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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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spielt?»
    «Um in der großen Welt zu
sein. Ich gehe zu Vassaud, um Paris zu sehen.» Er griff wieder zur Feder, und
Hugh zog sich zurück.
    An diesem
Abend stand Léon beim Diner hinter dem Stuhl des Herzogs und wartete ihm auf.
Justin schien ihn kaum zu bemerken, doch Hugh konnte seine Augen fast nicht vom
pikanten Gesichtchen wenden. Er starrte ihn sogar dermaßen an, daß Léon
schließlich, mit großer Würde und einigem Vorwurf, zurückstarrte. Als Justin
der Blick seines Freundes auffiel, wandte er sich um und hob sein Lorgnon, um
Léon ins Auge zu fassen.
    «Was tust
du da?» fragte er.
    «Monseigneur,
ich sehe nur M. Davenant an.»
    «Dann
unterlasse dies.»
    «Aber er
sieht mich auch an, Monseigneur!»
    «Das ist etwas
anderes.»
    «Das finde
ich nicht», bemerkte Léon, sotto voce.
    Geraume
Zeit nach dem Diner brachen die beiden Herren zu Vassaud auf. Als Hugh erfaßte,
daß Léon sie begleiten sollte, nahm er Avon bestürzt beiseite.
    «Justin,
Schluß mit diesen Affektiertheiten! Bei Vassaud brauchst du keinen Pagen, und
dort hat ein solches Kind auch nichts zu suchen!»
    «Mein
teuerster Hugh, ich möchte dich bitten, dich nicht in meine Angelegenheiten
einzumengen», antwortete Justin zuckersüß. «Der Page geht mit. Ich habe eben
meine Grillen.»
    «Aber warum
denn? Das Kind sollte zu Bett gehen!»
    Justin
schnipste einen Tabakkrümel von seinem Rock.
    «Du zwingst
mich, dir in Erinnerung zu rufen, Hugh, daß der Page mir gehört.»
    Davenant
preßte die Lippen zusammen und schritt durch die Tür. Seine Gnaden folgte ihm
lässig.
    Vassauds
Spielsalon war trotz der frühen Abendstunde überfüllt. Die beiden Herren ließen
ihre Überröcke beim Lakai im Vestibül zurück und schritten sodann, Léon in
ihrem Kielwasser, durch die Halle auf die breite Treppe zu, die in die
Spielsäle des ersten Stockwerks führte. Hugh erblickte am Fuße der Treppe einen
Freund und hielt inne, um mit ihm einige Worte zu wechseln, doch Avon bewegte
sich weiter und verbeugte sich nur leicht nach links oder rechts, wenn ihn Bekannte
grüßten. Er blieb kein einziges Mal stehen, um mit jemandem zu sprechen,
obgleich ihn mehrere Leute anriefen, sondern schritt in königlicher Haltung dahin,
ein leises Lächeln auf den Lippen.
    Léon folgte
ihm auf den Fersen, mit vor Interesse weit aufgerissenen blauen Augen. Er zog
beträchtliche Aufmerksamkeit auf sich, und viele neugierige Blicke schweiften
über ihn und den Herzog. Als er einen solchen Blick auffing, errötete er
leicht, doch Seine Gnaden schien die Überraschung, die er hervorrief, nicht
wahrzunehmen.
    «Was ficht
Alastair jetzt schon wieder an?» fragte der Chevalier d'Anvau, der mit einem
Herrn de Salmy in einer Ausbuchtung der Treppe stand.
    «Weiß der
Himmel», de Salmy zuckte elegant die Achseln, «er muß eben einfach extravagant
sein. Guten Abend, Alastair.»
    Der Herzog
nickte ihm zu. «Entzückt, Sie zu begrüßen, de Salmy. Sehen wir einander später
beim Piquet.»
    De Salmy
verneigte sich.
    «Mit
Vergnügen.» Er blickte Avon nach und zuckte abermals die Achseln. «Tut so, als
ob er der König von Frankreich in eigener Person wäre. Mir mißfallen diese
sonderbaren Augen. Ah, Davenant, schön, daß Sie hier sind!»
    Davenant
lächelte freundlich.
    «Sie auch?
Welch eine Menschenmenge, nicht wahr?»
    «Ganz
Paris», stimmte ihm der Chevalier bei. «Warum hat Alastair seinen Pagen
mitgebracht?»
    «Keine
Ahnung, Justin ist nie sehr mitteilsam. Wie ich sehe, ist Destourville
zurückgekehrt.»
    «Ach ja,
gestern abend. Sie haben doch zweifellos vom Skandal gehört?»
    «Oh, mein
lieber Chevalier, ich höre mir nie Skandale an!» Hugh lachte und schritt weiter
die Treppe hinan.
    «Je me
demande», bemerkte
der Chevalier, Hugh durch sein Lorgnon nachblickend, «warum der brave Davenant
der Freund des schlimmen Alastair ist?»
    Der Salon
im ersten Stock war hell erleuchtet und schwirrte von heiterer und
zusammenhangloser Konversation. Einige saßen bereits am Spieltisch, andere
waren um das Buffet versammelt und nippten an ihrem Wein. Hugh erblickte Avon
durch die Flügeltür, die in einen kleinen Salon führte; er bildete den
Mittelpunkt einer Gruppe, sein Page in einigem Abstand hinter ihm.
    Ein halb
unterdrückter Ausruf ließ Hugh seinen Kopf wenden. Ein hochgewachsener,
ziemlich nachlässig gekleideter Mann stand neben ihm und starrte zu Léon
hinüber. Seine Stirn war in Falten gezogen, sein harter Mund zusammengepreßt.
Rot schimmerte sein Haar durch den

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