Gestern fängt das Leben an
gedeckten Häusern und den Garagen, die vollgestopft sind mit Geländewagen und Minivans.
Ich weiß noch, wie ich selbst das erste Mal zu unserem künftigen Haus gefahren bin. Die Immobilienmaklerin war selbst nicht besonders begeistert von dem Objekt, aber ich wäre beim Anblick des rosaroten Kinderzimmers und der Granitküche fast in Ohnmacht gefallen. Meine hohen Absätze klackerten über den Holzfußboden. Ich eilte durch die Zimmer und drehte mich irgendwann zu Henry um, der mir die ganze Zeit brav gefolgt war, und sagte: «Das ist es!» Er war zunächst nicht so überzeugt wie ich, aber er wollte es mir recht machen. Nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, war er ebenfalls Feuer und Flamme. Also gaben wir unser Angebot ab – und zogen einen Monat später ein.
Wir waren beide daran beteiligt,
denke ich jetzt und starre durchs Fenster auf die vorbeifliegenden Häuser.
Es trägt nie einer allein die Schuld. Henry wollte es mir recht machen, und ich ihm. Und bei dem Versuch sind wir beide draufgegangen.
Das Taxi setzt mich vor Ainsleys Haustür ab. Ich klingele und frage mich kurz, welchen Eindruck ich nach dieser Nacht wohl abgeben mag, aber das ist mir jetzt egal.
Ainsley öffnet mir und blinzelt mich verwirrt an. Sie ist noch im Schlafanzug. Mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand zittert sie in der kalten Morgenluft.
«Es ist Viertel nach sieben, Jill! Was tust du hier?» Sie mustert mich irritiert.
Kein Wunder
, denke ich,
so zerknittert und ungewaschen, wie ich bin.
«Ich brauche deine Hilfe.» Schnell schiebe ich mich an ihr vorbei und marschiere direkt in die Küche, in die Küche, in der Katie in sechs Jahren ihr erstes Wort sagen würde: «Mama.»
Zögernd höre ich Ainsley die Haustür schließen und in ihren Hausschuhen hinter mir herschlurfen. An der Kaffeemaschine bleibt sie stehen.
«Kaffee?» Sie hebt die Kanne hoch.
«Setz dich. Ich mach das schon», sage ich und drücke sie auf einen Stuhl. Dann gehe ich an den Küchenschrank, nehme mir eine Tasse heraus, greife nach dem Zucker und nehme mir aus einer der Schubladen noch einen Kaffeelöffel. Ich bewege mich in der Küche, ohne groß nachzudenken. Die Griffe erfolgen automatisch. Und all das geschieht mit einem so großen Selbstverständnis, als wäre dies meine eigene.
«Woher weißt du …?», fängt Ainsley an und stockt.Ängstlich schließt sie den Mund wieder, und mir ist klar, dass ich mich verraten habe.
Ich habe Ainsley in meinem neuen Leben erst zweimal besucht. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Meine Verstellung ist mir im Augenblick egal.
«Hör zu, Ainsley, ich brauche eine Information von dir», erkläre ich und setze mich ihr gegenüber an den Tisch. «Frag einfach nicht, wieso. Es ist zu kompliziert.»
«Hat Jack dich betrogen?» Ihre Augen werden groß. «Äh, ich meine, ich weiß gar nichts darüber. Ehrlich!»
«Was? Nein, es geht um … Moment mal. Warte! Was war das gerade?» Ich starre sie finster an. «Wovon sprichst du?»
«Äh, nichts. Ich … Also, du siehst einfach aus, als wärst du … Und, äh, da dachte ich, ihr hättet gestritten, und jetzt bist du hier und …» Hilflos wirft sie die Hände in die Luft. «Ich dachte, du bräuchtest vielleicht Beweise oder so.»
«Nein», murmle ich. «Nein, überhaupt nicht.» Auch wenn ein Teil von mir tief beunruhigt ist über die Vorstellung, Jack könnte mir untreu sein. Das ist jetzt vielleicht nicht besonders logisch. Ich meine, ich versuche ja verzweifelt, zu Henry zurückzukommen. Aber etwas in mir hängt immer noch an Jack.
Vielleicht wird es ja auch immer so bleiben,
überlege ich.
Vielleicht wird ein Teil von mir Jack immer verbunden bleiben, ganz egal, wie sehr ich Henry auch liebe.
«Nein, Ainsley, hör zu: Ich muss wissen, wie ich deinen Masseur erreichen kann. Diesen Garland», sage ich. Ich habe vom Zug aus bereits die Auskunft angerufen, aber das Spa, in dem er in Zukunft arbeiten wird, gibt es noch nicht.
Ainsley runzelt verständnislos die Augenbrauen. «Was?Wovon redest du? Ich habe doch überhaupt keinen Masseur.»
«Natürlich hast du einen!», rufe ich, und meine Stimme überschlägt sich fast dabei. «Garland! Schwarze Haare, riesige Unterarme. Ihr Mädels steht alle total auf ihn!»
«Jilly? Geht’s dir nicht gut? Vielleicht solltest du dich etwas hinlegen.» Ainsley legt mir sachte die Hand auf den Arm. «Du siehst nicht gut aus.»
«Mir geht es sehr gut! Wirklich! Ich muss einfach nur diesen Garland
Weitere Kostenlose Bücher