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Geschichte Irlands

Geschichte Irlands

Titel: Geschichte Irlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Stuchtey
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gleichermaßen die Oberhoheit besitze. Sie setzten dem entgegen, dass die politische Loyalität, die sie für England empfanden, sie nicht zwangsläufig auch in religiösen Angelegenheiten an die Krone binde. Dahinter verbarg sich auch Kritik an den anglikanischen Vertretern des Königs in Dublin: Diese könnten sich nicht wirklich für das Wohl Irlands einsetzen, weil sie mit der katholischen Bevölkerung nichts gemein hätten. Vielmehr verteidigten die Vizekönige die strenge Strafgesetzgebung gegen die Katholiken, provozierten damit Aufstände und rechtfertigten den Einsatz des Militärs. Herausragende Statthalter der Krone waren Thomas Radcliffe, Earl of Sussex, und Sir Henry Sidney, die beide die gleichen enttäuschenden Erfahrungen eines jeden Gesandten in der Peripherie machen mussten: Sie entwarfen aufwendige Programme, um in möglichst kurzer Zeit Irland zu reformieren und die Kontrolle über die Einführung des englischen Rechtssystems zu straffen, aber sie rechneten weder mit den regionalen und lokalen Gegeninteressen noch mit dem Bestreben der Londoner Zentrale, sich finanziell zurückzunehmen. Die Einteilung des Landes in Shires wurde fortgesetzt, Sheriffs (Friedensrichter) nach dem Vorbild des englischen Rechtswesens etabliert. Eine effektive Verwaltung aber ließ sich nicht praktizieren. Als Konsequenz stieg die Zahl derjenigen, die mit privaten Mitteln in die koloniale Erschließung Irlands investierten, obwohl ihnen das als illoyal ausgelegt werden konnte.
    Englische Monarchen von Elisabeth I. bis Karl II. machten aus dieser Not eine Tugend, indem sie die Irlandverwaltung ihrer Vertreter, der Lord Deputies, streng beaufsichtigten, zentralisierten und gegebenenfalls revidierten. Zu viel Geld war im Spiel und zu groß die Gefahr, dass Spanien Irland als Stützpunktnutzen könnte, um im Verband mit den Spanischen Niederlanden England von zwei Seiten zu umklammern.
    Für die Old English bot sich hier die Gelegenheit, zu vermitteln und durch Reformvorschläge die Modernisierung zu befördern. Das Konzil von Trient (1545–1563) hatte durch seine theologische Dogmatik die Glaubensspaltung in Europa eigentlich besiegelt. Es trug dazu bei, dass die Gegenreformation in Irland den Katholizismus, aber auch generell das religiöse Leben stärkte und schließlich die besonders abgelegenen Landstriche vom Heidentum oder von zweifelhaften Glaubensformen löste. Erst im Nachklang des Konzils wurde neben dem gälischen Irland auch die englischstämmige irische Elite von dem politischen Bewusstsein eines anti-englischen Katholizismus erfasst. Ursprünglich hatte dieser alteingesessene Adel mit der Reformation sympathisiert, aber durch die spaltende Politik der Tudor-Monarchen wurde er seiner Herkunft entfremdet und verschmolz zunehmend mit einer negativ definierten Identität, die die Anglisierung Irlands als eine Angelegenheit ausschließlich der «New English» bzw. der Ascendancy auffasste.
    Die Bevölkerung sah sich daher mit zwei miteinander konkurrierenden Reformbewegungen konfrontiert, mit denen die Old English personell und politisch aufs Engste verwoben waren. Damit war ein Interessenkonflikt geschaffen, der langfristig zu Katastrophen führen musste: Eine davon war die große katholische Rebellion von Portadown im Jahr 1641, bei der 12.000 Protestanten getötet wurden, die andere Oliver Cromwells Irlandfeldzug, dem ab 1652 die systematische Zwangsumsiedlung katholischer Bauern ins unwirtliche Connacht folgte. Hier wurde die berüchtigte Devise «To hell, or to Connaught» erfunden.
    Beide Ereignisse sind zu Erinnerungsorten mit besonderer historischer Nachhaltigkeit gemacht worden. Prinzipiell bestätigte sich auch hier, dass Aufstände die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Lebensverhältnisse der irischen und der altenglischen Bevölkerung nur verschlechterten. Die vom Grafen O’Neill angeführte katholische Konföderation dehnte ihre Rebellion ab 1642 bald von Ulster auf ganz Irland aus und wurdevom altenglischen Landadel sowie vom Vatikan finanziert. Unterstützt von der schottischen Armee unter General Munro, glaubte dagegen die protestantische Siedlergemeinschaft ihre Sicherheit allein vom Londoner Parlament garantiert. Als Cromwell 1649/50 gleich nach der Hinrichtung Karls I. seinen Vergeltungsfeldzug in Irland durchführte, war der irische Katholizismus allerdings längst

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