Gesetz der Lust
verstanden, Miss Jones. Ihr Bruder ist ein guter Agent, und wie alle guten Agenten kennt er das Risiko.”
“Aber Sie haben geglaubt, er sei tot. Jetzt, wo Sie wissen, dass das nicht stimmt …”
“Es macht keinen Unterschied, Miss Jones. Ich habe im Augenblick niemanden, den ich entbehren könnte. Und selbst, wenn es so wäre …”
“Was sind Sie für ein Mann? Mein Bruder wird gefoltert. Wie können Sie hier nur so ruhig stehen und so tun, als mache Ihnen das gar nichts aus?”
Panik überkam sie, als Marc Savin im nächsten Augenblick auf sie losging.
“Diese Ranch ist das Einzige, was mich im Augenblick aufrecht erhält und mir das Gefühl gibt, Teil der menschlichen Spezies zu sein, Miss Jones”, fuhr er sie an. “Nur weil Ihr Bruder Ihnen meinen Namen genannt hat, gibt Ihnen das noch lange nicht das Recht, in mein Haus einzudringen und etwas von mir zu verlangen. Verstanden?”
Er war ihr so nahe, dass Tory die kleinen Fältchen um seine Augen deutlich sehen konnte. Sie roch den Duft seiner Seife und sah benommen zu ihm auf.
Als sie schwieg, sprach er weiter. “Ich habe beinahe die Hälfte meines Lebens in der Hölle zugebracht, damit Leute wie Sie nachts sicher schlafen können. Ich bin im Augenblick nicht daran interessiert, einer Dame aus ihrer Verlegenheit zu helfen. Am Anfang glaubte ich noch, dass meine Arbeit einen Sinn hätte, jetzt bin ich so weit, dass es mir gleichgültig ist.”
“Sie herzloser … Ich kann nicht glauben, dass ein Mensch so gefühllos sein kann! Alex hat immer geglaubt, Sie seien sein Freund.”
“In unserem Geschäft hat man keine Freunde.”
“Du liebe Güte, ich kann verstehen, warum das so ist.” Tory spürte, wie ihr Herz raste. “Dann habe ich keine andere Wahl. Ich werde zurückfahren und versuchen müssen, ihn allein da herauszuholen …”
Marc lachte. “Seien Sie realistisch, Lady. Sie haben gesagt, Sie waren schon in Marezzo. Wenn Sie es geschafft hätten, ihn herauszuholen, dann wäre er jetzt schon hier.”
“Ich kann aber auch in die Stadt fahren und mich mit den Leuten von der Tageszeitung unterhalten”, meinte sie und sah ihn mit unschuldigem Blick an. “Es gibt doch eine Tageszeitung in Brandon, nicht wahr? Ich bin sicher, die würden sich mit Begeisterung auf die Geschichte stürzen. Wissen die Leute in der Stadt, dass Sie ein Agent sind?”
Tory hörte zwar die Worte, die sie sprach, dennoch war sie erstaunt, dass sie den Mut dazu hatte. Ihre Hände waren feucht, die Knie zitterten, als sie zu ihm aufsah.
Marcs Augen unter den dichten Brauen blitzten wütend auf. Seine Lippen waren zusammengepresst, ein Muskel in seiner Wange zuckte. Sein Ohrring blitzte auf, als er ihr einen Finger unter das Kinn legte und seinen Kopf senkte, bis ihre Augen auf gleicher Höhe waren. “Sie sind entweder sehr mutig oder sehr dumm, Miss Jones”, meinte er leise. “Niemand weiß, dass Sie hier sind, nicht wahr?” Ehe sie noch etwas sagen konnte, sprach er schon weiter. “Ist Ihnen eigentlich schon einmal der Gedanke gekommen, dass Sie zu viel wissen? Dass ich Sie nicht wieder hier weglassen kann, wenn ich wirklich der bin, für den Sie mich halten? Niemand würde etwas davon erfahren, wenn Sie verschwänden, Miss Jones. Wenn also die Tageszeitung in der Stadt dringend eine aufregende Story braucht, dann könnte sie vielleicht über eine Leiche berichten, die man am Fluss gefunden hat … um Himmels willen, werden Sie bloß nicht ohnmächtig!”
Er fing sie auf, als sie mit den Augen rollte und zusammensank. Der Gipsverband stieß gegen den Kamin, als Marc sie auf die Arme hob, zum Sofa hinüberging und sie dort etwas unsanft hinlegte. Als sie die Augen nicht öffnete, zog er eine Decke über sie und öffnete dann die Knöpfe ihrer Bluse.
Seine Worte waren nur teilweise ein Bluff gewesen. Victoria Jones wusste in der Tat viel mehr, als gut für sie war. Marc betrachtete sie mit gerunzelter Stirn.
Ihre nackte Haut unter seinen Fingern war warm und sanft. Er öffnete ihre Bluse und zog sie dann über ihren Brüsten ein wenig zusammen. Dann kniete er neben dem Sofa nieder und versuchte, ihr etwas Whiskey einzuflößen.
Ihre Augenlider flatterten, dann sah sie ihn an, öffnete gehorsam den Mund und trank einige kleine Schlucke.
“Sie sind eine sehr nüchterne Frau, nicht wahr?” Er wischte mit dem Daumen einen Tropfen Whiskey von ihrer Unterlippe, dann stellte er das Glas auf den Tisch.
“Eigentlich bin ich ein Feigling”, gestand sie
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