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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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telefonieren. Sie musste endlich Gewissheit haben und wenn sie die nicht bekäme, würde sie zur Polizei gehen, ganz gleich, ob ihr Freund damit einverstanden war oder nicht. Natürlich wäre er nicht damit einverstanden. Sie würde es trotzdem tun. Sie hatte Angst, zornvolle Angst.
    »Der Dampf beruhigt«, sagte Rossi. »Damit Sie mich richtig verstehen, selbstverständlich bezahle ich alles, obwohl ich das Gerät nur mal ausprobieren wollte und Frau Ries mir sagte, Sie würden einen Sonderpreis machen bei der ersten Behandlung.«
    »Natürlich bekommen Sie…«
    »Nein, das will ich nicht. Ich will keinen Sonderpreis, ich bezahle den normalen Tarif. Sie geben sich Mühe und das muss belohnt werden. Frau Ries hat mir erzählt, dass Sie dieses Studio ganz alleine aufgebaut haben, das beeindruckt mich, das ist eine Leistung. Mir imponiert, wenn jemand handelt, verstehen Sie das, wenn jemand nicht dasitzt und jammert, sondern handelt. Das spricht von Selbstbewusstsein und Kraft. Sie sind eine kraftvolle Frau, Frau Horn…«
    »Ich schalte das Gerät jetzt ab, sonst trocknet Ihre Haut zu sehr aus.«
    Sie wollte ihn so schnell wie möglich loswerden. Keinen Ton wollte sie mehr von ihm hören. Sowie er weg war, würde sie Helga Ries anrufen und sie fragen, was sie sich dabei gedacht hat, ihr diesen Kerl aufzudrängen. Was wollte der von ihr?
    Plötzlich hielt sie seinen Wunsch nach Pediküre und Maniküre für einen Vorwand. Wofür? Was war seine Absicht? Was bezweckte er wirklich? Sie konnte nicht einmal behaupten, er wolle sie aushorchen. Hauptsächlich redete er von sich wie die meisten ihrer Kunden. Was also war das Beunruhigende, das Unheimliche an ihm?
    Jetzt schlug er die Augen auf. Sie hatte das Gerät abgeschaltet und der Raum roch nach dem ätherischen Öl und dem Spray. Im Garten hörte sie die Vögel zwitschern und sie sah sich selbst, wie sie dastand, gleichsam festgebunden, reglos, gequält von wachsendem unerklärlichem Entsetzen.
    »Ist was?«, fragte Rossi. Auf seiner Stirn glänzte Schweiß, seine Gesichtshaut war gerötet. Er ist schmerzempfindlich, dachte Natalia, wenn man ihn zu fest berührt, schreit er, er schreit und schlägt um sich.
    »Wir sind so weit«, sagte sie und diese Bemerkung kam ihr sofort unwirklich vor, auch falsch, sie wusste selbst nicht genau, was sie damit meinte.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte er und schnellte in die Höhe. Erschrocken wich sie einen Schritt zurück, trat aus Versehen auf den Metallfuß der Trennwand und zuckte erneut zusammen.
    »Bitte?«, stieß sie hervor. Sie war rot geworden, das spürte sie, ihr Herz schlug heftig und sie schämte sich dafür und im nächsten Moment war sie wütend. »Die Stunde ist um, Sie müssen jetzt gehen!«
    Er starrte sie weiterhin an und seine Augen waren grau und klein. Dann schwang er sich von der Liege und bückte sich nach seinen Schuhen.
    »Eine hübsche Bluse haben Sie unter dem Kittel an«, sagte er und streifte sich die Socken und die Schuhe über.
    »Ich mag weiße Blusen, sie sind fraulich, sie machen eine Frau fraulich, verstehen Sie das?«
    Er hob den Kopf und sie riss ein Kleenextuch aus dem Karton, rieb sich die Hände ab und warf es in den Abfalleimer. Als sie sich ihm zuwandte, fixierte er sie immer noch. Diesmal irritierte sie der Blick nur eine Sekunde, dann drehte sie sich wortlos um und ging zur Tür.
    »Ich fühle mich gut«, sagte er, stapfte mit den Schuhen zweimal laut auf den gefliesten Boden, als trage er Stiefel, in die er nur schwer hineinkam, und holte seinen Geldbeutel aus der Tasche.
    Vor der Haustür gab er ihr die Hand und sie nahm sie widerstrebend.
    »Ich möchte Sie noch etwas fragen«, begann er und ließ sie nicht zu Wort kommen. »Sind Sie eigentlich verheiratet?«
    Wieder richtete er seine kleinen grauen Augen auf sie und Natalia lächelte, lächelte schmal und abfällig und nicht im Geringsten nett und sie war entschlossen, so lange stumm stehen zu bleiben, bis er auf der Straße und für immer aus der Welt sein würde.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er und erwiderte ihr Lächeln mit einem Grinsen. »Mir ist gerade eingefallen, dass Frau Ries mir erzählt hat, Sie seien so gut wie verlobt. Stimmt doch? So gut wie verlobt. Ihr zukünftiger Mann war ja schon in der Zeitung. Sein Name fällt mir jetzt nicht ein. Natürlich. Und Sie waren schon einmal verlobt, nicht wahr? Vor einigen Jahren. Entschuldigen Sie, Frau Ries und ich, wir reden manchmal lange zusammen…«
    Abrupt hörte er auf zu

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