Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
vorkommt. In Anbetracht der Tatsache, dass die Erde Milliarden Kilometer entfernt ist, ist das schlimmer als Dutzende von Epidemien. Es kann Hunger bedeuten, vielleicht sogar das Ende.
I
Der Photonenfrachter »Tachmasib«
1. Das Raumschiff nähert sich dem Jupiter,
aber der Kommandant streitet sich mit
dem Steuermann und nimmt Sporamin
Alexej Petrowitsch Bykow, der Kommandant des Photonenfrachters »Tachmasib«, schlüpfte aus der Kajüte und lehnte die Tür hinter sich an. Sein Haar war nass, er hatte soeben geduscht, einmal mit Wasser und einmal unter der Ionenbrause. Trotzdem war er nach dem allzu kurzen Schlaf noch ein wenig benommen; gerne hätte er länger geschlafen, er bekam kaum die Augen auf. In den letzten drei Tagen waren ihm höchstens fünf Stunden Ruhe vergönnt gewesen; der Flug erwies sich als ziemlich schwierig.
Der Korridor war hell erleuchtet und menschenleer. Bykow ging zur Steuerzentrale hinüber und hob mühsam die Beine, um nicht zu schlurfen. Er musste durch die Schiffskantine, deren Tür offen stand. Bykow hörte Stimmen. Die Planetologen Dauge und Jurkowski unterhielten sich, wie es schien, ungewöhnlich gereizt und zugleich seltsam dumpf.
Sie haben wieder etwas angestellt, dachte Bykow. Mit den beiden hat man nichts als Ärger! Aber sie ausschimpfen kann ich auch nicht, weil sie trotz allem meine Freunde sind und sich so darüber freuen, dass wir bei diesem Flug zusammen sein können. Es kommt selten vor, dass wir gemeinsam fliegen.
Bykow betrat die Kantine und blieb im Türrahmen stehen. Der Bücherschrank stand offen, und alle Bücher lagen unordentlich auf dem Fußboden. Das Tischtuch war vom Tisch gerutscht. Unter der Couch ragten Jurkowskis lange Beine mit den engen grauen Hosen hervor und zappelten.
»Ich sage dir doch, sie ist nicht hier«, schimpfte Dauge, der nicht zu sehen war.
»Such weiter!«, befahl Jurkowski mit erstickter Stimme. »Du hast sie zuletzt gehabt, also such!«
»Was geht hier vor?«, fragte Bykow unwirsch.
»Aha, da ist er!« Dauge hockte unter dem Tisch und stand langsam auf.
Sein Gesicht war fröhlich, Jacke und Hemdkragen standen offen. Jurkowski kroch mühsam rückwärts unter der Couch hervor.
»Was ist los?«, wollte Bykow wissen.
»Wo ist meine Waretschka?«, fragte Jurkowski und stand auf. Er war wütend.
»Du Unmensch!«, wetterte Dauge.
»Ihr Tagediebe«, sagte Bykow.
»Er, er ist der Tagedieb!«, jammerte Dauge mit tragischem Unterton. »Sieh dir sein Gesicht an! Er ist ein Henker!«
»Ich frage dich das ganz im Ernst«, fuhr Jurkowski fort. »Wo ist meine Waretschka?«
»Wisst ihr was, Planetologen«, schaltete sich Bykow ein. »Schert euch zum Teufel!« Er reckte das Kinn vor und ging zur Steuerzentrale.
»Er hat die Waretschka im Reaktor verbrannt!«, rief Dauge ihm nach.
Krachend schlug Bykow das Schott hinter sich zu. In der Steuerzentrale war es still. Der Steuermann Michail Antonowitsch Krutikow saß, das Doppelkinn auf die rundliche Faust gestützt, auf seinem Platz vor dem Bordcomputer. Der Rechner surrte leise und blitzte mit den Neonkontrolllämpchen. Krutikow sah den Kommandanten freundlich an und fragte: »Gut geschlafen, Ljoscha?«
»Ja«, antwortete Bykow.
»Ich habe einen Funkspruch von der Amalthea bekommen«, informierte ihn Krutikow. »Sie warten dort und warten …« Er schüttelte den Kopf. »Stell dir vor, Ljoscha, ihre Tagesration besteht aus zweihundert Gramm Zwieback, fünfzig Gramm Schokolade und Chlorellasuppe. Dreihundert Gramm Chlorellasuppe, und die schmeckt dort überhaupt nicht.«
Da müsstest du mal hin!, dachte Bykow. Dann würdest du abnehmen, Dickerchen! Er warf dem Steuermann einen strengen Blick zu, konnte sich aber doch nicht beherrschen und musste lächeln. Die dicken Lippen vorgestülpt, besah sich Krutikow einen linierten blauen Papierstreifen. »Hier, Ljoscha, ich habe unser Finalprogramm zusammengestellt. Prüf es bitte!«
Für gewöhnlich brauchte man die Kursprogramme, die Krutikow zusammenstellte, nicht zu überprüfen. Er war zwar nach wie vor der dickste, aber auch der erfahrenste Steuermann der interplanetarischen Flotte.
»Ich überprüfe es später«, erwiderte Bykow, hielt sich die Hand vor den Mund und gähnte ausgiebig. »Gib dem Autopiloten das Programm ein!«
»Habe ich schon gemacht, Ljoscha«, gestand Krutikow schuldbewusst.
»Auch gut«, erwiderte Bykow. »Wo sind wir jetzt?«
»In einer Stunde kommen wir in die Endphase«, antwortete Krutikow. »Wir überqueren
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