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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Herzog. Er wandte sich der Tafel zu, auf der
ihn ein kaltes Souper erwartete. «Wundervoll. Als hättest du gewußt, daß ich
einen Gast mitbringe. Kannst essen, kleine Ratte.»
    Der Knabe
blickte scheu zu ihm auf.
    «Bitte,
Milor', ich kann warten. Ich – ich möchte nicht Ihr Souper essen. Ich möchte
lieber warten, wenn – wenn's beliebt.»
    «Ich
beliebe nicht, mein Kind. Iß.» Während dieser Worte setzte er sich und ließ
sein Lorgnon hin und her schwingen. Nach kurzem Zögern trat der Junge zum Tisch
und wartete, daß Hugh ihm ein Hühnerbein abschnitt. Danach kehrte Hugh zum
Kamin zurück.
    «Bist du
verrückt, Justin?» fragte er mit leisem Lächeln.
    «Ich glaube
nicht.»
    «Warum dann
dies? Was hast du, um alles in der Welt, mit einem Kind dieses Alters vor?»
    «Ich
dachte, es könnte ganz unterhaltsam sein. Ich leide, wie du zweifellos weißt,
an ennui. Louise langweilt mich. Dies da ...» seine weiße Hand machte
eine Geste gegen den kleinen Hungerleider – «ist eine vom Himmel
gesandte Zerstreuung.»
    Davenant
runzelte die Stirn.
    «Du willst
doch nicht am Ende dieses Kind adoptieren?»
    «Es – äh –
hat mich adoptiert.»
    «Du wirst
ihn zu deinem Sohn machen?» drang Hugh ungläubig in ihn.
    Der Herzog
hob verächtlich seine Brauen.
    «Mein
lieber Hugh! Ein Kind aus der Gosse? Mein Page wird er sein.»
    «Und welche
Interessen verfolgst du damit?»
    Justin
lächelte, sein Blick schweifte zum Jungen hinüber.
    «Weiß
ich's?» sagte er sanft.
    «Du hast
einen besonderen Grund?»
    «Wie du
weise bemerkst, mein lieber Hugh – ich habe einen besonderen Grund.»
    Davenant
zuckte die Achseln und ließ das Thema fallen. Er beobachtete das
Kind an der Tafel, das jetzt seine Mahlzeit beendete und an des Herzogs
Seite trat.
    «Wenn's
beliebt, Sir, ich bin fertig.»
    Avon hob
sein Lorgnon.
    Plötzlich
kniete der Knabe nieder und küßte zu Davenants Überraschung die
Hand des Herzogs.
    «Ja, Sir.
Danke.»
    Avon zog
seine Hand zurück, doch der Junge blieb auf den Knien liegen und
blickte voll Ergebenheit zum wohlgeformten Antlitz des Herzogs auf.
Dieser nahm eine Prise Schnupftabak.
    «Hochgeschätztes
Kind, dort sitzt der Mann, dem du deinen Dank abstatten
solltest.» Er wies auf Davenant. «Mir wär's nie in den Sinn gekommen, dir
zu essen zu geben.»
    «Ich – ich
danke Ihnen, weil Sie mich vor Jean gerettet haben, Milor'», antwortete
der Junge.
    «Dir steht
ein weit schlimmeres Los bevor», sagte der Herzog spöttisch. «Nun
gehörst du mir – mit Leib und Seele.»
    «Ja, Sir.
Wenn's beliebt», murmelte der Junge; hinter langen Wimpern
schnellte ein bewundernder Blick zum Herzog hin.
    Die
schmalen Lippen kräuselten sich leicht.
    «Diese
Aussicht scheint dir erfreulich?»
    «Ja, Sir.
Ich – ich diene Ihnen gern.»
    «Aber du
kennst mich ja noch gar nicht richtig», sagte Justin mit einem
kurzen Auflachen. «Ich bin ein unmenschlicher Zuchtmeister, was, Hugh?»
    «Du bist
nicht dafür geschaffen, dich eines Kindes in diesem Alter anzunehmen»,
erwiderte Hugh ruhig.
    «Wie wahr!
Soll ich ihn dir geben?»
    Eine
zitternde Hand rührte an seine Manschette.
    «Bitte, Sir
...»
    Justin
streifte seinen Freund mit einem Blick.
    «Ich werde
es aber wahrscheinlich nicht tun. Es ist so amüsant und so – äh –
ungewohnt, als goldene Heiligenfigur in den Augen – äh – zartester
Unschuld dazustehen. Ich werde den Jungen so lange behalten, als er mir
Spaß macht. Wie heißt du, Kind?»
    «Léon,
Sir.»
    «Wie
angenehm kurz!» In der sanften Stimme des Herzogs klang stets ein
schwacher Unterton von Spott mit. «Léon. Kurz und gut Léon.
    Nun erhebt
sich die Frage – für die Hugh selbstverständlich schon die Antwort
bereithält – was tun wir jetzt mit Léon?»
    «Ihn zu
Bett schicken», sagte Davenant.
    «Natürlich.
Und was hältst du von – einem Bad?»
    «Das auf
jeden Fall.»
    «Ach ja»,
seufzte der Herzog und betätigte die Handglocke an seiner Seite.
    Ein Lakai
erschien und verbeugte sich tief.
    «Euer
Gnaden wünschen?»
    «Schicken
Sie mir Walker herein», sagte Justin.
    Der Lakai
entschwand, und es erschien eine adrette und steife Gestalt mit grauem
Haar.
    «Walker,
ich wollte Ihnen etwas auftragen. Ach, richtig, jetzt entsinne ich
mich. Walker, bemerken Sie dieses Kind?»
    Walker
blickte auf den knienden Knaben.
    «Ay, Euer
Gnaden.»
    «Er bemerkt
es, welch ein Glück», murmelte der Herzog. «Es heißt Léon,
Walker. Trachten Sie dies Ihrem Gedächtnis einzuprägen.»
    «Gewiß,
Euer

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