Gezähmt von sanfter Hand
weit aufgerissen, noch immer war der Ausdruck darin wie betäubt – Richard erkannte genau, wenn ein Mensch unter Schock stand.
Er folgte Catriona also in den kleinen Baderaum, der an ihr Schlafzimmer angrenzte – und dort erwartete sie eine willkommene Überraschung: Während sie unten im Speisesaal noch über die Ursache des Brandes diskutiert hatten, waren einige hilfreiche Geister bereits nach oben geeilt und hatten die große Wanne halb mit heißem, nun auf eine angenehme Temperatur abgekühltem Wasser gefüllt. Und zwischen den hoch aufgeschichteten Holzscheiten im Kamin warteten sogar noch weitere, gut gewärmte metallene Eimer mit kochend heißem Wasser auf sie.
»Oh.« Catriona blieb stehen und starrte verdutzt auf die gefüllte Wanne.
Richard musterte prüfend Catrionas Gesicht, dann zog er einen Badeschemel vor den Kamin und bedeutete ihr, sich darauf niederzulassen. Anschließend nahm er sich ein Handtuch, schlang es um den Griff des ersten Eimers und schüttete diesen in die Wanne. Nachdem Richard alle Kübel bis auf zwei in die Wanne entleert hatte, testete er kurz die Temperatur des Wassers. Nun war es gerade richtig – heiß, aber noch nicht so heiß, dass man sich verbrannte. Geradezu perfekt also, um darin die müden, verkrampften Muskeln zu entspannen.
Dann wandte sich Richard wieder Catriona zu, ergriff ihre Hände und zog sie sacht auf die Füße. Und sofort begann sie, seine Weste aufzuknöpfen. Er seufzte und schüttelte seinen ruinierten Gehrock ab. Da Catriona sich nun bereits vollkommen darauf konzentriert hatte, die Knöpfe seines Hemds aus ihren Knopflöchern zu befreien, langte Richard einfach um Catriona herum und löste die Bänder im Rücken ihres Oberteils. Catriona bemerkte dies erst, als Richard gerade den Kragen ihres Kleides öffnete und begann, das Kleid über ihre Arme hinunterzustreifen.
»Nein.« Sie zog das Kleid wieder herauf. »Du zuerst.«
»Nein«, entgegnete Richard mit beruhigender, sanfter Stimme. »Wir beide zusammen.«
Catriona hielt inne, blickte auf die Wanne – und rasch zog Richard ihr das Kleid wieder herunter und über ihre Hände hinweg. Catriona seufzte leise, trat dann aber aus dem Stoffhaufen hinaus und beförderte ihn anschließend mit einem Fußtritt genau dorthin, wo auch schon Richards Kleider lagen.
»Ich schätze mal, wir werden beide in die Wanne hineinpassen.«
Und das taten sie auch, recht bequem sogar. Bevor Catriona aber zu Richard in das herrlich warme Wasser stieg, ging sie noch einmal zum Badregal hinüber, nahm sich eines der darauf aufgereihten Gläser und kehrte damit zur Wanne zurück, um seinen Inhalt in das Badewasser rieseln zu lassen. Richard, der gerade wieder von seiner Unterwasser-Haarwäsche auftauchte, erschrak kurz, als plötzlich zischend die kleinen Kristalle ins Wasser fielen – entspannte sich aber sogleich wieder, als ein herrlicher Duft nach Kräutern das Badezimmer erfüllte.
Nachdem Catriona das Glas wieder an seinen Platz zurückgestellt hatte, kletterte schließlich auch sie in die Wanne, ließ sich gegenüber von Richard in das heiße Wasser gleiten und nahm eines der kleinen Tücher zur Hand. »Dreh dich um.« Sie machte eine aufmunternde Geste. »Ich schrubbe dir den Rücken ab.«
Gehorsam fügte Richard sich, schloss die Augen und genoss das Gefühl, wie Catriona seine steifen Muskeln knetete und schrubbte. Sie bearbeitete zunächst seine Schultern und den oberen Rücken und tastete sich dann tiefer unter die Wasseroberfläche vor.
Richard hörte, wie Catriona plötzlich scharf die Luft einsog – vor Schmerz. Alarmiert fuhr er herum, sah, wie sie ihre Hand ausschüttelte, ergriff ihr Handgelenk – und entdeckte die verbrannte Handfläche. Doch was Richard nun sagte, ließ Catriona erst recht zusammenzucken:
»Lehn dich zurück! Leg die Hände auf den Wannenrand.« Und damit entwand Richard ihr auch schon wieder den Waschlappen, beendete rasch seine eigene Waschung, schnappte sich Catrionas Lieblingsseife – eine betörende Mischung aus Sommerblumen, jener zarte Duft, der Catriona immer begleitete – und seifte den Waschlappen gründlich damit ein.
Nun begann er, trotz Catrionas schwacher Proteste, sie zu waschen.
Zuerst versuchte Catriona noch, sich dagegen zu wehren, gab dann aber schließlich nach. Sie stand unter Schock und war sich dessen auch bewusst, der Schock durch das Feuer, der Schock über Richards vollkommen überraschende Rückkehr. Der Schock, mit ansehen zu müssen, wie Richard
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