Gezeiten der Liebe
machen.«
»Die Alfredos? Eine Cholesterinbombe, zusammen mit dem Hackbraten – aber was soll’s. Ich erledige das schon. Warum setzt du dich nicht, bis die Kopfschmerzen abgeklungen sind?«
Sie hatten bereits aufgehört, aber es schien klüger, das nicht zu erwähnen.
Er nahm Platz, schlürfte sein Bier – und bereitete sich darauf vor, seiner Schwägerin eins reinzuwürgen. »Oh, Grace sagte, ich solle dir für das Rezept danken. Sie läßt dich später wissen, ob es ihr gelungen ist.«
»Ach?« Anna wandte sich ab, um ihr zufriedenes Lächeln zu verbergen, und griff nach einer Schürze.
»Ja, ich hab’ auch das Rezept für Brathähnchen mitgebracht – es liegt in dem Kochbuch.« Er verbarg sein Lächeln hinter seiner Bierflasche, als ihr Kopf herumfuhr.
»Du ... oh, gut ...«
»Ich hätte es dir ja gestern abend schon gegeben, aber es war spät, als ich zurückkam, und du warst schon im Bett. Auf dem Heimweg habe ich Jim noch getroffen.«
»Jim?« Staunen und unverhüllter Ärger malten sich auf ihrem Gesicht.
»Ja, ich bin mit zu ihm nach Hause gefahren, um mir den Außenbordmotor anzusehen, der ihm solche Scherereien macht.«
»Du warst gestern abend bei Jim?«
»Es ist ziemlich spät geworden, weil im Fernsehen noch ein Baseballspiel lief. Die O’s spielten schließlich drüben in Kalifornien.«
Wie gern hätte sie ihm mit seiner eigenen Bierflasche eins über den Schädel gegeben! »Du hast gestern abend einen Motor repariert und dir noch ein Baseballspiel angesehen?«
»Ja.« Er warf ihr einen unschuldsvollen Blick zu. »Wie ich schon sagte, es ist spät geworden, aber es war ein tolles Spiel.«
Ärgerlich schnaufend riß sie die Tür des Kühlschranks auf und holte Käse und Milch heraus. »Männer«, murmelte sie. »Ihr habt sie doch nicht alle.«
»Wie war das?«
»Nichts. Na, hoffentlich hat es dir Spaß gemacht, dir das Spiel anzusehen.« Während Grace allein und traurig zu Hause saß.
»Ich kann mich nicht erinnern, jemals soviel Spaß gehabt zu haben. Es ging sogar in die Verlängerung.« Jetzt grinste er offen, er konnte nicht anders. Sie war so irritiert, so erbost und gab sich trotzdem alle Mühe, es zu verbergen.
»Verdammt noch mal.« Kochend vor Wut riß sie den Küchenschrank auf, um die Fettuccine herauszuholen, und sah dabei sein Gesicht. Langsam drehte sie sich zu ihm um, das Paket mit der Pasta in der Hand. »Du warst gestern abend nicht bei Jim, um dir ein Baseballspiel anzusehen!«
»Ach nein?« Er hob eine Braue, schaute nachdenklich auf sein Bier und nahm einen Schluck. »Na so was, du hast tatsächlich recht. Das war an einem anderen Tag.«
»Du warst bei Grace.«
»Meinst du?«
»Ethan!« Zähneknirschend knallte sie das Paket auf den Tresen. »Du machst mich noch völlig verrückt! Los, raus mit der Sprache, wo warst du gestern nacht?«
»Ich glaube, das hat mich seit dem Tod meiner Mutter keiner mehr gefragt.«
»Ich will dich nicht aushorchen ...«
»Ach nein?«
»Schon gut, schon gut, ich will dich aushorchen, und du machst es mir unmöglich, diskret zu sein.«
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete sie. Tatsächlich hatte er sie fast auf Anhieb gemocht – obgleich sie ihm anfangs Unbehagen eingeflößt hatte. Komisch, dachte er, im Lauf der letzten Wochen war sie ihm richtig ans Herz gewachsen. Was lag da näher, als sie zu necken?
»Du fragst mich also nicht, ob ich die Nacht in Grace’ Bett verbracht habe?«
»Nein. Nein, natürlich nicht.« Sie nahm die Pasta, dann legte sie das Paket wieder aus der Hand. »Nicht direkt.«
»Waren die Kerzen ihre Idee oder deine?«
Anna entschied, daß dies der richtige Zeitpunkt war, um die Pfanne herauszuholen. vielleicht würde sie ja eine Waffe brauchen. »Hat es denn funktioniert?«
»Deine, vermute ich mal; das Kleid wahrscheinlich auch. Grace denkt nicht so. Sie ist nicht das, was man als hinterlistig bezeichnen könnte.«
Summend stellte Anna die Zutaten für ihre Käsesauce bereit.
»Und es war hinterlistig, heimtückisch und intrigant, mich zu ihr zu schicken.«
»Ich weiß. Aber ich würde es jederzeit wieder tun.« Und das nächste Mal viel geschickter vorgehen, fügte sie im stillen hinzu. »Du kannst ruhig sauer auf mich sein, wenn du willst, Ethan, aber ich bin auch noch nie jemandem begegnet, der so dringend auf Hilfe von außen angewiesen war.«
»Jedenfalls bist du ein Vollprofi. Ich meine, als Sozialarbeiterin verdient man doch praktisch seinen
Weitere Kostenlose Bücher