Gezeiten der Liebe
wich sie vor ihm zurück. Ihr Herz klopfte viel zu schnell und zu laut.
»Lächerlich ist höchstens, daß du glaubst, du könntest mit allem, was es auch sei, allein fertigwerden. Und das bin ich leid.«
»Du bist es leid?« stieß sie schrill hervor und haßte sich selbst dafür.
»Ja, und damit muß Schluß sein. Ich kann nichts dagegen tun, wenn du dich unbedingt totarbeiten willst, aber an dem Rest kann ich schon was ändern. Wenn du im Pub nicht die nötigen Vorkehrungen triffst, um dich zu schützen, dann werde ich es tun. Du wirst jedenfalls aufhören, dir selbst Ärger einzuhandeln.«
»Mir selbst Ärger einzuhandeln?« Eine Welle kochend heißer Empörung stieg so heftig in ihr auf, daß sie glaubte, ihr Kopf müsse zerspringen. »Ich habe mir gar nichts eingehandelt! Der Mistkerl wollte kein Nein akzeptieren, egal wie oft ich es gesagt habe.«
»Das meine ich ja gerade.«
»Du weißt doch gar nicht, wovon du sprichst«, flüsterte sie heiser. »Ich bin mit ihm fertiggeworden, und ich wäre auch weiter mit ihm fertiggeworden, wenn ...«
»Wie denn?« Ethan sah rot. Ihm stand noch das Bild vor Augen, wie sie sich an den Bartresen gedrückt hatte, die Augen vor Angst weit aufgerissen. Ihr Gesicht war totenblaß gewesen, ihre riesigen Augen starr vor Entsetzen. Wäre er nicht reingegangen ...
Und weil der Gedanke daran, was noch alles hätte passieren können, ihn fast um den Verstand brachte, verlor er vollends die Kontrolle über sich.
»Also, wie?« wollte er wissen und riß sie grob an sich. »Na los, zeig’s mir.«
Sie wand sich, stieß ihn von sich. Ihr Puls raste. »Hör auf damit.«
»Nah und? Meinst du denn, es bewirkt etwas, wenn du ihm sagst, er soll aufhören, nachdem er schon so nah an dich rangekommen ist?« Er roch ihren Limonenduft – und Angst. »Nachdem er gespürt hat, wie du dich anfühlst?« Zarte Rundungen, feste Konturen. »Er wußte, daß niemand da war, der ihn aufhalten konnte, daß er freie Bahn hatte.«
Alles an ihr war in Aufruhr – Herz, Verstand, Sinne. »Ich hätte nicht ... ich hätte ihn daran gehindert.«
»Dann hindere jetzt mich daran.«
Es war sein Ernst. Ein Teil von ihm wollte unbedingt, daß sie ihn aufhielt, etwas tat oder sagte, das die Wildheit in seinem Innern bezwang. Doch sein Mund umschloß bereits den ihren, grob und fordernd, nahm ihren stoßweisen Atem in sich auf und brachte ihren Körper dazu hilflos zu zittern.
Als sie aufstöhnte, die Lippen öffnete, sich ihm ergab, seinen Kuß erwiderte, war es um ihn geschehen.
Er zog sie mit sich ins Gras, rollte mit ihr über den Boden und legte sich auf sie. Der massive Riegel, hinter dem er seine Begierde verschlossen hatte, wurde gesprengt. Blindes Verlangen und Lust brachen hervor. Mit der Gier eines hungrigen Wolfs ergriff er Besitz von ihrem Mund.
Von Wünschen überwältigt, die sie so lange in ihrem Innern vergraben hatte, bäumte sie sich auf, ihm entgegegen, so daß ihr Herz an seinem Herzen schlug. Ihr Blut stockte vor Lust, dann schäumte es doppelt so schnell durch ihre Adern. Schwelende Hitzewellen ... erstickte Seufzer ... ein genußvolles Beben ...
Dies war nicht der Ethan, den sie kannte, nicht der Mann, der sie in ihren Träumen endlich berührte. In seinem Verhalten lag kein bißchen Sanftheit oder Zärtlichkeit, und doch gab sie sich ihm vorbehaltlos hin, allein schon erregt von dem Gefühl, sich ganz mitreißen zu lassen.
Sie schlang Beine und Arme um ihn, um ihm noch näher zu sein, fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar, krallte sich fest. Und erzitterte bei dem zutiefst erregenden Gedanken, daß er der Stärkere war.
Er bedeckte ihren Mund, ihren Hals mit hungrigen Küssen, während er an dem ausgeschnittenen, enganliegenden Oberteil nestelte. Wie begierig er auf ihre Haut, ihr Fleisch war, begierig darauf, sie zu spüren, zu schmecken. Ihren Duft in sich einzusaugen.
Ihre Brüste waren klein und fest, die Haut so glatt wie Seide an seiner aufgerauhten Handfläche. Ihr Herz pochte wild unter seiner Berührung.
Sie wimmerte, wie von Sinnen von dieser rauhen Hand, die ihre Brust umschloß, knetete und ein ähnlich sehnendes Gefühl zwischen ihren Schenkeln hervorrief, wo alle Muskeln rhythmisch sich anspannten und erschlafften.
Dann hauchte sie seinen Namen.
Sie hätte genausogut auf ihn schießen können. Der Klang ihrer Stimme, ihr stockender Atem, die Schauer, die sie überliefen, waren wie ein harter, unbarmherziger Schlag ins Gesicht.
Er rollte von ihr
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