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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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eine Gasse und an ihrem Ende einen roten Blitz. »Hier können wir halten«, sagte er.
    Der Fahrer sah sich um, runzelte die Stirn: »Hier?«
    Sugarfoot zog ein finsteres Gesicht. Die Fotze lebte wahrscheinlich in einem zwei Stockwerke hohen, herrschaftlichen orientalischen Haus aus rotem Backstein in Sunshine. »Behalt das Wechselgeld«, sagte er, es waren zwei Dollar. »Kauf dir ’n Stück Seife.«
    Sugarfoot dachte für einen Augenblick, der Fahrer würde jetzt aussteigen, aber er zeigte ihm nur den Mittelfinger und beschleunigte mit quietschenden Reifen in Richtung Bridge Road. Sugarfoot versuchte ein Grinsen, trotz den Platzwunden im Gesicht, dann ging er die Gasse hinunter zu seinem Auto und entdeckte, Bastarde, Kratzer über die ganze Karosserie. Wahrscheinlich waren es Vietnamesen gewesen, die in dieser Gegend nichts anderes zu tun hatten, als den Besitz anderer Leute zu zerstören, und sich so ein Auto mit der Klinge eines Messers oder dem Rand einer Münze vornahmen. Fotzen. Sugarfoot schlug mit der Faust auf den Kofferraumdeckel, ging um den Wagen herum, versuchte, sich damit zu beruhigen, daß sie immerhin nicht die Reifen zerstochen hatten oder eingebrochen waren.
    Er drehte den Anlasser, horchte, wartete darauf, daß der große Motor ansprang. Das tat er, Qualm ausstoßend, beruhigte er sich dann und wummerte, wie man es gern hatte.
    Er drehte sich um, um aus dem Rückfenster zu sehen, und fuhr rückwärts aus der Gasse, eine Hand am Steuer. So wie er da saß, konnte er den Druck des Messers in seiner Tasche spüren.
    Ein Ärger jagte den nächsten. In der Johnston Street vernahm er eine Sirene, sah sich um und entdeckte einen Polizeiwagen, der ihm bedeutete, an den Rand zu fahren. Schnell fummelte er das Messer aus der Tasche und schob es unter den Sitz. Er hatte seinen Führerschein parat und ein verdutztes Gesicht aufgelegt, als zwei Cops ausstiegen und an seine Tür traten. »Ist was nicht in Ordnung?«
    Zwei Constables, so jung, daß sie noch Flaum im Gesicht trugen. »Ein Traum von einem Wagen«, sagte der eine.
    »Hab ich nicht gestohlen«, sagte Sugarfoot. »Ich kann Ihnen die Fahrzeugpapiere zeigen.«
    Der andere Cop sagte: »Schon gut. Wir wollten nur mal gucken. Mein Kumpel hier hat einen Galaxie.«
    »Völlig restauriert. Habe ich selbst gemacht«, sagte der erste Bulle.
    Sugarfoot hätte sich beinahe für ihn erwärmt. »Gute Autos, Galaxies«, sagte er. Verfickte Mistkarren.
    Er stieg aus, und die drei spazierten eine Weile um den Customline herum. Die Cops sagten, es sei eine Schande mit den vielen Kratzern. Sugarfoot erzählte ihnen, es seien Vietnamesen gewesen – er sei zusammengeschlagen worden, als er seinen Wagen beschützen wollte –, und die Bullen zeigten Mitgefühl, schnalzten mit den Zungen und wünschten ihm einen schönen Tag.
    Er erreichte die Caribbean-Apartments in Fitzroy pünktlich, um Ken Sala in Tränen aufgelöst vorzufinden, die Wohnung ein Wrack, eine Tasche auf dem Bett, halb gepackt. Er schlug auf Salas wabbelige Wangen und hörte eine Geschichte von einem Überfall, ausgeführt von ein paar bewaffneten Typen.
    Er nahm das Telefon. »Ken, alter Junge«, sagte er, während er die Nummer vom Bargain City wählte, »du sitzt tief in der Scheiße.«

Zwanzig
    Ivan war in dreißig Minuten da. In der Tür zum Schlafzimmer blieb er stehen, sah voller Schrecken auf das Bett und sagte: »Mein Gott, was haben sie bloß mit dem armen Schwein gemacht?«
    Ken lag auf der Seite, ein dünnes, gelbes Nylonseil spannte sich straff zwischen seinen gefesselten Knöcheln und der Schlinge um den Hals. Sein Gesicht war rot vor Anstrengung, feucht, seine Augen traten hervor. Das Seil strangulierte ihn allmählich, und er war machtlos, es zu verhindern.
    Sugarfoot drehte sich um. »Alles okay. Ich hab’s unter Kontrolle. Er wird uns ein paar Fragen beantworten, nicht wahr, Ken?«
    »Mach ihn los, verdammt noch mal.«
    »Woher willst du wissen, daß er nicht versucht hat, uns reinzulegen? Wenn er Theater spielt, werden wir es bald herausbekommen.«
    Ken Sala schaffte es, zu keuchen: »Das war ich nicht. Ich bin nicht blöd. Zwei Kerle. Mach mich los.«
    »Mach ihn los, Sugar.«
    Demonstrativ seufzend und murrend, beugte sich Sugarfoot zu ihm hinüber und begann, an den Knoten zu ziehen. Als er entdeckte, daß sie so hart wie Kieselsteine waren, zog er sein Messer heraus. Ken Sala fing an, auf dem Bett herumzuzappeln und grunzte schrecklich. »Bleib liegen«, sagte Sugarfoot. »Ich

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