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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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Nate.
Warum gehst du nicht ans Telefon, wenn ich anrufe?
    »Habe ich das?« Becky hörte auf, von einem Fuß auf den anderen zu hüpfen, und sah kurz verwirrt aus. Dann schüttelte sie den Kopf wie ein nasser Hund. »Natürlich habe ich recht.«
    Verdammt.
Ali würde gleich anfangen zu weinen, wenn sie nicht schnell etwas tat, um sich abzulenken. Als sie in Beckys vertraute braune Augen sah, sehnte sie sich auf einmal danach, Nate wiederzusehen. Sie wollte in seinem entschlossenen Gesicht nach diesen so selten aufflackernden süßen Emotionen Ausschau halten, seine tiefe Stimme hören, die wie immer nur ein paar Worte sagte, ihn berühren, die Vitalität seines Körpers spüren, wenn auch nur im Vorbeigehen.
    »Ich wollte mir gerade einen Tee machen und ein paar Kekse essen«, murmelte sie an dem harten Knoten in ihrer Kehle vorbei. »Bist du dabei?«
    »Äh, klar. Warum nicht?« Offensichtlich war Becky etwas verlegen. Sie drückte die Hände gegeneinander und sah sich unsicher um. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass Ali ihr sofort zustimmte.
    Ali bedeutete Becky, ihr in die Küche zu folgen, und dort holte sie erst einmal tief Luft und schluckte ihre dummen, dummen Tränen hinunter. Wenn sie jetzt anfing, dann würde sie nie wieder aufhören, und das würde sie Becky kaum erklären können.
    Vermutlich nicht.
    »Setz dich«, forderte sie Becky auf und deutete auf den kleinen schmiedeeisernen Bistrotisch in der Ecke, während sie Tee kochte.
    »Wow. Schick«, murmelte Becky, als Ali das antike Silberservice auf den Tisch stellte.
    Sie lächelte traurig. Für eine so kleine, feminin wirkende Frau war Rebecca Reichert erstaunlich zäh. In den letzten sechs Wochen hatte sie sich mehr als einmal gewünscht, Beckys Schneid zu haben.
    Sie goss ihnen Tee ein und überlegte, wie sie ihre nächste Frage am besten stellen konnte, ohne jämmerlich zu klingen.
    Ach, scheiß drauf.
    »Wie geht es ihm?«, stieß sie hervor.
    »Wem?«, fragte Becky, die gerade einen Keks im Mund hatte. »Ghost? Furchtbar. Es ist schlimm genug, dass er …« Sie wedelte mit dem Rest ihres Kekses in der Luft herum. »Du weißt schon, was er halt tun musste. Aber dann gibst du ihm auch noch die
Schuld
 …«
    »Aber das habe ich doch gar nicht«, verteidigte sie sich. »Ich habe ihm nicht die Schuld an Griggs Tod gegeben, und ich verurteile ihn auch nicht dafür. So gut solltest du mich doch eigentlich kennen. Ich weiß, dass er …« Himmel, es war fast zu schrecklich, um es überhaupt in Worte zu fassen. Frank hatte ihr die Akte über den ganzen furchtbaren Zwischenfall gegeben, weil er fand, dass sie es verdient hatte, endlich alles zu erfahren.
    Sie hatte die Schrecklichkeiten neben der Toilette auf den kalten Badezimmerfliesen sitzend gelesen. Sofort danach hatte sie die Akte verbrannt und die Asche in ihren Mülleimer geworfen. Als könnte sie dadurch erreichen, dass diese abscheulichen Worte nie existiert hätten. Aber sie sah sie noch immer gelegentlich vor sich, wenn sie die Augen schloss …
    Sie würgte, als ihr eine ganz bestimmte Szene wieder durch den schmerzenden Kopf schoss, doch dann schaffte sie es, sie auszublenden.
    Sie würde nicht schon wieder zusammenbrechen. Sie hatte ohnehin das Gefühl, dass ihr das in letzter Zeit viel zu oft passierte.
    »Ich weiß, dass er es getan hat, weil es keine andere Möglichkeit gab. Der Mut, den er an diesem Tag bewiesen hat, war ein Geschenk an meinen Bruder«, wisperte sie und schluckte mehrmals, während sie in ihren Tee starrte und dann die Augen schloss.
    Oh Nate.
    »Ich habe
versucht
, ihn anzurufen, bevor ich Washington verlassen habe«, flüsterte sie. »Auch in der Woche darauf habe ich es jeden Tag versucht. Er ist nie drangegangen.«
    »Ja.« Becky nickte. »Wir haben es alle versucht. Ich glaube, dieser Blödmann ist in eine Art selbst auferlegtes Exil gegangen. Aber jetzt ist er wieder da. Du solltest zu ihm gehen.«
    Wenn es doch nur so einfach wäre.
    »Er will mich nicht.«
    »Ach was?« Becky Miene machte ihr deutlich, dass sie eine Närrin war.
    »Ich kann seine Zurückweisung nicht noch einmal ertragen«, brachte sie heraus. »Nicht, wenn ich ihn so sehr brauche.«
    »Moment mal.« Becky hielt eine Hand in die Luft. »Du kannst seine Zurückweisung nicht
noch einmal
ertragen? Was redest du denn da? Wann hat dich Ghost zurückgewiesen?«
    Ali spürte, wie sie rot wurde. Sie wollte das Becky eigentlich nicht erzählen, aber sie wusste, dass diese erst lockerlassen

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