Gezähmt von sanfter Hand
gründlicher um ihre Hand. Catriona starrte böse auf Richards Rücken. »Hör auf damit!«
Doch genau das tat Richard eben nicht. Und er war erstaunlich geschickt. Als er ihre Hand schließlich wieder losließ, entdeckte Catriona einen perfekt angelegten Verband, zusammengehalten von einem festen Knoten. Dann griff Richard nach ihrer anderen Hand …
»Nein!« Catriona sprang zurück und versteckte die Hand hinter ihrem Rücken.
»Doch!« Richard trat einen Schritt auf sie zu.
» Ich bin hier die Heilerin!«
»Du bist eine störrische Hexe.«
Richard war einfach nicht aufzuhalten; trotz Catrionas erbitterter Proteste, trotz ihres energischen Widerstandes, wurde nun auch ihre linke Hand sorgfältig in Verbandsmull eingewickelt, die Finger fest aneinander gedrückt, und heraus schauten letztlich nur noch die Fingerspitzen. Besiegt blickte Catriona schließlich zuerst auf die eine, regelrecht in einem Fausthandschuh steckende Hand hinab, dann auf die andere. »Was …? Wie …?«
»Bis morgen früh brauchst du nun ja nichts mehr zu tun – das heißt, die Salbe kann jetzt erst einmal in Ruhe einwirken.«
Catriona funkelte Richard aus zu Schlitzen verengten Augen an.
»Komm mal her. Du hast immer noch Asche im Haar.«
Er drückte sie auf den Badschemel hinunter. Resignierend ließ sie sich darauf niedersinken und starrte in das Kaminfeuer, während Richard, der nun hinter ihr stand, sich durch ihren wilden, zerzausten Haarschopf wühlte und ihre Haarnadeln herauszog. Dann entwirrte er die langen Strähnen, holte sich die Bürste von ihrem Frisiertisch und machte sich daran, ihr Haar auszubürsten.
»Gott sei Dank – oder Der Herrin sei Dank – hast du dir nicht die Haare angesengt oder gar verbrannt. Was allerdings nicht dein Verdienst gewesen sein dürfte.«
Catriona erwiderte diesmal klugerweise gar nichts und konzentrierte sich stattdessen auf den beruhigenden, gleichmäßigen Rhythmus, mit dem die Bürste durch ihr Haar gezogen wurde. Die Flammen im Kamin brannten hoch auflodernd. Catriona schloss die Augen, spürte die Wärme des Feuers auf ihren Lidern, auf ihren nackten Brüsten. Mit Richard hinter ihrem Rücken und dem wärmenden Feuer vor sich fühlte Catriona sich sicher und geborgen. Nun entfalteten sich auch wieder ihre Sinne, entspannt und ruhig – in Catrionas Welt war wieder Ruhe und Stabilität eingekehrt.
»Ich hatte dich gar nicht zurückerwartet – ich dachte schon, ich träume, als du da plötzlich im Hof standest.« Catriona äußerte ihre Feststellung bewusst sehr ruhig und überließ es ganz allein Richard, ob er darauf eingehen wollte oder nicht.
Den Blick fest auf die kupferrot schimmernde Masse ihres Haares gerichtet, das sich nach jedem Bürstenstrich wieder in schimmernde Wellen legte, atmete Richard einmal tief durch und entgegnete schließlich: »Ich bin nur bis Carlisle gekommen. Dort haben wir die Nacht verbracht. Und dort bin ich auch zu der Erkenntnis gekommen, dass ich einen Fehler begangen habe. Ich wollte nicht mehr nach London fahren – habe es nie gewollt.« Denn dort gab es nun nichts mehr, was Richard noch anzog. Er hielt einen Augenblick inne, fuhr dann jedoch mit dem Bürsten fort. »Und falls es noch irgendeines weiteren Anstoßes bedurft hätte, so wurde mir der spätestens mit jener Entdeckung heute Morgen geliefert, dass Dougal Douglas nach meiner Ankunft im Gasthof am Abend zuvor offenbar Erkundigungen darüber eingezogen hatte, wer ich war und wo ich hinwollte.«
»Douglas?«
»Hmm. Er lebt ja dort ganz in der Nähe und hielt sich, als ich in die Stadt einfuhr, auch gerade dort auf. Zuerst hatte er die Stallknechte ausgequetscht. Und dann hat er den Fehler begangen, letzte Nacht in der Schankstube auch noch Jessup anzusprechen. Und heute Morgen hat Jessup dann schließlich mir davon erzählt.«
»Und deshalb bist du zurückgekommen?«
Mit fest zusammengepressten Lippen widerstand Richard nur knapp dem Impuls, Catriona zuzustimmen. Nach drei langen Bürstenstrichen durch ihr Haar rang er sich aber schließlich doch dazu durch, ihr die Wahrheit zu gestehen. »Ich hatte mich ja schon vorher dazu entschieden, wieder umzukehren. Aber als ich dann auch noch davon erfuhr, dass Douglas wusste, dass ich abgereist war und dich – zumindest nach seiner Vorstellung – ganz allein zurückgelassen hatte, habe ich mir kurzerhand ein Pferd gemietet und bin schnurstracks zum Casphairn Manor zurückgeritten. Worboys und Jessup sollten mir dann mit der Kutsche
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