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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Schwekendiek
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Urteil. Nun gut, die beiden spielen praktisch jede Nacht über mehr als dreihundert Jahre ihr Trauerspiel nach.
    Das Mädchen, heulend mit ausgestreckten Armen, kniet auf dem Boden vor dem Grabstein ihrer Mutter. Der Junge wirkt entschlossen und zornig, schüttelt die Fäuste in Richtung des Herrenhauses, in dem sein Vater lebt, dann küssen sich die beiden lange. Schließlich zieht der Junge zwei scharfe Dolche hervor, tapfer stoßen sich die beiden gegenseitig die Klingen in die Herzen, und damit ist der Spuk vorbei.
    Als ich das Pärchen dann abholen wollte, kam empörter Protest.
    „Wir lieben uns, Samtara, du kannst uns jetzt nicht aus unserer angestammten Umgebung reißen. Hier haben wir wenigstens die Chance uns regelmäßig in den Armen zu halten“, erklärte das Mädchen wütend.
    „Eure Zeit ist abgelaufen. Schluss jetzt, darüber wird nicht diskutiert“, bestimmte ich. Es war einfach nur lächerlich, aber die beiden wollten doch tatsächlich mit ihren Spielzeugen auf mich losgehen. Als ob mir zwei Dolche etwas anhaben könnten. Aber für solche Fälle hatte ich meine Leibwache dabei, Kain und Abel. Die weißen Knochenmänner wussten, wie sie mit renitenten Spukgestalten umzugehen hatten. Sie umklammerten je eine Gestalt und umhüllten sie mit dem Knochengerüst, sodass sich die Geister nicht mehr bewegen konnten. Die schimpften weiter vor sich hin, dann entstand ein Spalt in der Erde, und wir fuhren alle hinein, bis wir in der Vorhölle anlangten. Von hier aus gab es für die Ex-Geister kein Entkommen mehr, ihre Seelen wurden in die verschiedenen Abteilungen geschickt, und ich konnte danach meine Kartei wieder auf den neuesten Stand bringen.
    Ich bin ausgesprochen froh, dass heutzutage nicht mehr so viele Geister dazukommen. Aber der Teufel hat in der aktuell lebenden Menschheit eine Menge neuer Möglichkeiten gefunden, seine Bosheit auszuleben. Man denke nur an die Werbeagenturen, die täglich arglose Zeitgenossen mit sinnlosen Spots und zahllosen Prospekten berieseln, um unnütze Produkte gewinnbringend zu verkaufen. Oder nehmen Sie die sogenannten Sozialen Netzwerke, sie sind ebenfalls eine Erfindung des Teufels, und ich finde, das hat er wirklich gut gemacht.
    Richtigen Spaß hatte ich auf der Erde, als ein fähiger Parapsychologe versuchte, einen Spuk aufzulösen. Gerade weil der Mann fast alles richtig machte, bekam ich zum ersten Mal Schwierigkeiten. Wissenschaftler! Also wirklich! Manchmal haben sie mehr Verstand, als ihnen zukommt. Aber ich werde mir doch nicht von einem Lebenden meine Verwaltung durcheinanderbringen lassen, soweit kommt das noch. Das ganze verdammte Schloss hatte der Kerl verkabelt, um den kettenrasselnden Mörder Lord Angus aufzuspüren, der seit mehr als fünfhundert Jahren seine Arbeit tun musste.
    So ganz Unrecht hatte der Mensch mit seinen Überlegungen nicht, die Spukerscheinungen geben eine Menge ultrafrequenter Strahlung und etwas messbare kinetische Energie ab. Auf diese Weise hatte der Mann bereits den Weg eingrenzen können, auf dem der Geist zu seiner täglichen Arbeit ging. Dann fand der Kerl auch noch heraus, wie und wohin der Lord nach Feierabend verschwand.
    Jetzt musste ich eingreifen. Ich erschien im Halbdunkel aus dem Nichts, und ringsum brach ein Gewitter in den Messgeräten los. Kain und Abel konnten gar nicht richtig körperlich werden, irgendwelche Energiefelder machten das unmöglich.
    „Jetzt habe ich dich“, rief jemand triumphierend.
    „Das glaubst auch nur du“, erklärte ich empört und erschien nun mit meinem körperlichen Abbild. Ich weiß, dass ich eine Schönheit bin, und dem Mann blieb der Mund offen stehen. „Du machst mir mehr Probleme als deine lächerliche Existenz wert ist. Ich will, dass du heute noch von hier verschwindest und nie wieder Geister jagst.“
    „Das geht nicht.“
    „Du spielst mit deinem Leben“, warnte ich.
    „Ihr seid Gespenster, du kannst mir gar nichts tun. Aber ich wusste nicht, dass Geister so schön sein können.“
    Diese sinnlose Unterhaltung ging noch eine Weile weiter, aber er war wirklich dumm genug zu glauben, ihm könne nichts passieren. Schließlich hatte ich genug davon. Ich schnippte mit den Fingern und erzeugte Überspannungen in den Stromkreisen. Glaubte er denn, ich hätte keine Ahnung von der menschlichen Technik und modernem Fortschritt? Also wirklich!
    Es zischte und krachte, Funken sprühten, der Gestank nach verschmorten Kunststoffen und Ozon breitete sich aus, und auf dem Gesicht des

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