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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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erwiderte Avon kalt, «aber ich verstehe
kein Wort.»
    «Pardon,
Monseigneur. Jean besitzt eine Schenke, und dort kommen sehr oft englische
Reisende hin. Keine – keine sehr noblen Engländer, natürlich.»
    «Ach so.
Nun kannst du mir deine Geschichte erzählen. Beginne mit Deinem Namen.»
    «Ich heiße
Léon Bonnard, Monseigneur. Meine Mutter war die Mère Bonnard, und mein Vater ...»
    «... war der
Père Bonnard. Dies übersteigt nicht mein Fassungsvermögen. Wo wurdest du
geboren, und wann starben deine werten Eltern?»
    «Ich – ich
weiß nicht, wo ich geboren wurde, Monseigneur. Nicht in Anjou, glaube ich.»
    «Dies ist
gewiß hochinteressant», bemerkte der Herzog. «Verschone mich jedoch mit einer
Aufzählung der Orte, wo du nicht geboren wurdest, ich bitte dich.»
    Léon
errötete. «Sie verstehen mich nicht, Monseigneur. Meine Eltern zogen nach
Anjou, als ich ein Baby war. Wir besaßen einen Hof in Bassincourt, auprès de
Saumur. Und – und wir lebten dort, bis meine Eltern starben.»
    «Starben
sie simultan?» forschte Justin.
    Léons
gerades Näschen krauste sich bestürzt. «Monseigneur?»
    «Gleichzeitig.»
    «An der
Pest», erklärte Léon. «Ich wurde Monsieur le Curé übergeben. Ich war damals
zwölf, und Jean war zwanzig.»
    «Wie kam
es, daß du um so vieles jünger bist als Jean?» fragte Justin und schlug seine
Augen voll auf, so daß sich sein Blick mit dem Léons traf.
    Léon
entrang sich ein mutwilliges Kichern; er hielt dem durchbohrenden Blick
freimütig stand.
    «Monseigneur,
meine Eltern sind tot, und ich kann sie nicht mehr danach befragen.»
    «Freundchen
...» Justin sprach sehr sanft. «Weißt du, wie ich mit kecken Pagen verfahre?»
    Léon
schüttelte furchtsam den Kopf.
    «Ich lasse
sie auspeitschen. Ich rate dir, auf der Hut zu sein.»
    Léon
erbleichte, das Lachen erstarb in seinen Augen.
    «Pardon,
Monseigneur. Ich – ich wollte nicht keck sein», sagte er zerknirscht. «Meine
Mutter gebar eine Tochter, die starb. Danach – danach kam ich.»
    «Danke. Wo
lerntest du wie ein Edelmann sprechen?»
    «Bei
Monsieur le Curé, Monseigneur. Er
lehrte mich lesen und schreiben und ein wenig Latein – und noch vieles
andere.»
    Justin zog die
Brauen hoch.
    «Und dein
Vater war Bauer? Wieso erhieltest du eine so gründliche Erziehung?»
    «Ich weiß
nicht, Monseigneur. Ich war das Jüngste, sehen Sie, und das Lieblingskind.
Meine Mutter ließ es nicht zu, daß ich auf dem Hof arbeitete. Deswegen haßt mich
auch Jean, glaube ich.»
    «Möglich.
Reiche mir deine Hand.»
    Léon hielt
ihm eine zarte Hand zur Untersuchung hin. Justin nahm sie in die seine und
prüfte sie durch sein Lorgnon. Sie war schmal und edel geformt; die spitz
zulaufenden Finger waren von Schwerarbeit aufgerauht.
    «Ja», sagte
der Herzog. «Recht hübsch.»
    Léon
lächelte gewinnend. «Quant à ça, Monseigneur, ich finde, Sie haben sehr
schöne Hände.»
    Die Lippen
des Herzogs erbebten leicht.
    «Dein
Kompliment überwältigt mich, mein Kind. Deine Eltern starben also. Was geschah
dann?»
    «Oh, dann
verkaufte Jean den Hof! Er fand, er sei für höhere Dinge geschaffen. Aber ich
weiß nicht ...» Léon neigte den Kopf, über diesen Punkt meditierend. Das nicht zu
bändigende Grübchen stellte sich ein, wurde jedoch schnell unterdrückt. Léon
sah seinem Gebieter feierlich ins Auge, wenn auch leicht nervös.
    «Wollen wir
Jeans Fähigkeiten übergehen», sagte Justin sanft. «Fahre in deiner Geschichte
fort.»
    «Ja,
Monseigneur. Jean verkaufte den Hof und nahm mich von Monsieur le Curé weg.»
Léons Gesicht bewölkte sich. «Monsieur wollte mich bei sich behalten, aber Jean
ließ es nicht zu. Er meinte, ich könnte ihm nützlich sein. Und Monsieur konnte
natürlich nichts dagegen unternehmen. Jean brachte mich nach Paris. Und dann
zwang er mich ...» Léon hielt inne.
    «Weiter!»
rief Justin scharf. «Wozu zwang er dich dann ...?»
    «Für ihn zu
arbeiten», sagte Léon schwächlich. Er begegnete einem forschenden Blick, vor
dem er seine großen Augen niederschlug.
    «Schön»,
meinte Justin schließlich. «Wir wollen es dabei bewenden lassen. Et puis?»
    «Nachher
kaufte Jean das Wirtshaus in der Rue Sainte-Marie und – und nach einiger Zeit
lernte er Charlotte kennen und – und heiratete sie. Da wurde es noch schlimmer,
weil Charlotte mich haßte.» Die blauen Augen schossen zornige Blicke. «Ich
versuchte sie eines Tages zu töten», berichtete Léon naiv. «Mit dem großen
Tranchiermesser.»
    «Ihr

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