Gesund durch Meditation
als das allein. Sowohl unsere langjährigen Folgestudien als auch die individuellen Berichte der ehemaligen Patienten zeigen, dass Anzahl und Schwere ihrer Symptome nach dem Verlassen der Klinik oftmals zurückgegangen sind, während sie an Selbstvertrauen, Zuversicht und Eigenständigkeit gewonnen haben. Sie bringen mehr Geduld mit sich selbst, ihren Behinderungen und Einschränkungen auf und können diese besser akzeptieren. Sie sind optimistischer in Bezug auf ihre Möglichkeiten, mit ihren körperlichen und seelischen Leiden und auch mit ihren übrigen Lebensumständen fertig zu werden. Sie leiden weniger unter Ängsten, Depressionen und Aggressionen. Sie fühlen sich den Dingen besser gewachsen, selbst in ausgesprochenen Stresssituationen, die sie früher völlig aus der Bahn geworfen hätten. Kurz, sie gehen mit der »ganzen Katastrophe« ihres Lebens, die in manchen Fällen bedeutet, dem Tod ins Auge zu sehen, weitaus kompetenter um als bisher.
Ein älterer Mann, der an unserem Programm teilnahm, hatte zuvor einen Herzinfarkt erlitten, der ihn in den Ruhestand zwang. Vierzig Jahre lang hatte er ein großes Unternehmen besessen und in dessen unmittelbarer Nähe gewohnt. Während all dieser Jahre, so beschrieb er es, habe er jeden Tag gearbeitet und sich niemals Urlaub gegönnt. Er liebte seine Arbeit. Nach dem Herzinfarkt wurden eine Herzkatheter-Untersuchung (ein Verfahren zur Diagnostik der koronaren Herzkrankheit) und eine Angioplastie (ein Verfahren zur Aufweitung verengter Arterien) durchgeführt. Anschließend nahm er an einer Reha-Maßnahme teil. Danach hatte ihn sein Kardiologe zu uns in die Stress Reduction Clinic geschickt. Als ich im Wartezimmer an ihm vorbeikam, war auf seinem Gesicht ein Ausdruck der Verzweiflung und Hilflosigkeit zu sehen. Er wartete auf meinen Kollegen Saki Santorelli, bei dem er einen Termin hatte, aber sein Unglück war so deutlich zu spüren, dass ich mich zu ihm setzte und ein paar Worte mit ihm wechselte. Halb abwesend und den Tränen nah sagte er mir, dass er nicht mehr leben wolle und nicht wisse, was er in der Klinik solle. Sein Leben sei vorbei und sinnlos geworden, nichts mehr mache ihm Freude, auch nicht das Zusammensein mit seiner Frau und seinen Kindern, er verspüre keinerlei Antrieb mehr.
Nach acht Wochen der Teilnahme am Klinikprogramm aber war das Funkeln in seinen Augen nicht zu übersehen. In der Abschlussbesprechung sagte er mir, dass die Arbeit sein ganzes Leben aufgezehrt habe und ihn fast umgebracht hätte, ohne dass ihm klargeworden sei, was er versäume. So habe er seinen Kindern, als sie noch kleiner waren, niemals seine Liebe ausgedrückt, und er wolle jetzt endlich damit beginnen, solange ihm noch die Zeit dazu bleibe. Sein Leben betrachtete er jetzt mit Hoffnung und Enthusiasmus, und er konnte zum ersten Mal in Erwägung ziehen, sein Unternehmen zu verkaufen. Zum Abschied nahm er mich fest in den Arm. Wahrscheinlich war es das erste Mal, dass er einen Mann umarmte.
Dieser Mann war noch genauso herzkrank wie zu Anfang des Programms, aber zu jener Zeit hatte er sich über seine Krankheit definiert. Er war nichts als ein Herzpatient mit Depressionen. Innerhalb von acht Wochen wurde er gesünder und glücklicher. Er nahm mit Begeisterung am Leben teil, auch wenn er noch immer an seiner Herzerkrankung litt und eine Menge anderer Probleme hatte. Er selbst beschrieb es so, dass er sich nicht mehr bloß als Herzpatienten, sondern wieder als ganzen Menschen betrachtete.
Was war in diesen acht Wochen geschehen, um eine solche Wandlung zu bewirken? Zu viele Faktoren sind an dem Prozess beteiligt, als dass sich diese Frage mit Gewissheit beantworten ließe. Tatsache ist, dass dieser Teilnehmer über den Zeitraum von acht Wochen mit großer Ernsthaftigkeit dem Programm gefolgt ist. Eigentlich hatte ich das Gefühl, er würde bereits nach der ersten Woche aufgeben, zumal er jeden Tag auch noch fünfzig Meilen zur Klinik fahren musste, was für einen depressiven Menschen keine Kleinigkeit ist. Aber er blieb dabei und tat, was von ihm verlangt war, auch wenn er anfänglich nicht daran glaubte, dass es ihm helfen würde.
Entwicklungen wie diese erleben wir in der Stress Reduction Clinic häufig. Es handelt sich oft um bedeutsame Wendepunkte im Leben der Patienten, um eine Erweiterung dessen, was sie sich zutrauen, und damit um einen Zuwachs an Lebensmöglichkeiten. Meistens sprechen uns die Patienten nach dem Ende des Programms ihren Dank dafür aus, dass sie
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