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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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Prolog
    Amanda wurde von schrecklichen Träumen heimgesucht. Colin war da, und sein geliebtes Gesicht war gramzerfurcht. Mandy, sagte er. Er hatte sie nie anders als Mandy genannt. Meine Mandy, Mandy-Schatz. Aber in seiner Stimme lag kein Lächeln, und seine Augen blickten ernst.
    Mandy, wir können nichts dagegen tun. Ich wünschte, wir könnten es. Mandy, meine Mandy, ich vermisse dich so. Aber ich hätte niemals gedacht, daß du mir so schnell folgst. Unser kleines Mädchen, es ist so schwer für sie. Und es wird noch schwerer werden. Du weißt, daß du es ihr sagen mußt.
    Dann lächelte er, aber es war ein trauriges Lächeln, und sein Gesicht, das so deutlich und so nah gewesen war, daß sie im Schlaf die Hand ausgestreckt hatte, um es zu berühren, löste sich auf und entschwand.
    Du mußt es ihr sagen, wiederholte er. Wir wußten die ganze Zeit, daß kein Weg daran vorbeiführt. Sie hat es verdient zu erfahren, woher sie kommt. Wer sie ist. Aber sag ihr, Mandy, sag ihr, daß sie nie vergessen soll, wie sehr ich sie geliebt habe. 0 ja, ich habe mein kleines Mädchen geliebt.
    Oh, geh nicht, Colin. Sie stöhnte im Schlaf, denn sie sehnte sich schmerzlich nach ihm. Bleib bei mir. Ich liebe dich, Colin. Mein wunderbarer Colin.
    Aber er würde nicht zurückkommen. Außer in diesem Traum.
    Oh, wie herrlich war es, Irland noch einmal zu sehen, dachte sie, wie Nebel über die grünen Hügel zu schweben, an die sie sich nach all den Jahren noch so gut erinnerte. Den glitzernden Fluß zu sehen, der wie ein helles, silbernes Band um ein unbezahlbares Geschenk gewunden war.
    Und da war Tommy, ihr geliebter Tommy, der sie erwartete. Der sich umdrehte und sie lächelnd willkommen hieß.
    Weshalb nur war sie von einer solchen Trauer erfüllt, obgleich sie wieder in Irland, wieder so jung, so lebendig und so voller Liebe war?
    Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen. Ihre lachende Stimme war atemlos. Und jetzt bin ich wieder bei dir.
    Er schien sie anzustarren, und egal, wie sehr sie sich bemühte, kam sie nie näher als auf Armeslänge an ihn heran. Aber sie hörte seine Stimme, die klar und süß wie damals klang.
    Ich liebe dich, Amanda. Es ist nicht ein Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe und an das Glück, das ich bei dir fand.
    In ihrem Traum wandte er sich ab und blickte auf den ruhig dahinströmenden Fluß mit den grünen, sanften Ufern hinaus.
    Du hast sie nach dem Fluß benannt, in der Erinnerung an die Zeit, die uns hier miteinander gegeben war.
    Sie ist so schön, Tommy. So intelligent, so stark. Du wärst stolz auf sie.
    Ich bin stolz auf sie. Und ich wünschte mir– aber es konnte nicht sein. Ich wußte es. Du wußtest es. Seufzend drehte er sich wieder um und sah sie an. Du warst ihr eine gute Mutter, Amanda. Vergiß das nie. Auch wenn du sie nun verläßt. Der Schmerz darüber und der Schmerz über das, was du all die Jahre für dich behalten hast, macht es dir schwer. Doch du mußt es ihr sagen. Sie hat ein Recht darauf. Und laß sie wissen, laß sie irgendwie wissen, daß ich ihr in Liebe verbunden war. Und es ihr gezeigt hätte, hätte ich die Gelegenheit dazu gehabt.
    Ich kann es nicht allein, dachte sie und kämpfte sich aus dem Schlaf, als sein Bildnis verschwand. Oh, großer Gott, zwing mich nicht, es allein zu tun.
    »Mom.« Sanft, auch wenn ihre Hände zitterten, strich Shannon ihrer Mutter über die schweißnasse Stirn. »Mom, wach auf. Es war nur ein Traum. Ein schlechter Traum.« Sie wußte, was es hieß, wenn man von Träumen gequält wurde und das Aufwachen dennoch fürchtete – sie selbst wurde jeden Morgen von der Angst geweckt, ihre Mutter wäre nicht mehr da. Ihre Stimme drückte Verzweiflung aus. Noch nicht, betete sie, noch nicht. »Du mußt aufwachen.«
    »Shannon. Sie sind weg. Sie sind beide weg. Sie wurden mir beide genommen.«
    »Pst. Nicht weinen. Bitte, nicht weinen. Und jetzt mach die Augen auf und sieh mich an.«
    Amandas Lider flogen flatternd auf. Ihr Blick drückte unendliche Trauer aus. »Es tut mir leid. Es tut mir so furchtbar leid. Ich habe nur getan, was in meinen Augen für dich das beste war.«
    »Ich weiß. Natürlich hast du das.« Sie überlegte verzweifelt, ob das Delirium bedeutete, daß der Krebs nun auch das Gehirn angriff. Reichte es nicht, daß er die Knochen ihrer Mutter fraß? Sie verfluchte die gierige Krankheit und verfluchte Gott, aber ihre Stimme klang besänftigend, als sie sprach. »Es ist alles gut. Ich bin hier. Ich bin bei

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