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Geständnisse eines graumelierten Herren

Geständnisse eines graumelierten Herren

Titel: Geständnisse eines graumelierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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mit den Nachrichten.
    Politiker lächeln Zuversicht in die Stube, als glaubten sie selber noch, was sie sagen — Daniela kennt sie alle — ; die tägliche Katastrophe hat nur zweiundsiebzig Menschenleben gekostet; ein Mord wird an höchster Stelle mit Empörung und Abscheu verzeichnet; Kranzniederlegung eines Bekannten beim Unbekannten; Machtproleten winken von einer Tribüne, ein gutbürgerliches Königspaar vom Balkon; Gruppen fordern, Stiftungen fördern, Kommissionen verteuern den Leerlauf; das Hochwasser geht zurück, der Arbeitsscheuenpegel steigt; die Mode zeigt viel Hals und Filet; auf der Autobahn stehender Verkehr, nur das Sturmtief über Schottland kommt zügig voran.
    Daniela streckt sich informationsmüde. Sie stehen auf, in Zeitlupe folgen die gewohnten, ordnungsschaffenden Haushaltshandgriffe. Am Kühlschrank legt sie die Butter hinein, dann die Arme um seinen Hals, bedankt sich — in aller Form, wie sie betont — für den schönen Tag, der lang war wie eine Reise, und mit einem Kuß gesondert dafür, daß er noch rausgefahren ist. Er hält sie um die weiche Taille und dankt in gleicher Form, weil es so harmonisch war. Bella steht daneben und gibt Laut.
    Die Dankbaren lösen sich, er läßt das Tier hinaus ins anregende Geplätscher, und trifft sie noch am Kühlschrank. Wie ein Tanzpaar beim ersten Akkord, nehmen sie sich wieder in die Arme, halten einander, Wange an Wange, parodieren Tangoschritte.
    „Ach Daniela!“ Er sagt es selbstironisch.
    „Ach Lukas!“
    Beide lauschen.
    „Der Hund“, sagte sie.
    Weil Bella, alleingelassen, nur im Zu-Haus nicht bellt, läßt er sie dort bellen. Daniela liegt schon in ihrem stabilen Messingbett. Sie hat nichts Unnötiges an, keine Ouvertürenklamotten, räkelt sich nicht rätselhaft, sagt und tut nichts Unnötiges. Beide sind, wie sie sind, er formuliert den Gleichklang, den das ergibt. Unnötigerweise.
    „Wir sind ein Jahrtausendgespann. Zusammengewachsen in vielen Inkarnationen.“
    Ihr Kommentar, seit Weihnachten habe sie’s gewußt, bringt ihn in die gegenwärtige zurück. Das Rätsel ihrer Geduld löst sich astrologisch: Seine Venus stand ungünstig. Zudem sind Georgia und Renate zehn Jahre jünger. Vordrängeln wäre da unklug gewesen.
    Er sieht sie an. „Jetzt sind wir wenigstens beide schuld.“

    Auf dem Bühlhof herrscht eine andere Schwingung als vorher. Sie frühstücken, wie auf Hochzeitsreise, wann immer sie sich nahkommen, fassen sie einander an, zärtlich oder lustvoll, sie singen viel und lachen miteinander. Dazu gibt es frische Rettiche. In Hof und Garten blüht das Landleben in seiner schönsten Form. Vieles, was sie vorher getrennt unternahmen, tun sie jetzt gemeinsam. Auch das Füttern des ländlichen Nachrichtendienstes gehört dazu. Daniela radelt mit ihm ins Dorf. Während er mit Maxi redet, wegen der Mannschaft für den Wettkampf gegen die Schotten, kauft sie ein. Beim Unterwirt, wo er vorsorglich Zimmer bestellt, holt sie ihn ab, und der Herr Pfarrer, dem sie begegnen, grüßt besonders freundlich. Vielleicht kommt es ihnen auch nur so vor, unter dem veränderten Blickwinkel.
    Martina, zum Tee eingeladen, wundert sich arglos. „Zu zweit seid ihr ganz anders als zu dritt. Nun war ich ja lang nicht mehr da.“
    Lukas macht sie mit ihrer Aufgabe als Moderatorin vertraut. Sie weiß sofort, auf was es ankommt. Alles okay. Daß es beim Steinheben um 508 kontinentale, beim Baumstammwerfen um 150 schottische Pfund geht, hat sie sich aufgeschrieben. Maxi kommt zu ihr auf den Michlhof, um sie im alpenländischen Sport zu unterrichten. Sonst darf niemand sie besuchen. Erst wenn alles fertig ist, geben sie und Lexa eine Party. Nur soviel verrät sie: „Es wird irre schick. Tschüß!“
    Alois hat den Abtransport der Schafe beaufsichtigt und den Abholern Bier gegeben. Sie reden noch einmal darüber. Vielleicht war’s vernünftig so. In der großen Herde, zu der sie kommen, werden sie sich wohlfühlen. Daniela stimmt zu. Weil sie mitgekommen ist, sitzt auch die Bäuerin dabei. In der Paarordnung gedeiht das Gespräch, wirkt das nachbarliche Verhältnis besonders herzlich und frei. Als wär eine letzte Unklarheit beseitigt.
    Auch Frau Schmidhuber hat kein Wort darüber verloren, daß Bellas Korb wieder im Hof steht. Sie gab sich auffallend weich und aggressionslos.
    Wie sich die Zweierharmonie auf dem Messnerhof ausnehmen wird, — das ist es, was Lukas beschäftigt. Renate hat zum Einweihungsessen geladen. Wer sonst noch kommt, hat sie

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