Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
eine solche Serie an Bosheiten brauchte.
Ich liebe es, ein bisschen satirisch und manchmal sogar albern zu werden, gleichzeitig aber auch hier und da etwas Gesellschaftskritik unterzubringen. Wie könnte das besser geschehen als durch höllische Geschichten? Bürokratie ist etwas, mit dem wir alle fast täglich zu tun haben, es bietet sich an, beide Themen zu verbinden und nichts davon wirklich ernst zu nehmen, das Leben an sich ist schon ernst genug. Historische Persönlichkeiten tauchen mit den realen Daten im Glossar auf, andere Personen habe ich verfremdet und ihnen Eigenschaften verliehen, die höchstwahrscheinlich nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Wer jemanden unbedingt wiedererkennen will, darf sich im Stillen amüsieren. Und wer trotz aller Korrekturen noch Schreibfehler findet, darf sie behalten.
Samtara hat längst in meinen Gedanken ein Eigenleben entwickelt, meine Vorliebe für historische Figuren findet hier freien Auslauf, und ich versuche dabei einigermaßen korrekt zu bleiben. Die wirklich interessanten Personen befinden sich ohnehin alle in der Hölle, also bietet es sich an, sie dort zu besuchen und sich von Samtara erzählen zu lassen, was geschieht, sozusagen das höllische Tagesgeschäft.
Sollte ich jemanden unbewusst beleidigt haben, so bitte ich schon jetzt um Entschuldigung, ich verspreche, ihm in der Hölle die Schuhe zu putzen.
Falls es Seine Unheiligkeit wirklich gibt, wird er sich vielleicht ebenso amüsieren, wie Sie es hoffentlich tun, und der Allmächtige, den es bestimmt gibt, möge mir dann meine Unbotmäßigkeit verzeihen. Ich jedenfalls habe Spaß daran, die Hölle zu einem interessanten Ort zu machen, ganz in der Tradition des chinesischen Sprichworts:
Mögest du in interessanten Zeiten leben!
Kapitel 1 – Geister leben intensiver
Ich gehe niemals ohne meine Leibwache, das sollten Sie wissen. Es ist tatsächlich schon häufiger vorgekommen, dass man mich an meiner Aufgabe hindern wollte. Was meine Aufgabe ist, wollen Sie wissen? Nun, da wird es ein bisschen komplizierter. Ich bin diejenige, die auf der Erde die Geister einsammelt, wenn sie ihre Zeit abgespukt haben. Aber einige wenige von ihnen finden es reizvoll, immer so weiterzumachen und weigern sich, mir ins Totenreich zu folgen. Dann kommt meine Leibwache zum Einsatz. Die beiden sind zwar ein wenig dämlich, aber dafür gehorchen sie aufs Wort. Als wandelnde Skelette sind sie auch nicht in der Lage mir zu widersprechen.
Sie wundern sich schon wieder? Aber nicht doch. Sehen Sie, ich bin Samtara, die Herrin der nächtlichen Wanderer, was nichts anderes bedeutet als einen Verwaltungsjob, wenn man es genau nimmt. Was glauben Sie, wie viele Listen, Dateien und Karteien zu führen sind, bis ein Spukschloss ordentlich aufgenommen ist und nach allen Regeln der Hölle funktioniert? Bestimmt kennen Sie in Ihrer näheren Umgebung auch einige Gespenster, eine Weiße Frau vielleicht, oder einen kopflosen Reiter. Sie dürfen sicher sein, dass jede Einzelheit dazu in meinen Unterlagen zu finden ist. Aber gerade, weil es sich meistens um einen sterbenslangweiligen Posten handelt, wenn ich in der Vorhölle herumsitze und Listen führe, brauche ich zwischendurch ein bisschen Auslauf. Ist Ihnen eigentlich klar, wer die Bürokratie erfunden hat? Natürlich mein Chef, Seine Unheiligkeit der Satan, Fürst der Finsternis, gefallener Engel und so weiter und so weiter, höchstpersönlich. Leider hat er diese verrückte grausame Idee auch auf seine Mitarbeiter ausgeweitet, und das ist der Grund, warum ich endlose Tage damit verbringen muss, unsinnige Verwaltungsakten zu führen. Ich bitte Sie, Spukgestalten zu verwalten – auf einen solchen Einfall kann doch nur der Teufel kommen.
Ich gebe ja zu, ohne diese Kartei wüsste ich nicht immer genau, wann eines der Gespenster genug gespukt hat. Aber was würde das schon ausmachen?
Doch ich wollte Ihnen ja von meinen nächtlichen Ausflügen erzählen. Da war zum Beispiel dieses Liebespaar auf dem Friedhof. Die beiden hatten sich aus unerfüllter Liebe gegenseitig umgebracht, und das Verwaltungsgericht für erweiterte Mordangelegenheiten hatte lange überlegt, bevor ein Urteil gefällt wurde. Sollten die beiden gleich ins Fegefeuer, weil sie doch noch jung und relativ unschuldig waren, oder sollten sie zur Strafe ein paar hundert Jahre herumgeistern, ohne Erlösung zu finden, wie es der Teufel forderte? Mein Chef setzte sich schließlich durch und freute sich boshaft über das
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