Gesund durch Meditation
sich besser fühlen. Aber es ist einzig und allein der eigene Einsatz, dem sie die Fortschritte zu verdanken haben. Wir bieten ihnen lediglich die Chance, mit ihrer eigenen Kraft und ihrem inneren Potenzial in Kontakt zu kommen, und geben ihnen die Mittel an die Hand, die diese Wandlungen möglich machen.
Für unsere Patienten ist es wichtig zu spüren, dass wir an sie glauben und niemanden aufgeben. Am Ende des Programms aber weisen wir sie gerne darauf hin, dass sie, um es zu bestehen, vor allem nicht sich selbst aufgeben dürfen; dass sie bereit sein müssen, sich der ganzen Katastrophe des eigenen Lebens zu stellen, mit den schönen und den unangenehmen Seiten, mit dem, was sich nach ihren Wünschen entwickelt, und dem, was schiefläuft, ob sie dabei das Gefühl haben, die Dinge unter Kontrolle zu haben oder nicht – um ebendiese Erfahrungen samt den Gedanken und Gefühlen als Ausgangsbasis für den eigenen Heilungsprozess zu nutzen. Anfänglich haben sie bestimmte Vorstellungen über das Programm, was es für sie leisten kann oder soll oder auch, dass es wahrscheinlich nichts bei ihnen ausrichten wird. Schließlich aber entdecken sie, dass sie etwas sehr Wichtiges für sich selbst tun können, etwas, das niemand sonst für sie zu tun in der Lage ist.
Sie stellen sich der Herausforderung, im Bewusstsein zu leben, dass jeder Moment bedeutsam ist, dass es auf jeden Augenblick ankommt und dass man mit jedem arbeiten kann, auch wenn es ein Augenblick des Schmerzes, der Trauer, der Verzweiflung oder der Angst ist. Ein wesentlicher Teil dieser »Arbeit« ist, sich regelmäßig und diszipliniert in der
Achtsamkeit
zu üben, also darin, jeden Augenblick bewusst zu erfahren, sich jeden Moment persönlicher Erfahrung vollständig »zu eigen« zu machen und ganz in ihm »zu Hause« zu sein, sei es ein guter oder ein schlechter Moment. Dies ist der eigentliche Sinn unserer Metapher von der
ganzen Katastrophe
des Lebens.
Wir alle besitzen die Fähigkeit zur Achtsamkeit. Um sie zu entwickeln, müssen wir uns lediglich darin üben, der Gegenwart unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden, ohne zu urteilen – zumindest aber uns dessen bewusst zu werden, wie sehr unsere Wahrnehmung für gewöhnlich von Urteilen bestimmt ist. Eine Möglichkeit, sich diesen Wandlungsprozess zu veranschaulichen, besteht darin, die Achtsamkeit mit einer Sammellinse zu vergleichen, die die diffusen und impulsgesteuerten Aktivitäten und Reaktionen des Geistes zusammenführt und sie zu einer einzigen Energiequelle bündelt, die uns so für unser Leben, zur Lösung unserer Probleme und zur Selbstheilung zur Verfügung steht.
Wir lernen, innerlich ruhig zu werden und in einen Zustand tiefer, anhaltender Entspannung und innerer Harmonie zu kommen, in dem wir uns wieder
ganz
und
als Ganzes,
das heißt in unserer Heilheit und Vollständigkeit als Person spüren. Sich in und mit dieser Ganzheit zu erfahren bedeutet Nahrung für unseren Körper und unseren Geist, und es ist eine Verfassung, in der sich beide regenerieren. Zugleich gelingt es uns besser, unsere Lebensumstände, so wie sie sind, klar zu erkennen. Wir nehmen Möglichkeiten zur Verbesserung unserer Gesundheit und Lebensqualität wahr und können in Situationen, die uns Stress bereiten oder in denen wir uns bedroht oder hilflos fühlen, unsere Energie effektiver einsetzen. Diese Energie erwächst uns aus dem eigenen Inneren und ist uns daher jederzeit verfügbar.
Die Übung der Achtsamkeit kann zu der Entdeckung führen, dass es im eigenen Inneren eine Dimension tiefen Wohlgefühls, der Stille, Klarheit und Einsicht gibt. Es ist, als ob man eine neue Landschaft betreten würde, von der man bis dahin allenfalls eine vage Vorstellung hatte und die einen unversiegbaren Quell positiver Energie birgt, den wir zum Verständnis unserer selbst und zu unserer Heilung nutzen können. Und wir können leicht mit dieser Landschaft vertraut und in ihr heimisch werden, in jedem Augenblick ist sie uns so nah wie unser Körper, unser Geist und unser Atem.
Man kann das systematische Sichüben in der Achtsamkeit als das Herzstück der buddhistischen Meditation bezeichnen. Während der vergangenen 2600 Jahre stand sie in vielen asiatischen Ländern sowohl im klösterlichen als auch im weltlichen Leben in Blüte. In den sechziger und siebziger Jahren hat sich diese Meditationsform dann zunehmend über die ganze Welt verbreitet. Obwohl sich Lehre und Praxis der Achtsamkeitsmeditation weit überwiegend im
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