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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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neutralisierten jeden anderen Geruch in der Luft um uns herum.
    »O je, o je, du meine Güte. Vielen, vielen Dank, junger Mann.« Sie war Engländerin - ich schätzte sie auf ungefähr sechzig, fünfundsechzig -, kugelrund wie eine ehrwürdige Matrone, ganz bebendes Doppelkinn und hühnerbrüstig. Eine dreifache Perlenkette erregte meine Aufmerksamkeit, ebenso die Brosche in Blumenform auf ihrem linken Revers, in der Rubine und Saphire verschwenderisch glitzerten. »Ich wage nicht daran zu denken, was geschehen wäre, wenn Sie nicht zufällig vorbeigekommen wären«, sagte sie, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war.
    »Es freut mich, Ihnen behilflich gewesen zu sein, Miss...«
    »Charnwood. Vita Charnwood. Wie aufmerksam von Ihnen, mich nicht Madam zu nennen.« Das bestätigte meine Vermutung von lebenslanger Jungfernschaft. »Entdecke ich da den Akzent meines Heimatlandes ?«
    »England? Ja, obwohl er durch lange Jahre auf dieser Seite des Atlantiks ein wenig verdorben ist.«
    »Kanada?«
    »Nein. Eigentlich die Vereinigten Staaten, aber...«
    »Dann sind Sie also wie ich den Versprechungen der Canadiern Pacific erlegen, die behaupteten, mehr als zwei Drittel der Kreuzfahrt fänden in den ruhigen Gewässern des Sankt -Lorenz-Stroms statt? Ich verstehe sehr gut. Ich bin ebenfalls ein Opfer der Seekrankheit, Mr—«
    »Horton.« Ich nahm den Hut ab und schüttelte ihre Hand. Ihr Griff war überraschend kräftig, in Anbetracht ihres Stolperns auf dem Niedergang. »Guy Horton.«
    »Ja, Mr. Horton, eine Märtyrerin. Es gibt keine andere Bezeichnung dafür. Unsere Ausfahrt war das reinste Fegefeuer.« Unsere Ausfahrt. Sie war also nicht allein. »Wir können nur hoffen, dass der Rest der Fahrt besser wird, nicht wahr ?«
    »Allerdings.« Ich lächelte und ließ sie nur zu gern in der Annahme, ich hätte mich aus demselben Grund wie sie entschlossen, statt von New York von Quebec aus zu fahren. Die Wahrheit hätte diese Besitzerin von Naturperlen und echten Rubinen auch viel zu misstrauisch gemacht. Und ich sage schon aus Gewohnheit nur dann die Wahrheit, wenn es nicht zu vermeiden ist.
    »Der einzige Nachteil ist der, dass einen hier niemand verabschiedet. Deshalb sind Sie vermutlich auch auf dieser Seite dieses Schiffes. Ich habe zufällig beobachten können, wie Sie sich mit einem anderen Gentleman an der Reling unterhielten, während ich mir über Ihnen fast den Hals verrenkt habe, um den wundervollen Blick zu genießen.«
    »Das war Max. Wir sind alte Freunde.«
    »Und Sie fahren beide nach längerer Abwesenheit nach Hause?«
    »Ja. Es müssen jetzt... oh, sieben Jahre oder mehr sein.« Es waren tatsächlich sogar neun Jahre, seit einer von uns in England gewesen war. Neun Jahre, in denen es uns im Großen und Ganzen sehr gut gegangen war. Die beiden letzten waren zwar ein bisschen weniger üppig gewesen, aber dennoch nicht so dürr, wie sie hätten sein können. Wenn man gestriegelt und gut gekleidet auf dem Erste-Klasse-Deck des neuesten Ozeandampfers steht, während an Land die Wirtschaft auf einen Zusammenbruch zusteuert, ist das keine schlechte Leistung, selbst wenn einen am Ende der Reise keine Reichtümer erwarten. Abgesehen davon bestand immer noch die Hoffnung, unterwegs jemand Reichem zu begegnen, was die Stimmung hob, die zu sinken drohte.
    »Sie werden feststellen, dass sich in England einiges geändert hat, Mr. Horton. Und nicht alles wird nach Ihrem Geschmack sein. Vor sieben Jahren war alles noch viel... fröhlicher.« Plötzlich schien ihr ein Gedanke zu kommen. Sie legte gebieterisch den Zeigefinger auf meinen Ärmel. »Sie müssen unbedingt zu meiner kleinen Party kommen, die ich morgen Abend gebe - bevor der Atlantik sein Schlimmstes tun kann. Meine Nichte und ich würden uns sehr freuen, Sie begrüßen zu dürfen. Ihren Freund ebenfalls.«
    »Nun, ich...« Ich stellte mir entmutigt die Nichte vor, dünn, nach Mottenkugeln riechend und bebrillt. Doch da fiel ein Sonnenstrahl auf die Brosche. »Ich fühle mich von Ihrer Einladung sehr geehrt. Und Max bestimmt auch.« »Diana und ich erwarten Sie um achtzehn Uhr in unserer Suite, Mr. Horton. Es werden nicht viele Leute da sein. Aber Sie werden die Gesellschaft genießen, das glaube ich ganz sicher.«
    »Ich auch, Miss Charnwood. Ich auch.«
    Wir, die wir von unserer Schlagfertigkeit leben, können es uns nie leisten, uns vollkommen zu entspannen. Seit ich die langweilige Welt der festen Arbeitsstunden und monatlichen Gehälter zehn Jahre zuvor

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