Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
Thema ab.
„Ganz einfach, wir werden unentschlossene Seelen auf den rechten Weg schicken“, erklärte Michael und war voller Vorfreude.
„Moment, verstehe ich das richtig? Wir beide zusammen? Das ist ein schlechter Scherz, oder? Es gibt keine größeren Gegensätze als uns beide und das, was wir vertreten. Wer kommt auf die hirnverbrannte Idee, uns beide gemeinsam loszuschicken, damit sich ein Mensch für eine Seite entscheidet?“
Er berührte mich erneut sanft am Arm, ich zuckte zurück und wünschte mir, wie Satan Feuer werfen zu können.
„Fass mich nicht an, du weißt genau, dass mir das Probleme macht“, fauchte ich.
„Ist schon gut, Samtara, nun reg dich bitte nicht auf. Ich versuche, dir alles erklären – wenn du mich zu Wort kommen lässt.“
Ich stand still, vermutlich hatte er Recht, meinen Zorn zu bremsen. Das änderte nichts daran, dass ich vieles andere lieber getan hätte, als auch nur eine Minute mit ihm zu verbringen.
„Also gut, erzähle mir etwas darüber, damit ich weiß, wen ich mit Anträgen auf Versetzung in die ewige Verdammnis traktieren werde.“
„Du benimmst dich wieder einmal unmöglich. Wo bleibt denn deine humorvolle Seite?“
„Die muss ich irgendwo in den Archiven des Vatikans verloren haben. Wer sie findet, darf sie behalten und sich darüber totlachen“, versetzte ich.
Er lächelte. „Es ist so, dass wir in die Welt der Lebenden gehen werden, mit offizieller Genehmigung. Wir werden beobachten und den nicht klassifizierten Seelen helfen, den richtigen Weg zu wählen.“
„Und der richtige Weg führt natürlich geradewegs in den Himmel?“, spottete ich.
„Nicht immer, nein, deshalb gehen wir gemeinsam. Es geht nicht darum, dass wir uns gegenseitig die Seelen abjagen, im Gegenteil. Sollte ich feststellen, dass ein Mensch deutlich mehr zum Bösen tendiert, werde ich dir keine Hindernisse in den Weg legen. Dieses Entgegenkommen erwarte ich allerdings auch von dir, quasi im Gegenzug.“
Darauf ging ich nicht weiter ein. „Eines verstehe ich nicht. Das Buch der Lebensläufe ist doch längst geschrieben, ich weiß, dass unendlich viele übergeordnete Existenzen beider Seiten als Seelenschreiber damit beschäftigt sind. Jeder ist dort verzeichnet. Wie ist es möglich, dass da etwas nicht stimmt? Selbst die Menschen sprechen von ihrem Schicksal, das für jeden vorherbestimmt ist, und plötzlich soll es Seelen geben, die keine Bestimmung haben? Das ist weder logisch noch korrekt. Hatte jemand beim Eintragen der Lebensläufe vielleicht eine unleserliche Handschrift? Wurden diese Seelen einfach vergessen? War derjenige vielleicht bekifft? Oder spielt jemand Lotterie mit den Seelen?“
„Darüber weiß ich leider nichts, vielleicht kann dir Satan mehr sagen, falls er darüber informiert ist und reden will. Nun komm, wir haben zwar eine Menge Zeit, aber wir sollten auch nicht trödeln.“
Selbst sein Drängen war so sanft, dass kein wirklicher Nachdruck dahinter lag. Erzengel, pah!
Wie konnte Satan mir das antun? Quälte er mich denn nicht schon genug?
„Eine Frage noch“, hielt ich Michael auf.
„Bitte.“
„Wie sollen wir feststellen, ob jemand zur einen oder anderen Seite tendiert? Du weißt so gut wie ich, dass wir immer nur eine Momentaufnahme sehen, selbst wenn wir einige Monate des Lebens komprimieren können. Aber das Handeln eines Menschen entwickelt sich über viele Jahre hinweg und hat oft auch dementsprechend Auswirkungen, die sich erst im Laufe der Zeit zeigen.“
„Es ist immer von Vorteil, mit jemandem wie dir zusammenzuarbeiten, Samtara. Du erkennst das Wesentliche und vergiss nichts Wichtiges.“
„Da diese Eigenschaften bei uns in der Hölle ausgesprochen wichtig sind, halte ich sie nicht für ungewöhnlich oder bemerkenswert. Aber deine unnötigen Schmeicheleien sind keine Antwort auf meine Frage.“
„Du hast Recht. Sobald wir einen dieser Menschen gefunden haben, werden wir die letzten vierzig bis fünfzig Jahre ...“
„Gefunden?“, echote ich und runzelte die Stirn. „Sag mal, sind diese Seelen überhaupt vom System erfasst?“
Er wurde plötzlich verlegen, ich musste unwillkürlich grinsen. Haben Sie schon einmal einen dieser strahlenden Himmlischen verlegen gesehen? Ein wunderbarer Anblick.
„Du solltest mir besser nichts mehr erklären“, schlug ich vor. „Suchen wir den Ersten, der Rest ergibt sich hoffentlich von allein.“
Kein Widerspruch.
Insgeheim nahm ich mir vor, Satan auf dieses Thema anzusprechen. Wie
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