Gepeinigt
Lieferwagen hineingerissen, wo sie schmerzhaft auf dem SteiÃbein landete. Dann drückte ihr jemand so fest einen Lappen aufs Gesicht, dass ihr Nasenknorpel knirschte. Der Arm lockerte sich ein wenig, damit sie Luft holen konnte und den Ãthergestank einatmete. Plötzlich spürte sie seinen heiÃen, feuchten Atem am Ohr, wie den eines Liebhabers:
»Hab dich!«, zischte er. Sie bäumte sich auf, trat um sich, stieà dumpfe, tierische Laute aus, aber es half nichts: Schwarze Bewusstlosigkeit schwappte über ihr zusammen, als hätte man sie unter Wasser gedrückt.
Später, bevor sie begriff, was mit ihr geschah, bevor sie überhaupt etwas begriff, schlug sie mit dem Kopf auf Metall. Die Kollision zweier so ungleicher Objekte riss sie aus ihrer Besinnungslosigkeit. Ein hässlicher, lauter Schlag. Und die Schmerzen natürlich, die ihr fast den Schädel zerrissen. Ihr erster Instinkt war, einfach in die Ohnmacht zurückzusinken, zu schlafen, still zu liegen, sich nicht zu rühren, nichts zu spüren.
Aber es gelang ihr nicht. Jeder Schlag war entsetzlich, als würde man mit einer Eisenstange auf ihren Schädel einprügeln.
Sie zog die Knie an, rollte sich zusammen und versuchte, ihr eigenes Wimmern zu ignorieren. Ihre Gedanken waren schwammig und träge, einige wenige Fragen stiegen an die Oberfläche ihres gemarterten Bewusstseins: Wie? Warum? Es soll aufhören!
Die Antworten lieÃen auf sich warten, lieÃen sich Zeit, tauchten allmählich wie aus einem Nebel auf. Sie versuchte sie zu packen, festzuhalten, zu sich heranzuziehen. Endlich gelang es ihr, den ersten Fetzen zu erhaschen. Und noch einen. Und noch einen.
Langsam fügte sich alles zu einem schwammigen Bild zusammen und traf sie wie eine furchterregende Flutwelle. Auf einmal war ihr alles klar: Sie lag in einem Lieferwagen!
Sie hätte schreien können. Versuchte es. Vergebens. Man hatte ihr etwas in den Mund gestopft. O Gott! O Gott! Dieser Gedanke wiederholte sich wie ein hängen gebliebenes Tonband. Plötzlich wurde ihr speiübel, und sie bekam Panik. Sie spürte, wie ihr Magensaft in die Kehle stieg. Mittlerweile war sie klar genug und erkannte die Gefahr: Sie konnte an ihrem Erbrochenen ersticken! Schon sammelte sich Schleim in ihren Lungen, verstopfte ihre Luftröhre. Sie konzentrierte
sich darauf, ruhig durch die Nase zu atmen. Ein. Aus. Ein. Aus. Schnaubte. Während der ganzen Zeit prallte ihr Kopf rhythmisch auf sein Metallkissen.
Ihre Pistole! Wo war ihre Pistole? Hatte sie sie noch? Sie tastete danach. Weg. Sie griff in die Innentasche ihrer Jacke, aber auch ihr Handy war weg. Panisch riss sie die Augen auf. Schwärze. Undurchdringliche Schwärze. Sie zwang sich, ruhig ein- und auszuatmen, nicht in Panik zu geraten. Ihr Hirn brauchte Sauerstoff, sie musste nachdenken, ihre Lage analysieren, überleben, Chancen erkennen und sich zunutze machen. Wie fühlte sich ihr Körper an? Sie zitterte, aber nicht vor Kälte. Ihr Hals war wund und brannte. Sie hatte neben Schleim einen scharfen, süÃlichen Geschmack auf der Zunge. Ihre Augen waren offen, aber sie konnte nichts sehen. Hatte man ihr die Augen verbunden? Sie berührte mit klammen, verschwitzten Fingern ihre Augen, tastete ihr Gesicht ab, Stirn, Brauen, Wangen.
Dann hatte der Lieferwagen also keine Fenster. Sie fuhr mit ihrer Bestandsaufnahme fort. Ja, man hatte sie definitiv geknebelt, ihr einen Stofffetzen in den Mund geschoben und mit etwas umwickelt, das sich wie starkes Isolierband anfühlte. Sie riss und zerrte daran, und es gelang ihr, das Band zu lockern. SchlieÃlich konnte sie den Knebel ausspucken. Sie rang keuchend nach Luft, füllte ihre Lungen. Seltsam, aber ihre Hände waren nicht zusammengebunden. War dazu keine Zeit geblieben? Ihre FüÃe waren jedenfalls gefesselt. Sie tastete ihre Beine ab, fand die Fesseln. Kräftige Kabelbinder. Jemand hatte ihre FuÃgelenke umwickelt und sie an einem Haken im Fahrzeugboden befestigt.
Sie wusste sofort, was das bedeutete: Sie saà in der Falle. Verflucht! Wieder wollte sich ihr der Magen umdrehen. Sie hatte Schleim im Hals, vermischt mit saurer Magenflüssigkeit.
Warum nur? Warum ich?, dachte sie panisch. Unzählige Fragen wirbelten ihr durch den Kopf. Wer hatte sie gekidnappt, wo brachte man sie hin und was hatte man mit ihr vor? Vor Angst war sie einen Moment lang wie gelähmt, konnte nicht mehr denken.
Dann schoss ihr
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