Gespenst zu vermieten: Romantic Thriller (German Edition)
Gespenst zu vermieten
von Ann Murdoch
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
„Freddie?“ Der laute Ruf von Claire-Marie Fischer hallte durch die Empfangshalle von Schloss Hohenberg.
Die noch recht junge Frau führte das Schlosshotel seit fast zwei Jahren allein, nachdem ihr Mann bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Doch manchmal dachte sie, dass die Verantwortung für dieses ganze Anwesen und die Erziehung ihrer zwei Kinder einfach zu viel für sie waren. Und gerade jetzt hatte Claire entdeckt, dass sich ausgerechnet hier an der Rezeption, dem Aushängeschild eines jeden Hotels, ein regelrechter Schlendrian eingenistet hatte.
Die wenigen Anmeldezettel waren noch nicht ordentlich eingeordnet, und auch die Post lag noch unbeachtet herum. Claire hätte sich am liebsten gevierteilt, um all die Aufgaben zu erfüllen, die täglich anstanden – oder vielleicht hätte sie mehr Personal einstellen sollen. Doch das waren Kosten, die kaum erwirtschaftet werden konnten, denn das Hotel lief nicht so gut, wie sie sich das wünschte.
Freddie, der eigentlich Friederich hieß, hatte gerade seine Lehre als Hotelfachmann hier abgeschlossen, doch es schien Claire, als habe er an manchen Tagen alles wieder vergessen, was sie und all die anderen ihm beigebracht hatten.
Jetzt aber kam er von irgendwoher, mit einem völlig unschuldigen Blick im Gesicht.
„Freddie, wie sieht es hier aus?“, mahnte Claire und deutete auf das Pult. Der Anflug von Schuldbewusstsein im Gesicht des jungen Mannes verflog augenblicklich, als gleich zwei Autos vor dem Eingang hielten.
„Bringe ich gleich in Ordnung“, versprach er und lief dann rasch zur Treppe, um die neuen Gäste willkommen zu heißen.
Claire seufzte, schüttelte dann den Kopf und sortierte die Post selbst. Es war noch Ferienzeit, und eigentlich hätte das Hotel voll belegt sein müssen. Landschaftlich lag es sehr schön, die Zimmer waren großzügig, und die Preise hielten sich in Grenzen. Aber eine dringende Renovierung hatte Claire immer wieder hinauszögern müssen, und so war der Standard nicht auf dem hohen Niveau, das sich alle hier gewünscht hätten – allen voran natürlich die Besitzerin.
Sie setzte jetzt ein fröhliches Lächeln auf, um die neuen Gäste zu begrüßen, doch dann gefror ihr Gesicht zu einer Maske.
„Du Blödmann! Warte, ich kriege dich!“, ertönte die helle, zornige Stimme ihrer zwölfjährigen Tochter Ann-Kathrin. Rennende Schritte verrieten, dass das Mädchen hinter jemandem herlief. Und dieser jemand konnte eigentlich niemand anders sein als der um ein Jahr ältere Bruder Gabriel.
Jetzt wurde eine Tür aufgestoßen, und gleich darauf jagte der zartgliedrige Junge in die Empfangshalle hinein.
Im gleichen Augenblick führte Freddie eine vornehm gekleidete Frau herein, kurz dahinter kam noch ein Mann.
Die elegante Dame blieb wie angewurzelt stehen, den Ausdruck absoluter Abscheu im Gesicht, als sie die Kinder erblickte.
Auch Gabriel hielt abrupt inne. Ann-Kathrin, die ihm dichtauf folgte, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, prallte heftig gegen ihren Bruder und schubste ihn auf diese Weise vorwärts, so dass er nur noch knapp vor der Frau zum Stehen kam.
Gabriel hob den Blick und bat mit leuchtend blauen Augen in dem schmalen Gesicht unter den dunklen lockigen Haaren um Entschuldigung. Doch hier war er eindeutig an die Falsche geraten.
Mit einem Ausdruck, als habe sie ein ekliges Insekt vor sich, betrachtete die Frau den Jungen, setzte sich dann wieder in Bewegung und ignorierte das Kind einfach.
Ann-Kathrin hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszuprusten, Gabriel blickte völlig verblüfft, und Freddie unterdrückte ein Grinsen.
Claire schickte ihren Kindern einen Blick, der ihnen eine gepfefferte Standpauke versprach, und nur der sportlich aussehende Mann, der als letzter hereingekommen war, grinste offen über das ganze Gesicht.
„So jung und schon so stürmisch?“, fragte er freundlich und legte Gabriel eine Hand auf die Schulter.
„Oh, tut mir leid, wirklich“, beteuerte der Junge und wurde rot. „Aber es war doch nur ...“
„Nichts weiter“, klang jetzt Claires Stimme dazwischen.
Die beiden Kinder nickten einmütig und verschwanden friedlich, als habe es nie Geschwisterstreit gegeben.
„Verzeihen Sie bitte.“ Claire lächelte die Frau an. „Die Kinder sind manchmal etwas
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