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Gewitterstille - Kriminalroman

Gewitterstille - Kriminalroman

Titel: Gewitterstille - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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gepresst und stöhnte laut auf, als sie nach ihnen griff. Sein Atem ging stoßweise, und er schien jeden Moment ohnmächtig zu werden.
    »Halt durch, mein Gott, halt durch«, flehte Anna und suchte nach der Stelle, an der das Projektil in seinen Körper eingedrungen war. Jetzt konnte auch sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
    »Du darfst nicht sterben. Bitte nicht sterben, mein Gott, bitte nicht du.«
    Anna zog an seinen Händen, um sie von seinem Körper zu lösen. Sie konnte die Einschussstelle nicht finden. Für den Moment sah sie nur, wie stark er blutete, und sie wusste in dieser Sekunde noch etwas anderes. Sie wusste, was sie in den vergangenen zwei Jahren daran gehindert hatte, eine Beziehung mit Georg einzugehen. Es war Bendt. Sie hatte es sich in all der Zeit nicht eingestehen wollen, hatte ihn aus ihrem Gedächtnis streichen wollen, weil er mit ihren furchtbarsten Erinnerungen verknüpft war, mit den Dämonen ihrer Vergangenheit, die sie um jeden Preis zu vertreiben versucht hatte.
    Auch Beate und Sophie befanden sich inzwischen im Flur und blickten fassungslos und schockiert auf Bendt. Der schrie laut auf, als Anna seine Hände von seiner Brust zog.
    »Lass los«, stieß er gepresst hervor.
    »Scchhht, nicht sprechen, Ben, nicht sprechen. Du musst atmen, hörst du, du musst atmen.«
    »Lass los, bitte!« Bendt versuchte, sich zur Seite zu rollen, während André sich sein Hemd auszog.
    Es dauerte einen Moment, bis das, was Anna sah, in ihr Bewusstsein vordrang. Da war keine Wunde. Dort, wo seine Hände sich auf seine Brust gepresst hatten, war nichts als verschmiertes Blut.
    »Wo?« Wie von Sinnen tasteten Annas Hände über seine schweißnasse Haut.
    »Regarde ses mains«, forderte André.
    »Ses mains?« Anna schrie jetzt fast.
    »Lass los, bitte …«, flehte Bendt.
    Endlich lockerte Anna ihren Griff und sah das Blut, das aus seiner linken Hand hervorquoll.
    Bendt rollte sich zur Seite und stöhnte auf.
    André griff nach Bendts Arm, der ihn nun widerwillig preiszugeben schien, und wickelte seinen Hemdsärmel fest um Bendts Hand.
    »Mein Gott, es ist nur deine Hand«, schrie Anna. Tränen der Erleichterung schossen ihr in die Augen. Sie griff mit beiden Händen nach seinem Kopf und küsste ihn auf die schweißnasse Stirn, die Wangen und auf den Mund, lachend und weinend zugleich.
    »Es ist nur deine Hand, es ist nur deine Hand.«
    »Ja, es ist nur meine Hand, und es tut verdammt noch mal weh«, zischte Bendt und rang sich gleichzeitig ein gequältes Grinsen ab.
    In der Ferne konnten sie bereits die Sirenen der herannahenden Gendarmerie vernehmen.
    »Es tut mir so leid, Anna«, schluchzte Sophie und ließ es zu, dass nun Beate sie tröstend umarmte.
    »Es ist nicht deine Schuld«, sagte Beate.
    »Wo ist Asmus?«, fragte Bendt und versuchte sich aufzurichten. »Wir müssen hinterher.« Er hatte es kaum ausgesprochen, als er schon wieder zusammensackte.
    »Ziemlich blöde Idee. Du gehst im Moment ganz sicher nirgendwohin«, sagte Anna. Sie blieb an seiner Seite, selbst als kurz darauf die Erstversorgung seiner Wunde vorgenommen und er von den französischen Kollegen zu dem Geschehen befragt wurde. Bendt erzählte knapp, dass Asmus im Flur ganz plötzlich versucht hatte zu fliehen. Er wollte ihn festhalten, und bei dem Gerangel hatte sich irgendwann ein Schuss gelöst.
    Anna verabschiedete Bendt am Krankenwagen, wo er auf der Patientenbank im Innenraum des Fahrzeugs saß. Die starken Schmerzmittel, die man ihm sofort verabreicht hat te, schienen ihn schläfrig zu machen, und er sah sehr mitge nommen aus. Draußen begann es bereits zu dämmern.
    »Bist du sicher, dass ich dich nicht ins Krankenhaus begleiten soll?«
    »Ja, das bin ich. Vor mir liegen mit Sicherheit einige zeitraubende Untersuchungen. Es macht wenig Sinn, wenn du im Warteraum der Klinik herumsitzt. Schlaf dich lieber aus, und behalte Sophie im Auge.«
    »Gut, wenn du meinst.«
    Es entstand eine kleine Pause.
    »Es war ein schrecklicher Moment, als ich dachte, dass du sterben würdest«, sagte Anna ernst.
    Bendt streckte seine unverletzte Hand nach Annas aus. Sie schluckte, als ihre Blicke sich trafen.
    »Es war viel schrecklicher, als ich dich damals fand und dachte, du seist tot.«

38. Kapitel
    A nna war froh, als sie wieder in Lübeck waren und endlich ein Stück Alltag zurückgekehrt war. Asmus war inzwischen gefasst. Man hatte ihn kurz nach seiner Flucht bei Nizza festgenommen. Kommissar Braun wartete jeden Tag auf seine

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