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Gewitterstille - Kriminalroman

Gewitterstille - Kriminalroman

Titel: Gewitterstille - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Sie besaß schließlich genug Geld, und die, die sie einmal beerben würden, hatten sich ohnehin nie um sie gekümmert. Sie warteten nur darauf, dass sie starb. Ihn hatte sie gemocht. Vielleicht würde sie es ihm am Ende nicht einmal übel nehmen. Er zögerte keinen Augenblick, als er auf dem Nachttisch ihre abgelegte Armbanduhr entdeckte. Die alte Frau stieß einen grunzenden Schnarchlaut aus, der ihn zusammenzucken ließ, als er seine Hand nach der Uhr ausstreckte. Fast schien es, als wolle sie nun doch gegen sein Handeln protestieren. Sein Blick fiel auf ein Kissen, das am Fußende ihres Bettes lag und dessen pralle Glätte irgendwie im bizarren Kontrast zu ihrem faltigen Gesicht stand. Ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, wie leicht es wäre, zum Herrn über Leben und Tod zu werden. Er müsste das Kissen nur auf ihr Gesicht pressen. Womöglich würde sie es als Erlösung empfinden. Welchen Sinn machte es denn, in einem Krankenhaus oder Pflegeheim auf den Tod zu warten?
    Er sah auf die Uhr. Es war zwei Uhr morgens. Er musste sich beeilen.

11. Kapitel
    A nnas Fahrstil war Zeugnis ihrer Ungeduld und An spannung. Sie wollte so schnell wie möglich in Hamburg ankommen. Petra Kessler ging es offenbar genauso. Sie hatte sich sofort entschieden, Anna zu begleiten, nachdem diese ihr die Abbildung der Porzellandose im Internet gezeigt hatte. Für sie gab es keinen Zweifel, dass es sich bei dem Stück um das Eigentum ihrer Mutter handelte.
    Sophie saß mit Emily auf dem Rücksitz. Anna war dankbar, dass Sophie bereit gewesen war, sie zu begleiten. So könnte sie sich in Ruhe mit dem Inhaber des Auktionshauses unterhalten, ohne sich dabei um Emily kümmern zu müssen.
    »Mir ist immer noch unerklärlich, wie Sie die Dose im Internet entdeckt haben«, sagte Petra Kessler.
    »Ich konnte es selbst kaum glauben. Es war im Grunde auch reiner Zufall, dass ich die Dose auf der Internetseite dieses Hamburger Auktionshauses gefunden habe, nachdem ich vorher eine Ewigkeit damit zugebracht hatte, eBay-Auktionen zu beobachten.«
    »EBay. Sie haben doch nicht ernsthaft geglaubt, dort meine Dose finden zu können. Da verscherbelt man doch wohl eher gebrauchte Elektronik und Flohmarktware.«
    Der Tonfall, in dem Petra Kessler sprach, klang für Anna auch heute wieder unerträglich schnippisch. Sie fragte sich, weshalb sie sich überhaupt veranlasst fühlte, dieser Frau zu helfen, die offenbar nicht einmal in der Lage war, sich zu bedanken. Immerhin hoffte Anna, dass Petra Kessler nun endlich den absurden Verdacht gegen sie fallen lassen würde.
    »Es werden über eBay inzwischen aber auch sehr wertvolle Dinge wie Schmuck und Antiquitäten angeboten.« Anna versuchte sich ihren Ärger nicht anmerken zu lassen. »Ich habe einige Artikel beobachtet und gesehen, dass ganze Service von Meissen dort für bis zu 20 000 Euro den Besitzer gewechselt haben.«
    »Unglaublich«, sagte Petra Kessler und klang jetzt etwas kleinlauter. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es Leute gibt, die über eBay Gegenstände für 10 000 Euro und mehr ersteigern, ohne sich die Sachen vorher persönlich angesehen zu haben.«
    »Es ist natürlich auch möglich, dass manche Händler über eBay nur auf ihr Angebot aufmerksam machen wollen und das als eine Art Werbeplattform nutzen«, räumte Anna ein.
    »Ist doch auch egal«, meldete sich Sophie von der Rückbank. »Wie hast du denn jetzt diese Dose überhaupt gefunden?«
    »Ich habe über das Internet einige Auktionshäuser in Lübeck und Umgebung ausfindig gemacht und teils sogar abtelefoniert. Gestern war Hamburg an der Reihe, und da habe ich durch Zufall auf der Seite des Auktionshauses Hembill eine Auktionsankündigung für kommende Woche entdeckt, in der neben einigen weiteren Exponaten auch die Dose von Frau Möbius abgebildet war.«
    »Wenn es tatsächlich die Dose ist!«, gab Sophie zu bedenken.
    Anna verließ die Autobahn und lenkte den Wagen in Richtung Hauptbahnhof.
    »Kennen Sie Hamburg gut?«
    »Selbstverständlich«, sagte Petra Kessler in ihrem gewohnt affektierten Tonfall, »schließlich ist Hamburg eine Messestadt.«
    »Wie kann man nur so blöd sein und etwas, das man gerade geklaut hat, ins Internet stellen lassen?«, fragte Sophie und wedelte gleichzeitig mit einem Stoffhasen vor Emilys Gesicht herum, die freudig quietschend danach griff.
    »Das ist eine gute Frage«, bestätigte Anna. »Allerdings profitiere ich in meinem Job davon, dass die meisten Straftäter Fehler machen. Das

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