Georgette Heyer
Gnaden.»
«Es bedarf
mehrerer Dinge, vor allem aber eines Bades.»
«Ay, Euer
Gnaden.»
«Zweitens,
eines Bettes.»
«Ja, Euer
Gnaden.»
«Drittens,
eines Nachthemdes.»
«Ja, Euer
Gnaden.»
«Viertens
und letztens, einer Garnitur Kleidung. Schwarz.»
«Schwarz,
Euer Gnaden.»
«Ein
strenges, trauermäßiges Schwarz, wie es meinem Pagen zusteht.
Sie werden
dafür Sorge tragen. Zweifellos werden Sie sich dieser Aufgabe
glänzend gewachsen zeigen. Nehmen Sie das Kind mit und versehen Sie es
mit Bad, Bett und Nachthemd. Und darnach lassen Sie es in Ruhe.»
«Sehr wohl,
Euer Gnaden.»
«Und du
steh auf, Léon. Folge dem wertgeschätzten Walker. Morgen reden wir
weiter.»
Léon erhob
sich und machte eine Verbeugung. «Ja, Monseigneur. Danke.»
«Danke mir
nicht schon wieder», gähnte der Herzog. «Es langweilt mich.» Er blickte Léon
nach und wandte sich dann Davenant zu.
Hugh faßte
ihn voll ins Auge.
«Was soll
das alles heißen, Alastair?»
Der Herzog
schlug die Beine übereinander und ließ einen Fuß pendeln. «Weiß ich's?» sagte
er heiter. «Ich hoffte, du würdest es mir sagen können. Du bist doch sonst so
allwissend, mein Lieber.»
«Du hast
irgend etwas im Sinn, bestimmt», sagte ihm Hugh auf den Kopf zu. «Ich kenne
dich lange genug, um dessen sicher zu sein. Was bezweckst du mit diesem Kind?»
«Du bist
manchmal äußerst lästig», klagte Justin. «Und nie lästiger, als wenn du dich
streng tugendhaft gebärdest. Verschone mich bitte mit einer Predigt.»
«Ich
beabsichtigte durchaus nicht, dich abzukanzeln. Ich möchte nur das eine sagen:
du kannst unmöglich dieses Kind als deinen Pagen aufnehmen.»
«Du lieber
Gott!» sagte Justin und starrte nachdenklich ins Kaminfeuer.
«Denn
erstens ist es adeliger Abkunft. Das kann man sowohl aus seiner Rede wie aus
seinen feingegliederten Händen und Gesichtszügen schließen. Und zweitens – die
Unschuld leuchtet ihm aus den Augen.»
«Wie
peinlich!»
«Es wäre
sehr peinlich, wenn es die Unschuld verlöre – durch dich», sagte Hugh, und in
seine sonst leicht verträumte Stimme mischte sich ein grimmiger Tonfall.
«Du
überbietest dich an Höflichkeit», murmelte der Herzog.
«Wenn du
ihm etwas Gutes tun willst ...»
«Mein
lieber Hugh! Du behauptetest doch, mich zu kennen?»
Davenant
lächelte.
«Justin,
willst du mir einen Gefallen erweisen? Gib mir Léon und suche dir anderswo
einen Pagen.»
«Es tut mir
stets leid, wenn ich dich enttäuschen muß, Hugh. Sooft es nur irgendwie angeht,
trachte ich deinen Erwartungen gemäß zu handeln. Daher werde ich Léon
behalten. Die Unschuld wird hinter dem Bösen einherwandeln – du siehst, ich
komme dir zuvor –, in tugendsames Schwarz gehüllt.»
«Was hast
du mit ihm vor? Sag mir wenigstens dies!»
«Er hat
tizianrotes Haar», erwiderte Justin süß. «Tizianrotes Haar war stets eine
meiner vorherrschenden Passionen.» Die haselnußbraunen Augen glommen einen
Moment auf, verschleierten sich aber sofort wieder. «Ich bin überzeugt, du
teilst sie.»
Hugh erhob
sich und trat zum Tisch. Er schenkte sich ein Glas Burgunder ein und nippte
schweigend ein Weilchen daran.
«Wo warst
du heute abend?» fragte er schließlich.
«Das hab
ich wirklich vergessen. Ich glaube, zuerst ging ich in De Touronnes Spielsalon.
Ja, nun erinnere ich mich. Ich gewann. Sonderbar.»
«Warum
sonderbar?» forschte Hugh.
«Weil ich,
Hugh, in jenen, nicht einmal so lange zurückliegenden Tagen, da man – äh –
allgemein wußte, die edle Familie der Alastair stünde vor dem Ruin – ja, Hugh,
selbst als ich so toll war, eine Ehe mit der gegenwärtigen – äh – Lady Merivale
ins Auge zu fassen –, nur verlieren konnte.»
«Ich habe
dich schon Tausende in einer Nacht gewinnen sehen, Justin.»
«Und sie in
der nächsten verlieren. Dann verreiste ich mit dir, wenn du dich erinnerst –
ach, wohin fuhren wir doch gleich? Nach Rom, natürlich!»
«Ich
erinnere mich.»
Die
schmalen Lippen verzogen sich höhnisch.
«Ja. Ich
war der äh – abgewiesene Freier mit gebrochenem Herzen. Genaugenommen hätte ich
mir eine Kugel durch den Kopf jagen müssen. Aber über das Alter des
Dramatisierens war ich schon hinaus. Statt dessen wandte ich mich – rechtzeitig
– nach Wien. Und da gewann ich. Der Lohn des Lasters, mein lieber Hugh.»
Hugh kippte
sein Glas; das Kerzenlicht spiegelte sich im dunklen Wein.
«Ich
hörte», sagte er langsam, «daß der Mann, dem du dieses Vermögen abgewannst –
ein junger Mann,
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