Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
ich, wir sollten uns sein Leben genauer ansehen.“
Auch Jean-Baptiste hatte seine Zeit als Hippie hinter sich gebracht. Wie Sie als Menschen sagen, er hatte sich die Hörner abgestoßen, nur entsprachen seine sexuellen Praktiken nicht dem, was mir Spaß machen würde. Aber das musste jeder selbst wissen. Als er sich für das Priesteramt entschied, wollte ich den Rückblick schon abbrechen, aber Michael hatte etwas dagegen.
„Schau weiter zu“, forderte er. Plötzlich lachte ich laut auf. Wie gut, dass uns niemand bemerken konnte. Denn dieser Mann verriet die Kirche und kam einem Ausschluss nur dadurch zuvor, dass er sich selbst davon trennte. Dadurch nahm sein Leben einen völlig anderen Lauf.
„Dieser Priester, was auch immer er jetzt ist, gehört längst nicht mehr auf unsere Seite.“ Der Erzengel seufzte unglücklich.
Ich betrachtete den Mann vergnügt, wie er in einem primitiven provisorischen Tempel stand und versuchte den Teufel zu beschwören. Er kam sich offenbar sehr schlau vor, machte aber so ziemlich alles falsch, was eben möglich war. Dabei hätte ich bis zu diesem Zeitpunkt behauptet, dass jeder böse Gedanke ein Gebet an die Hölle ist. Diese Seele belehrte mich eines anderen.
„Wie ist dieser Kerl durch die kirchlichen Prüfungen gekommen?“, fragte ich, noch einmal lachend. „Die Prüfungskommission ist zwar manchmal dumm, aber so dämlich nun auch wieder nicht.“
„Du musst uns und unser Bodenpersonal nicht beleidigen“, rügte der Erzengel.
„Euer Bodenpersonal ist nur eingeschränkt brauchbar – obwohl ich zugeben muss, dass ihr einige große Persönlichkeiten hervorgebracht habt.“
„Danke, dass du wenigstens das anerkennst.“
Was war das denn, er konnte ja sogar ironisch werden. „Also gut, Michael, diesen Mann überlasse ich dir freiwillig. Führe ihn zurück auf den rechten Weg. Was sollten wir in der Hölle mit einem solchen Dummkopf? Du solltest dich beeilen, bevor er Anhänger findet, die ebenso beschränkt sind.“
„Dieser Mann gehört nicht in den Himmel“, wehrte er ab.
„Ach, und wir sollen das Auffangbecken für den Rest und den Abfall sein? Selbst wir setzen einen gewissen Standard an Bösartigkeit voraus, nicht an Dummheit. War da bei euch nicht irgendwas mit Gnade, Verzeihung, Liebe?“
„Was für ein Problem hast du eigentlich mit dem Himmel, Samtara?“, fragte er.
„Problem? Ich habe kein Problem mit dem Himmel – solange ich in der Hölle bleiben kann.“ Ich grinste, weil ich damit rechnete, dass er mal wieder versuchen würde, mich zu belehren. Aber nein, er ging nicht darauf ein, sondern schaute mich irgendwie liebevoll an. Stattdessen ließ er vor mir eine unglaubliche Szene erscheinen.
Michael hatte sich schon einmal in einen verdammt gut aussehenden Mann verwandelt – und mich in eine atemberaubende Frau. Diese beiden sah ich nun vor mir, in einem heißen erotischen Ringkampf. Ich spürte jede Berührung, als hätte ich diesen Körper in Besitz genommen. Meine Haut brannte und verlangte nach mehr, ich konnte gar nicht genug kriegen.
„Ist es das, was du willst?“, drang die sanfte Stimme meines Erzfeindes durch meine Gedanken.
„Warum nicht?“, fragte ich verlangend. „Auch wenn wir ein Leben nach dem Tode als übergeordnete Existenzen führen, heißt das noch nicht, dass wir völlig auf körperliche Genüsse verzichten müssen. Ich jedenfalls würde gerne ... aber nicht mit einem Engel“, wehrte ich jede weitere Diskussion ab und verscheuchte die Illusionen mit einer Handbewegung. Gleichzeitig spürte ich mich plötzlich sehr allein und unbefriedigt. „Nun geh schon und markiere die Seele.“
„Ich trete sie gerne an dich ab“, bekannte er überraschend.
„Nein danke“, gab ich trocken zurück.
Wir lachten wie auf Kommando gemeinsam los.
„Ich mache dir einen Vorschlag“, sagte ich schließlich. „Wir überlassen die Entscheidung darüber unseren Chefs. Ich werde Satan diese Seele vorstellen und dabei erklären, dass du sie unbedingt haben willst. Vielleicht solltest du das in der oberen Etage auch so tun. Sollen sich doch die beiden alten Herren darum streiten.“
„Samtara“, fuhr er auf. „Das ist eine Lüge.“
„Richtig, ich bin ein Geschöpf der Hölle, so etwas wird von mir erwartet.“ Ich sah seinen gequälten Gesichtsausdruck, als von irgendwoher plötzlich sehr laut Musik erklang.
„Who wants to live forever“ Wie ein heilender Balsam legten sich die Klänge über unsere Seelen, doch gleich
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