Gespenst zu vermieten: Romantic Thriller (German Edition)
Michaela, ich will nichts weiter von Ihnen als ein wenig gemeinsame Zeit.“
„Und wer sagt Ihnen, dass ich das auch will?“
„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“, zitierte er ernsthaft, und zum ersten Mal musste Michaela hell auflachen, was sie in seinen Augen noch begehrlicher machte.
„Ich bin hier, um ganz einfach ein paar Tage in Ruhe und Abgeschiedenheit zu verbringen. Ich sehe also wirklich keinen Grund ...“ begann sie, doch er ließ sie nicht ausreden.
„Gleich um zehn zu einem kleinen Spaziergang?“ Thorsten war einfach unwiderstehlich, und sie gab nach.
„Nach unten in den Ort“, stimmte sie zu. „Das kann ich dann mit einigen Einkäufen verbinden.“
„Sehen Sie, es geht doch, wenn Sie nur wollen.“
„Sagen Sie jetzt nichts Falsches, sonst könnte ich meine Entscheidung gleich wieder bereuen“, warnte sie.
„Sie werden mir doch jetzt nicht das Herz brechen wollen?“ Mit einem großen unschuldigen Blick ruhten seine Augen auf ihr.
„Sie sind unmöglich, Herr Minster.“
„Thorsten – bitte.“
„Bis gleich um zehn.“ Sie verließ endgültig den Raum, und Thorsten vertiefte sich heißhungrig in sein Frühstück.
*
Es war schon auf den ersten Blick ersichtlich, dass es hier an Geld mangelte, stellte Winfried Hartmann fest, als er mit seinem Wagen über die Auffahrt bis vor die breite Eingangstreppe fuhr.
Das Gebäude von Schloss Hohenberg selbst war imposant, es würde nach einer gründlichen Renovierung ein Schmuckstück sein unter all den anderen Schmuckstücken, die zum Konzern gehörten. Ein breites langgestrecktes Gebäude war das eigentliche Schloss, vierstöckig, mit einer Außenfassade aus schweren Bruchsteinen. Der Eingang in der Mitte war über eine breite Außentreppe zu erreichen. Hoch über das Dach hinaus ragte dann der Turm, ebenfalls mittig angelegt. Er besaß einen Ausguck direkt unter dem Dach, dessen Aussicht kilometerweit reichte. Soweit Hartmann bis jetzt in Erfahrung hatte bringen können, bewohnte die Besitzerin mit ihren Kindern den Turm selbst. Aber gerade solche Räumlichkeiten boten nach einem Umbau spezielle Apartments, für die eine gewisse Gesellschaft horrende Preise zu zahlen bereit war.
Hartmann ging die Stufen hoch und bemerkte, dass einige davon abgebröckelt waren, ein schlechter erster Eindruck. An der Rezeption stand ein junger Mann, die Haare waren etwas zu lang, das Jackett wirkte ein wenig flippig statt adrett, und die Schuhe, wie Winfried mit einem raschen Blick feststellte, glänzten nicht annähernd so, wie es der Standard im Konzern war. Dieser junge Mann würde bei einer Übernahme durch den Konzern keine Zukunft in diesem Hotel haben.
Im nächsten Augenblick aber hatte Winfried die Erscheinung von Freddie vergessen.
Claire-Marie kam mit einem strahlenden Lächeln auf den neuen Gast zu. Und ihre Erscheinung war makellos. Sie trug ein gut geschnittenes nachtblaues Kostüm mit einer goldfarbenen Seidenbluse, eine Goldkette mit einem einzelnen Lapislazuli, und ihr Haar war gerade so viel aus der Frisur gelöst, dass es vollkommen natürlich wirkte. Ihr schmales, ebenmäßiges Gesicht strahlte Offenherzigkeit und Freundlichkeit aus. Die schmale ausgestreckte Hand zierte ein schmaler Goldreif, kein Ehering.
Winfried konnte seinen Blick kaum wieder von der Frau lösen, sie verkörperte auf einen Blick alles, was er unter dem Begriff warmherzig verstand.
War das wirklich Claire-Marie Fischer?
„Herzlich willkommen!“
Winfried lauschte der Stimme nach, eine warme Stimme, nicht grell, nicht zu dunkel, einfach perfekt.
Der Mann rief sich fast gewaltsam zur Ordnung. Er war hier in einer heiklen Mission, und er würde mit der Frau vermutlich noch harte geschäftliche Verhandlungen führen müssen. Er konnte – nein, er durfte keine Gefühle aufkommen lassen. Außerdem – was hieß Gefühle? Er sah diese Frau jetzt zum ersten Mal, wie konnte er da überhaupt Gefühle entwickeln? Und plötzlich fragte sich Winfried, wie sie wohl den Schwindel mit dem Hausgeist aufziehen mochte. Ob sie selbst des Nachts mit einem Bettlaken über dem Kopf durch die Gänge geisterte? Hartmann glaubte einfach nicht daran, dass es wirklich Geister gab, also musste dies hier ein Schwindel sein. Aber wenn Claire ihn aufzog, dann war es sicher ein charmanter Schwindel.
Claire erging es ähnlich. Sie sah diesen Mann, der auf den ersten Blick Vertrauen ausstrahlte, gerade so, wie es ihr verstorbener Mann getan hatte. Der Blick, mit dem
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