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Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Titel: Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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keine Griffe und keine Schrauben haben. Mit diesem Sarg fahren wir dann zum Kloster. Üblicherweise ist das am frühen Abend, und es erwartet uns ein gutes Abendessen. Dann dürfen wir auf den gar nicht so kleinen Friedhof der Klosteranlage und müssen dort nach alter Manier mit Hacke und Schaufel ein Grab ausheben. Zwei Meter lang, achtzig Zentimeter breit und einsachtzig tief.
    Das ist immer eine elende Plackerei, denn das Grabschaufeln gehört normalerweise nicht mehr zu den Arbeiten eines modernen Bestatters. Aber es ist auch klar, dass die allesamt schon sehr betagten Klosterfrauen das nicht selbst machen können. Diese Arbeit müssen wir abends machen, das ist wichtig, denn die Verstorbene muss, so will es die Regel, bis zum Anbruch des nächsten Tages unter der Erde sein. Während wir schaufeln, versorgen die Schwestern im Kloster die Verstorbene und wickeln sie in weiße Tücher. In ihrer Kapelle nehmen sie dann von ihr Abschied. Später können wir die eingewickelte Tote mit einem klapprigen Handwagen abholen und auf den Friedhof bringen.
    Ganz wichtig ist das weitere Vorgehen, und ich habe schon mehrmals versucht herauszufinden, warum man das so haben will, aber die Schwestern sind sehr geschickt darin, einfach nur milde zu lächeln, »Vergelt’s Gott« zu sagen und sich ansonsten in freundliches Schweigen zu hüllen. Jedenfalls stellen wir das Unterteil des Sarges in das Grab, lassen die eingewickelte Verstorbene an zwei Stricken hinunter und legen dann den Deckel auf. Anschließend schaufeln wir das Grab zu. Das alles machen wir ganz alleine, von den Schwestern ist da nie jemand zu sehen. Überhaupt macht der ganze Friedhof, im Gegensatz zur übrigen Klosteranlage, nicht den Eindruck, als würde er besonders gepflegt.
    Nun gut, ich stehe also im Wald, Flensen ist im Nebel verschwunden, und ich merke, wie mir die Kälte den Rücken hochkriecht.
    Hoffentlich kommt der bald wieder, wir haben noch viel zu tun. Erst mal den Wagen flottkriegen, dann den Weg zum Kloster finden, und so ein Grab ist auch nicht in zehn Minuten geschaufelt.
    Ich rufe: »Flensen! «, bekomme aber keine Antwort. Es ist so, als würde mein Rufen von einem dicken Kissen erstickt, so dicht ist der Nebel.
    Da steh ich also bei Nacht im Nebel und rufe »Flensen«. Irgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl. Kalt ist es, dunkel ist es, der Nebel umwabert mich, und das einzige Licht sind die zwei Lichtfinger vom Volvo, die nach erschreckend kurzer Strecke vom Nebel verschluckt werden.
    Es knackt hinter mir, und ich zucke zusammen. Vielleicht habe ich doch zu viel »LOST« geguckt, und kurzfristig denke ich darüber nach, ob es auch bei uns »die Anderen« geben mag oder irgendwelche schrecklichen Kreaturen, die einen in den Wald ziehen.
    Morgen früh bei Tageslicht würden sie dann meine Leiche finden, blutüberströmt, mit Stricken in den Baumwipfeln aufgehängt …
    Wieder knackt es, und ich zucke zusammen. Doch dann erkenne ich die Gestalt von Flensen, der aus dem Nebel herbeigestapft kommt, spärlich von den Rücklichtern angestrahlt.
    »Ein Ast, Sie hatten recht, nur ein dicker Ast«, sagt er, macht hinten die Klappe vom Auto auf und wirft mir eine der beiden Schaufeln zu. Männer müssen in solchen Situationen nicht viel reden, und so scharren wir mehr als wir schaufeln den lehmigen Waldboden um die eingesunkenen Räder weg.
    »Wenn wir da noch die Fußmatten drunterlegen und ich feste schiebe, kommen wir vielleicht raus«, meint Flensen.
    Ich schaue mir Flensen an, und in Anbetracht seiner schmächtigen Figur sage ich: »Nee, ich schiebe, und Sie fahren.«
    Er nickt, und ich weiß in diesem Moment, dass er später in der Firma stolz erzählen wird, dass der Chef die Karre in den Dreck gefahren hat und er sie dann wieder rausfahren musste. Aber das ist mir jetzt gerade egal, Hauptsache, wir kriegen die Karre wieder flott.
    Flensen legt den Rückwärtsgang ein, gibt Gas, ich drücke vorne an der Haube, doch der schwere Wagen bewegt sich kaum, der Boden ist viel zu glatt und matschig, und Winterreifen haben wir noch nicht montiert. Das glatte Profil der normalen Reifen rutscht nur so durch.
    »Mehr links drücken, rechts packt er, glaub ich!«, ruft mir Flensen zu, und ich drücke auf der linken Seite. Flensen gibt ordentlich Gas, und endlich greift auch das linke Vorderrad, mit einem Satz befreit sich der Wagen, nicht ohne mich von oben bis unten mit Lehm zu bespritzen.
    Ich habe zwar Lehm zwischen den Zähnen und im Gesicht, aber ich

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