Gestaendnis im Palazzo der Traeume
ihr sehr schwer zuzugeben, dass es ihr immer noch wehtat, Max und Gina zusammen zu sehen.
Während Sophie aß, trank, lächelte und dolmetschte, vergaß sie tatsächlich nicht eine Sekunde, wie nahe Max Quintano ihr war. Ständig glaubte sie, seinen Blick in ihrem Nacken zu spüren, und sie musste all ihre Willenskraft aufwenden, um keine unverständlichen Dinge zu sagen und sich nicht umzudrehen. Dabei ärgerte es sie maßlos, dass allein sein Anblick sie derart durcheinanderbrachte. Deshalb lächelte sie noch strahlender und ließ ihren Charme noch mehr als sonst spielen, was ihr Cesares Bewunderung eintrug und woran Abe schließlich merkte, dass etwas nicht stimmte.
Väterlich tätschelte er ihr die Wange. „Sophie?“ Sie sah in seine klugen blauen Augen. „Sie tun zu viel des Guten“, meinte er leise auf Russisch. „Wer immer es ist, dem Sie aus dem Weg gehen wollen, benutzen Sie mich dazu und nicht den jungen Cesare. Ihn könnten Sie damit verletzen, ich jedoch habe breite Schultern und mache Ihr Spiel gern mit.“
„Sie sind ja fürchterlich scharfsichtig, Abe“, seufzte Sophie. Doch als Abe sie zum Tanzen aufforderte, erhob sie sich mit einem fast natürlichen Lächeln und ließ sich zur Tanzfläche führen.
Trotz seiner Körperfülle war Abe ein guter Tänzer. Entspannt gab sich Sophie seiner Führung und der Musik hin, wobei ihre große anmutige Gestalt die bewundernden Blicke sämtlicher Männer auf sich zog – und die eines Bestimmten im Besonderen.
„Sie sind eine sehr schöne Frau, wie ich Ihnen schon oft gesagt habe“, meinte Abe, als er sie galant zum Tisch zurückführte. „Wer immer es ist, er ist ein Dummkopf und hat sie nicht verdient. Sie verdienen nur den allerbesten Mann, vergessen Sie das ja nicht!“
Sophie sah in das runde rötliche Gesicht des Ölmilliardärs und stellte nicht zum ersten Mal fest, dass Abe Asamov nicht nur ein sehr netter, sondern auch ein sehr schlauer Mann war. „Sie haben recht.“ Lächelnd küsste sie ihn auf die Wange. „Danke.“ Warum vergeudete sie ihre kostbare Zeit damit, sich zu ärgern, nur weil sie einmal eine flüchtige katastrophale Affäre mit einem unverbesserlichen Schürzenjäger gehabt hatte? Es war höchste Zeit, nach vorn zu blicken!
„Verzeihen Sie …“ Der Klang der tiefen Stimme ließ Sophie aufblicken. Wie aus dem Nichts war Max Quintano vor ihnen aufgetaucht. „Überlassen Sie mir Ihre Partnerin für den nächsten Tanz?“
Ohne sich von Max’ Größe im Geringsten beeindrucken zu lassen, begutachtete Abe ihn eindringlich, bevor er sich mit fragendem Blick Sophie zuwandte. Auf Russisch erkundigte er sich bei ihr, was der Mann gesagt habe. Notgedrungen sah Sophie sich gezwungen, es ihm zu übersetzen.
„Aha.“ Abe Asamov wandte sich wieder Max zu. „Sie wollen meine Frau?“, meinte er in gebrochenem Englisch, wobei seine blauen Augen übermütig blitzten.
Kein Zweifel, der Russe amüsierte sich köstlich. Sophie warf Max einen verstohlenen Blick zu und bemerkte verärgert sein verächtliches Lächeln. Ganz bewusst hatte Abe den Eindruck vermittelt, dass sie seine Geliebte war, und offensichtlich glaubte Max ihm. Welches Recht nahm er sich heraus, über sie zu urteilen, wo er eine ganze Legion von Frauen vorzuweisen hatte und seine Dauergeliebte in diesem Moment auf der anderen Seite der Tanzfläche saß? Und wenn er Sophie so verachtete, warum wollte er dann unbedingt mit ihr tanzen?
„Ich hoffe, Sie gewähren mir einen Tanz mit Ihrer charmanten Begleiterin“, meinte er nun, wobei er Abe herausfordernd ansah. „Sophie und ich sind alte Freunde.“
Abe hob in einer theatralischen Geste beide Hände. „Ich bin nicht ihr Wärter. Fragen Sie sie selbst.“ Urplötzlich schien der russische Ölmogul die englische Sprache viel besser zu beherrschen, als er allen, Sophie eingeschlossen, bislang vorgemacht hatte.
Max wandte sich an Sophie und blickte ihr direkt in die Augen. „Darf ich dich um diesen Tanz bitten, Sophie? Dein Partner scheint nichts dagegen zu haben“, fügte er spöttisch hinzu.
„Was für eine Überraschung, dich hier zu sehen, Max“, erwiderte sie kühl. Dass die beiden Männer über sie gesprochen hatten, als wäre sie überhaupt nicht anwesend, ärgerte sie maßlos. „Ich wusste gar nicht, dass du tanzen kannst. Hat Gina es dir beigebracht?“, fügte sie spitz hinzu. Dieser hinterhältige Kerl besaß die Frechheit, ihr hier vor allen Leuten einen Seitenhieb zu verpassen und dennoch zu
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