Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
Richtungen abzuwehren, während die Kugeln durch seine Fahrerkabine pfiffen. Unter dem lauten Dröhnen des Dieselmotors setzte er den Bagger zurück, rollte über das Feld weg und brachte sich damit aus der Schussweite von Faustfeuerwaffen. Gideon stellte das Feuer ein und nutzte den Augenblick, um die Beretta nachzuladen. Währenddessen sah er Mindys dunkle Gestalt, die über das Feld gelaufen kam, fortwährend schießend. Er leerte sein Magazin und gab ihr dadurch Feuerschutz, und kurz darauf sprang sie in den Graben, während von der anderen Seite des Feldes weitere Schüsse ertönten.
»Du solltest doch zwischen den Bäumen bleiben!«, schrie er durch den Sturm.
»Du brauchst Feuerschutz, während du das Bein suchst.«
Damit hatte sie recht.
Sie positionierte sich am Rand und hielt ein stetes Feuer aufrecht, gleichzeitig ließ das Gegenfeuer den feuchten Sand vom Rand des Grabens aufspritzen oder schlug hinter ihnen in die Wälle des Grabens ein. Gideon wandte sich rasch zu der Reihe von Kisten um, leuchtete mit der Taschenlampe auf eine nach der anderen und wischte fieberhaft den Matsch weg. Und da war sie, auf halber Strecke: 695–998 MSH .
»Hab’s gefunden!«, rief er.
»Beeil dich!« Mindy feuerte weiter vom Rand des Grabens.
Fieberhaft zog er die obenauf liegenden Kisten herunter und warf sie eine nach der anderen zur Seite, bis er die richtige freigelegt hatte. Er packte sie an den Rändern und zog sie zwischen den anderen heraus. Seine Brust wie auch sein Rücken pochten heftig vor lauter Anstrengung: Die Schüsse hatten ihm eine Rippe gebrochen, vielleicht zwei. Er hob die Spitzhacke, hieb mit voller Kraft in den Deckel und spaltete ihn. Mit einem weiteren heftigen Ruck riss er die geborstenen Stücke weg und leuchtete dann mit seiner Taschenlampe in den Sarg hinein.
»
Verdammter
Mist!«, rief er. »Das ist ja ein Arm!«
66
Gideon packte das an einem Finger befestigte Schildchen und las die Daten der Patientin ab. MUKULSKI , ANNA , ST . LUKE’ S DOWNTOWN 659 346 c-41. »Die Idioten haben die Körperteile verwechselt«, rief er.
»Such weiter!«, schrie Mindy zurück.
Sie duckte sich, denn wieder pfiffen Kugeln über den Rand des Grabens, so dass auf sie beide Schlamm herabspritzte.
Gideon inspizierte das Durcheinander aus Kisten, wählte aufs Geratewohl eine aus, riss mit der Spitzhacke den Deckel ab, worauf etwas herausfiel, das eine erkrankte Lunge zu sein schien. Er stieß sie mit dem Fuß weg und ging die nächste Kiste an, dann noch eine. Er riss die Deckel auf, ignorierte alles bis auf Beine und las die Etikettschildchen daran. Viele von den Kisten waren in dem Durcheinander aufgebrochen, deshalb ging er die Stapel von Extremitäten und weniger erkennbaren Organen durch, überprüfte die Etikettschildchen und legte den Ausschuss beiseite. Sie lagen schon seit Tagen, wenn nicht Wochen in dem warmen sommerlichen Erdboden, weshalb die meisten verwest, weich und aufgebläht waren.
»Er kommt mit dem Bagger zurück«, sagte Mindy.
»Halt ihn in Schach!« Gideon schob die Innereien auf eine Seite des Grabens, hieb mit der Spitzhacke in eine weitere Reihe von Kisten und riss ihre Deckel weg. Wieder fielen Arme und Beine heraus – es war ein wahres Beinhaus.
»Tut mir leid, Jungs«, murmelte er leise.
»Er kommt! Ich kann ihn nicht aufhalten – er hat seine Schaufel oben!«
»Gib mir Zeit!« Fieberhaft ging Gideon die Gliedmaßen durch, las die Schildchen, schob den Ausschuss zur Seite. Und dann hatte er das Richtige gefunden: zwei Beine, fast völlig zertrümmert, in ein und derselben Kiste, mit einem Schildchen versehen, auf dem stand: WU , MARK . SINAI 659 347A-44.
»Hab sie gefunden!« Er hob das linke Bein aus der Kiste und legte es auf eine Holzplanke. Es war derart verwest, dass es sich am Knie teilte. Aber es war der Oberschenkel, den er brauchte. Er riss das Teppichmesser aus seinem Rucksack und zog die Röntgenbilder heraus. Dann legte er die Taschenlampe in einem brauchbaren Winkel ab, hielt die Röntgenaufnahmen in den Lichtkegel, verglich sie mit dem Bein und bestimmte die Stelle, an der er schneiden musste.
»Um Himmels willen, beeil dich! Er hat die Schaufel gesenkt und schiebt einen Wall aus Schlamm direkt auf uns zu! Sinnlos, da reinzuschießen!«
Gideon holte tief Luft. Und dann stach er mit dem Teppichmesser ins Fleisch und zog einen langen Strich. Er zog die Klinge heraus, machte einen Zentimeter entfernt einen parallelen Strich, dann noch einen. Der Draht
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