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Geständnisse eines graumelierten Herren

Geständnisse eines graumelierten Herren

Titel: Geständnisse eines graumelierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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hindurch. Ihr Blick signalisiert: Laß uns bitte allein!
    Leise, weil verständnisvoll, tritt er mit den kleinen Pantoffeln ab. Hier würde er als Mann nur stören. Daniela wird sie beruhigen, von Frau zu Frau und mit ihrem Planetenreservoir.
    Was jetzt?
    Renates Leid kann er nicht lindern. Er nicht. Sich ins Bett zu legen, wäre geschmack- und herzlos. Auch ist er zu betroffen, um Ruhe zu finden. Er hält Störungen fern, schaltet das Telefon nach oben, läßt Bella noch einmal hinaus.
    Ich komme mir vor wie ein Bigamist, dem die erste Frau auf der Hochzeitsreise mit der zweiten nachgefahren ist!
    Er geht die Treppe hinauf, zieht sich an. Für alle Fälle.
    Was wird Detlef tun?
    Eine Prognose Danielas fällt ihm ein: Detlef gibt nicht auf! Er ist ein typischer Widder. Weil du da bist, wird er kämpfen. Das Klingeln des Telefons verschafft ihm eine Aufgabe.
    Aha! Detlef kämpft schon...
    Von Mann zu Mann sprechen zu können, ist genau das, was der ferne Besorgte sich wünscht. Lukas kann Detlefs vergebliche Anrufe auf dem Messnerhof erklären und kann ihn beruhigen: Hofkoller — allein in der neuen Umgebung, nach Überanstrengung verständlich. „Jetzt schläft sie“, notlügt er. „Mach dir keine Sorgen. Wir passen auf sie auf.“
    Draußen bellt Bella. Als er sie reinläßt, hört Lukas Motorgeräusch.
    Traktor um Mitternacht?
    Er steigt in die Gummistiefel, greift die Taschenlampe und stürzt hinaus. Seine Vermutung wird bestätigt.
    „Da is sie ja!“ ruft der Pacher Berni bei der Straße und leuchtet eine unschlüssige Kuh an. Alois und Pepi fahren mit dem Traktor den Anstieg zur Straße hinauf. Lukas kommt von der Seite näher. Die Kuh flieht aus dem Traktorlicht, er tritt ihr in den Weg, blendet sie, die jetzt nicht mehr weiß wohin, bis Pepi, der Jüngste, ihr einen Strick überwirft. „So Rita. Geh’n ma heim.“
    Der Traktor kommt. „Vergelt’s Gott, Herr Nachbar!“ albert Alois und bindet die Kuh am Fahrzeug fest. Seine beiden Buben bringen sie zurück. Er selbst bleibt noch auf einen Schwatz, Lukas sieht auch darin eine Aufgabe, bittet ihn zum Schnaps in die Küche und meldet den Besuch lautstark durch die geschlossene Tür in die Stube hinüber.
    Sie haben grad bei der längst fälligen Leopoldine einen netten, kleinen Stier rausgezogen, erzählt Alois. Eine Stalltür war auf und irgendwie hat sich die Rita losgemacht und ist hinausspaziert. Daß Renate wieder da ist, weiß er auch schon. Draußen steht ihr Wagen, und weil er sie nebenan vermutet, redet er auf einmal lauter. Über Detlefs Reise muß ihn der ländliche Nachrichtendienst unterrichtet haben, denn er sagt: „Im Messnerhof möcht’ ich als Frau auch net allein bleiben!“ Augenzwinkernd hebt er das Stamperl Obstler. „Und weil du uns so schön g’holfen hast, nennen wir den Stier Lukas!“
    Darauf trinken sie noch einen, und weil niemand herüberkommt, geht der Pacher mit der Bitte, die beiden schön zu grüßen.
    Was jetzt?
    Lukas glaubt berichten zu sollen und stört mit der Störung. Renate starrt zurückgelehnt aus verschwollenen Augen an die Decke, aufrecht und konzentriert sitzt Daniela neben ihr. Unnötig leise schließt er die Tür.

    Es war richtig so!
    Nach kurzem Schlaf im Zu-Haus ist Lukas frühmorgens im Strom der Pendler in die Stadt gefahren. Im Wagen seinen Zeichenkram und einen Kanister Wasser aus dem Brunnen. Niemand hat seine Wegfahrt bemerkt.
    Erleichtert wie nach langer, beschwerlicher Reise die Tür zu einer komfortablen Hotelsuite, hat er die Wohnungstür aufgeschlossen und hinter sich zweimal zu, hat sich als erstes über den Auftragsdienst telefonisch unerreichbar gemacht, im Bad die Mischbatterie aufgedreht und in der Wanne gewissermaßen alle Mitschuld abgewaschen, sich rasiert, dann Tee getrunken. Dazu unterwegs besorgte frische Brötchen mit Butter und Honig gegessen und ausgiebig Zeitung gelesen.
    Jetzt muß die Zeit klären! Und der Abstand. Schade um die Zeit...
    Um sie nützlich zu füllen, hat er sich Termine aufgehalst. In der Zeitung, in der Autowerkstatt, beim Coproduzenten, mit dem er zum Landrat gefahren ist, mit beiden weiter zum vorgesehen Festplatz und auf der Straße am Bühlhof vorbei wieder zurück in die Stadt. Renates Wagen stand noch vor dem Zu-Haus. Mit dem britischen Konsul hat er sich zum Lunch getroffen, zwei Brötchen mit Butter vertilgt, bis die laue Suppe kam. Die britische Kolonie wird einige Ehrenpreise stiften. In Flaschen abgefüllt und schottischer Herkunft. Martina,

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