Geschichte Irlands
in eine Fraktion, die auf den englischen König gesetzt hatte, und eine zweite, die es mit Frankreich und Spanien hielt, gespalten. Insofern war er ein einfacher Gegner, und innerhalb weniger Wochen wurden allein in Wexford und Drogheda über 5000 Katholiken getötet. Anstelle von Sold wurde Cromwells Soldaten Land zugewiesen und damit fast die Hälfte des irischen Territoriums neu aufgeteilt.
Die Besiedlungspolitik
Schon seit einiger Zeit hatten sich die englische Kolonisierung («Plantation») und der irische Widerstand dagegen als zwei feste GröÃen nicht nur des Alltags, sondern auch des politischen Denkens etabliert. Mithin galten «irisch» und «katholisch» als synonym, wie politische Abhandlungen auf beiden Seiten der Irischen See bezeugen. Vor allem in den Provinzen Munster und Ulster wies das englische Siedlungsprogramm Land neu zu. Dabei hing die Zustimmung zum Kolonisierungsprozess primär von der Akzeptanz des protestantischen Glaubens ab.
Nachdem ab 1607 die meisten katholischen Grafen die Insel fluchtartig verlassen hatten, galten die verbliebenen katholischen Landbesitzer als Sicherheitsrisiko. Jakob I. erlieà 1609 für Ulster die Vorschrift, jeweils zehn englische protestantische Familien sollten ein Gebiet von der GröÃe von 1000 Morgen bewirtschaften und Haus und Hof wie kleine Festungen anlegen. Aus diplomatischer Rücksichtnahme auf die katholischen Mächte Europas verhielten sich er und sein Nachfolger Karl I. andererseits nicht so doktrinär, dass es keine Ausweichmöglichkeiten im Alltag gegeben hätte. Bis 1641 sollen fast 150.000 Neuengländer gezielt angesiedelt worden sein.
Die Besiedlung Ulsters war besonders durchgreifend, indemhier bereits nach kurzer Zeit die gälische Bevölkerung nicht einmal mehr Land pachten durfte und schon zuvor von englischen und schottischen Pächtern verdrängt wurde, die längere Verträge mit weit besseren Bedingungen erhielten. Das betraf besonders die Grafschaften Armagh, Cavan, Coleraine, Down, Fermanagh und Tyrone. Und die Profite blieben nicht aus. Landbesitz in Irland zahlte sich im holländischen Holzhandel aus, während Vieh nach England exportiert wurde. Zugunsten des Aufbaus der englischen Marine (Royal Navy) wurde innerhalb weniger Jahrzehnte der Waldbestand Irlands massiv gerodet. So wandelte sich im Laufe des 17. Jahrhunderts auch das Erscheinungsbild der irischen Landschaft grundlegend.
Je stärker die Old English verdächtigt wurden, sich von England mental zu entfernen, umso ausgeprägter passten sie ihre Gebräuche, ihre Kleidung, Speisen, Freizeitgewohnheiten, kulturellen Vorlieben und sogar die Architektur ihrer Häuser stets von neuem den aktuellen Moden in England an. Der Rezeption der Kultur des Nachbarn ging dabei die Reflexion auf die eigene Rolle und Funktion im kolonialen Umfeld voraus. Diese Elite fuhr in Pferdedroschken vor, wenn sie Hof und Land ihrer Pächter begutachtete, nicht in Ochsenkarren, und sie lieà sich auf Familienfriedhöfen mit prächtigen Grabmalen bestatten, um ihre Bedeutung für den Ort ihres Wirkens zu unterstreichen. Einmal mehr erwies sich der lokale Raum als Prüfstein für die Effizienz der Anglisierung. Gelang diese, wurde auch der Katholizismus in MaÃen toleriert.
Gelang sie jedoch nicht, kam es zum Krieg. In erster Linie von konfessionellen, weniger von kulturellen Faktoren bestimmt, zeigten sich Mitte des 17. Jahrhunderts die Gegensätze immer deutlicher. Als Thomas Wentworth, der spätere Earl of Strafford, als Statthalter in Irland zwischen 1633 und 1641 die Aufgabe in Angriff nahm, die ganze Insel zur königlichen Einnahmequelle zu machen, glaubte er, mit gemeinsamem, überkonfessionellem Widerstand rechnen zu müssen. Der aber stellte sich nicht ein. Denn einerseits erreichte die altgläubigen Old English die Nachricht, dass der König sie im Falle der Auflehnung nicht länger gegen ihre lokalen Gegner unterstützen würde. Auf deranderen Seite war die protestantische Oberschicht der New English, die als treue Royalisten und militante Antikatholiken im festen Glauben an ihre gesellschaftliche und ökonomische Sicherheit verankert war, mit einer anderen Bedrohung ihrer Existenz konfrontiert, nämlich der Herausforderung der Monarchie durch das Parlament.
Krieg
Der Bürgerkrieg zwischen den königstreuen und den parlamentarischen Parteien (1642â1649) ist eine
Weitere Kostenlose Bücher