Gestaendnis im Palazzo der Traeume
ungerührt zuckte sie mit den Schultern. „Und?“
„Ich habe auch gehört, dass dein Vater wieder geheiratet hat und du jetzt einen kleinen Bruder hast.“
„Ja.“ Sophie überlegte krampfhaft, wie sie Max wieder loswerden könnte. Sie wollte nur noch fort – fort von ihm und all den neugierigen Blicken um sie herum.
„Wenn dir die Sicherheit deiner Familie etwas bedeutet, wirst du dich morgen Mittag mit mir zum Essen treffen, damit wir in Ruhe darüber reden können. Ich werde um zwölf in deinem Hotel sein“, erklärte Max und blieb an ihrem Tisch stehen.
„Wir haben nichts zu besprechen“, entgegnete sie leise, als er ihr einen Stuhl zurechtrückte, sah ihn gleichzeitig aber fragend an. Warum in aller Welt wollte er sie wiedersehen, wo er doch seine angebetete Gina im Schlepptau hatte? Und was hatte das alles mit ihrer Familie zu tun?
„Sei da“, meinte er mit einem eisigen Lächeln. „Und vielen Dank für den Tanz. Er war sehr erhellend.“ Dann wandte er sich unverkennbar triumphierend an Abe Asamov und sagte kühl: „Vielen Dank, Abe.“
Der schlaue Russe schwieg eine Moment, wobei er Max’ Blick forschend standhielt. Schließlich schüttelte er den kahlen Kopf. „Sie brauchen sich nicht zu bedanken“, wehrte er trocken ab. „Sie haben mein … Mitgefühl.“
Sobald Max gegangen war, sah Sophie Abe Asamov irritiert an. „Warum haben Sie Max Quintano Ihr Mitgefühl ausgesprochen? Ich dachte, Sie wären mein Freund. Ich kann den arroganten Kerl nicht ausstehen und werde ganz bestimmt nicht morgen mit ihm zu Mittag essen!“
„Die Eiskönigin beginnt zu schmelzen.“ Abe lächelte vielsagend. „Und wenn Sie wirklich nicht wissen, warum ich dem Mann mein Mitgefühl ausgesprochen habe, irre ich mich vielleicht, und es ist noch nicht alles verloren“, meinte er geheimnisvoll. „In dem Fall braucht Quintano mein Mitgefühl nicht, und wir setzen unser Spiel fort.“ Er winkte dem Ober, Champagner nachzuschenken, und prostete Sophie zu. „Meine Frau wird hocherfreut sein, wenn ich ihr die Geschichte erzähle. Wir haben schon lange darauf gewartet. Sie sind viel zu hübsch, um allein zu sein.“
Doch Sophie leugnete vehement jegliches Interesse an Max Quintano und gab sich alle Mühe, äußerlich kühl und gleichmütig zu wirken. Was ihr leider nicht sehr gut gelang. Die Begegnung mit Max hatte sie so aufgewühlt, dass sie es nicht verbergen konnte.
Insgeheim verwünschte sie ihn immer wieder aufs Neue. Warum hatte er sich wieder in ihr Leben gedrängt und sie bewusst bloßgestellt, indem er sie in aller Öffentlichkeit geküsst hatte? Sie war wütend auf ihn, aber auch auf sich selbst, weil sie es zugelassen hatte. Denn schließlich war er immer noch mit Gina zusammen, und wenn er seinen zweifelhaften Antrag vorhin ernst gemeint hatte, war er auch immer noch ein hoffnungsloser Schürzenjäger. Das konnte sie nicht ernsthaft überraschen, weshalb sie jeden Gedanken an ihn so schnell wie möglich auslöschen musste. Und was das gemeinsame Mittagessen betraf, auf dem er bestanden hatte – sollte er nur weiterträumen!
Nachdem Sophie den letzten Schluck Champagner ausgetrunken hatte, bat sie Abe, ihr noch einen Kaffee zu bestellen. Bald danach brachen sie auf.
Aufmerksam beobachtete Max, wie sie den Saal verließen. Abe Asamov würde Sophie nicht mehr lange genießen können, schwor er sich gelassen. Er besaß die Macht, dafür zu sorgen, dass sie wieder ihm gehörte, solange er an ihrem atemberaubenden Körper Gefallen fand, und er war entschlossen, diese Macht auch zu nutzen.
4. KAPITEL
Wieder im Hotel, zog Sophie sich aus und ging schnurstracks ins Bad. Das lange Haar zu einem Zopf geflochten, eine schnelle Dusche, ein schlichtes Baumwollnachthemd übergestreift – und ins Bett. Todmüde schloss sie seufzend die Augen und kuschelte sich ins Kissen.
Doch sie konnte nicht schlafen, sondern drehte sich ruhelos hin und her und versuchte vergeblich, das Bild von Max Quintano aus ihrem Kopf zu verdrängen. Das Wiedersehen hatte viele Erinnerungen aufgewühlt, die sie mit viel Mühe verdrängt hatte.
Vom ersten Moment an war sie völlig verrückt nach Max gewesen. Deshalb war sie auch am Boden zerstört, als er nach ihrer ersten Verabredung zum Abendessen einfach abreiste. Mit Marnies Hilfe gelang es ihr jedoch fast, sich einzureden, dass es besser so sei. Max Quintano spielte in einer ganz anderen Liga als sie: ein superreicher Bergbau-Magnat, viel zu alt und erfahren, um sich
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