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Gestern fängt das Leben an

Gestern fängt das Leben an

Titel: Gestern fängt das Leben an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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sicher. Aber darf ich dich nach Büroschluss entführen, Jillian?», fragt sie.
    Josie zuckt gutmütig die Achseln und lächelt zustimmend. Also sage ich: «Klar, treffen wir uns im Teesalon vom
Plaza Hotel

    Die nächsten Stunden vergehen wie im Flug, und mir raucht der Kopf vor so viel neuer Information. Als Josie sich schließlich in ihr Büro zurückzieht, rufe ich schnell bei Megan an. Das tue ich mittlerweile jeden Tag, um zu hören, ob ich ihr irgendwie helfen kann und wie es mit der strikten Bettruhe steht, zu der sie seit der zwanzigsten Schwangerschaftswoche verdonnert ist.
    In diesem neuen, alten Leben entgleitet inzwischen schon wieder so vieles meiner Kontrolle. Aber ich bin fest entschlossen, zumindest in dieser Angelegenheit   – Megan und ihr Baby – aufmerksam zu bleiben.
    Megan klingt am Telefon, wie sie zurzeit immer klingt: zufrieden, aber genervt von der verordneten Zwangspause. Sie hat eigentlich auch alles, was sie braucht. Bei meinen Besuchen bewundere ich stets ihren schwellenden Bauchund ihren hoffnungsvollen Blick auf die Zukunft. Und manchmal, wenn ich mit Einkäufen oder DVDs oder einfach nur so bei ihr vorbeischaue, bin ich tatsächlich neidisch auf meine Freundin. Denn trotz ihrer Risikoschwangerschaft wirkt sie rundum zufrieden. Ich sehe es, wenn sie mit leuchtenden Augen ihren Bauch streichelt und dabei über Kindernamen spricht – auch wenn es mir lieber wäre, sie würde es nicht tun, weil es angeblich ein schlechtes Omen ist.
    Nach dem Telefonat fahre ich den PC runter, schnappe mir meine Sachen und bahne mir einen Weg durch die Menschenmassen zum
Plaza
.
    In der Lobby riecht es nach einer Mischung aus teurem, blumigem Parfum und Teppichreiniger. Hier herrscht reges Kommen und Gehen, und die Signaltöne der Aufzüge klingeln beständig.
    Ich gehe in den Teesalon, aber Leigh und Allie sind nirgends zu sehen. Also winke ich die Bedienung zu mir, eine dürre blonde Ein-Meter-achtzig-Frau, die im echten Leben zweifellos ein aufstrebendes Model ist.
    «Bitte verzeihen Sie. Ich bin auf der Suche nach einer Mutter mit ihrer kleinen Tochter. Vielleicht haben sie ihre Namen bei Ihnen hinterlassen: Leigh und Allie?»
    «O ja, bitte hier entlang», sagt sie und zwinkert mir merkwürdig zu. «Sie sind im Nebenzimmer.»
    Seltsam,
denke ich und ziehe irritiert die Stirn kraus. Doch dann folge ich der Dame durch den Teesalon bis zu einer Tür. Sie tritt zur Seite, öffnet und lässt mir den Vortritt.
    «ÜBERRASCHUNG!», schallt es mir laut entgegen.
    Erschrocken mache ich zwei Schritte zurück. Ich bin völlig irritiert. An die hundert Leute starren mich an.
    Habe ich heute etwa Geburtstag? ,
denke ich.
Habe ich mich inzwischen so in der Zeit verirrt, dass ich schon meinen eigenen Geburtstag vergesse?
    Jack löst sich aus der Menge, kommt auf mich zu und küsst mich. «Ich wusste, dass du protestieren würdest», sagt er und grinst dabei wie ein schlauer Junge, dem gerade ein besonders guter Streich gelungen ist. «Deshalb haben wir es heimlich organisiert.»
    «Aber   … Wovon redest du denn?», bringe ich stammelnd heraus.
    «Von unserer Verlobungsfeier!», ruft er und küsst mich erneut. «Ich wollte nicht, dass du dich damit rumschlagen musst. Also dachten Mom und ich, das wäre die perfekte Lösung!»
    «Unsere Verlobungsfeier?», frage ich ungläubig und versuche, meinen Ärger zu drosseln, weil überall Gäste sind. Dennoch weiche ich zurück und löse seine Arme von meiner Taille wie den Verschluss einer Packung Toastbrot. «Ich habe dich doch ausdrücklich gebeten, es nicht zu tun!»
    «Nun, ich habe dich gebeten, darüber nachzudenken   … Und da du mir keine Antwort gegeben hast   …», entgegnet er und zieht mich wieder an sich. «Ach, jetzt komm schon, Jillian. Das ist doch lustig!»
    Jack scheint meinen Groll entweder schlicht nicht zu bemerken oder aber komplett zu ignorieren. Er dreht sich zur Seite und deutet auf die zahlreichen Gäste. «Alle sind gekommen, um uns zu feiern.»
    Jetzt erst mustere ich die Versammelten richtig. Hauptsächlich entdecke ich Vivians maßgeschneiderte Meute aus dem Countryclub. Irgendwo ganz hinten sehe ich Josie mit einem Glas in der Hand. Mein Vater steht in der Nähe desBuffets und übt sich verlegen in Smalltalk. Ansonsten ist niemand hier, mit dem ich meine angebliche Freude darüber, bald in den Stand der Ehe zu treten, eigentlich teilen sollte: Megan ist nicht hier. Ainsley nicht. Auch nicht meine alten College-Freundinnen. Nicht

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