade da aber schuf das alte
Kinderfräulein der Lanyons eine Ablenkung, als es auf Suche nach Venetia ins
Zimmer trat. Als die Nurse entdeckte, daß Mr. Yardley, den sie billigte, mit ihrer
jungen Herrin beisammen war, entschuldigte sie sich sofort, sagte, ihre
Angelegenheit könne warten, und zog sich wieder zurück. Aber Venetia, die der
Gesellschaft ihrer schlecht zusammenpassenden Bewunderer ein häusliches
Zwischenspiel vorzog, selbst wenn sie dadurch gezwungen wurde, abgenützte
Bettlaken zu inspizieren oder sich Klagen über die Säumigkeit der jüngeren
Dienerschaft anhören zu müssen, stand auf und entließ die beiden in der
denkbar freundlichsten Art, indem sie sagte, sie würde sich die Ungnade der
Nurse zuziehen, wenn sie sie warten ließe.
«Ich habe meine Pflichten
vernachlässigt, und wenn ich mich nicht vorsehe, werde ich ein schreckliches
Donnerwetter über mich ergehen lassen müssen», sagte sie lächelnd und streckte
ihre Hand Oswald hin. «Daher muß ich euch beide wegschicken. Seid nicht böse! Ihr seid so alte Freunde, daß
ich mit euch nicht auf formellem Fuß stehen muß.»
Nicht einmal Edwards Anwesenheit
konnte Oswald davon abhalten, ihre Hand an seine Lippen zu ziehen und einen
glühenden Kuß auf sie zu drücken. Sie nahm dies mit ungerührtem Gleichmut hin,
und sowie sie wieder über ihre Hand verfügte, hielt sie sie Edward hin. Aber er
lächelte nur, sagte «Gleich!» und hielt die Tür für sie auf. Sie ging an ihm
vorbei in die Halle, und er folgte ihr, indem er seinen Rivalen sehr
entschieden im Frühstückszimmer einschloß. «Du solltest diesen stupiden Jungen
nicht ermutigen, hinter dir herzulaufen», bemerkte er.
«Ermutige ich ihn?» sagte sie und
schaute überrascht drein. «Ich dachte, ich benehme mich zu ihm wie zu Aubrey.
Genauso sehe ich ihn – außer», fügte sie nachdenklich hinzu, «daß Aubrey nicht
die Vernunft abgeht und er viel älter zu sein scheint als der arme Oswald.»
«Meine teure Venetia, ich
beschuldige dich ja nicht, daß du etwa mit ihm flirtest!» antwortete Edward
mit einem nachsichtigen Lächeln. «Auch bin ich nicht eifersüchtig, solltest du
vielleicht das meinen!»
«Nun, das meine ich nicht», sagte
sie. «Du hast, wie du weißt, weder einen Grund eifersüchtig zu sein, noch auch
das Recht dazu.»
«Bestimmt keinen Grund. Was das
Recht betrifft, sind wir uns doch einig – nicht? –, daß es unschicklich wäre,
mehr über diesen Punkt zu sagen, bis Conway heimkommt. Du wirst vielleicht erraten,
mit was für einem Interesse jedenfalls ich jene Spalte in der Zeitung gelesen
habe!»
Das wurde mit einem derart
schelmischen Blick gesagt, daß es sie zu dem Ausruf herausforderte: «Edward!
Ich bitte dich sehr, rechne nicht allzusehr auf Conways Heimkehr! Du bist in
eine Art verfallen, davon zu reden, als würde mich das bereit machen, sofort
in deine Arme zu fallen, und ich wünsche, daß du nicht so sprichst!»
«Ich hoffe – ja, ich bin ganz sicher
–, daß ich mich niemals in solchen Worten ausgedrückt habe», antwortete er
ernsthaft.
«Nein, nie!» stimmte sie zu, und
dabei tanzte ein spitzbübisches Lachen um ihre Lippen. «Edward, bitte – bitte,
frage dich wirklich, bevor mir Conway so unerträglich langweilig wird, daß ich
bereit sein werde,
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