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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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ein Mann schüttelte ihm die Hand und sagte: »Mr. Lake? Nennen Sie mich Rocky.«
    Rocky fuhr einen schwarzen Porsche Targa mit Autotelefon und Nummernschildern mit seinem Namen. Er trug ein weißes Hemd und einen Anzug, mit breiten Schulterpolstern und Bügelfalten, scharf wie ein Messer. Er ließ Wyatts Hand los und klatschte seine Pranken zusammen. »In Ordnung«, sagte er. »Miete auf Zeit, voll möbliert? Kein Problem.« Er sprach aufdringlich, sein Gesicht kam zu nah, als könnte Wyatt nur den einen Wunsch im Leben haben: Seine Worte zu hören. »Für welche Firma arbeiten Sie?«
    Wyatt murmelte einen Namen. »Die Zentrale ist in Sydney«, sagte er. »Heute habe ich erfahren, daß ich noch drei Wochen bleiben muß, deswegen dachte ich, warum nicht auch Frau und Kinder? Dafür brauche ich die anderen Zimmer. Außerdem will ich nach Feierabend mal abschalten, und das kann man in einem Hotel nicht so gut.«
    Rocky beobachtete fasziniert Wyatts Gesicht. Dann konnte er sich nicht länger beherrschen und fragte: »Entschuldigen Sie, der Rahmen Ihrer Brille ist verbogen.«
    »Ja, das verdammte Ding«, sagte Wyatt.
    Es entstand eine Pause. Rocky klatschte wieder in die Hände. »In Ordnung.« Er wies auf das Gebäude hinter sich, drei Stockwerke aus rosa Stein mit grauen Türen, Fensterrahmen, Eingangsvordächern. »Wir haben mehrere Apartments frei.« Er zählte mit seinen gepflegten, weißen, beringten Fingern auf: »Sie haben Video, CD-Spieler, Zentralheizung, Waschmaschine, zwei Telefone, vor allen Fenstern Jalousien. Sie haben eine Gegensprechanlage am Haupteingang und eine verschließbare Garage im Keller, Platz für zwei Wagen.«
    »Kann ich die Garage sehen?«
    Rocky sah überrascht aus. Normalerweise wollten alle zuerst das Apartment besichtigen. »Sicher, kein Problem.« Er führte Wyatt über eine Rampe hinunter ins halbdunkle Untergeschoß. An einer Seite befanden sich zwölf Garagentüren aus Stahl. »Absolut sicher. Der Fahrstuhl ist auf der anderen Seite. Ich zeige es Ihnen.«
    Rocky schloß eine der Stahltüren auf. Dahinter war eine Garage mit Platz für zwei Wagen. Es roch schwach nach altem Öl und Abgasen. Er zog die Tür herunter, verschloß sie und öffnete eine massive Holztür, die in die hintere Wand eingelassen war. Sie führte zu einem kleinen Gang.
    »Hier ist der Fahrstuhl«, sagte Rocky und betätigte einen Knopf. Der Lift kam und Rocky drückte die zweite Etage.
    »Habe hier ein hübsches Eckapartment«, sagte er. »Drei Schlafzimmer und alles andere, was ich Ihnen vorhin aufgezählt habe.«
    Es war Nummer acht. Rocky zog ein großes Schlüsselbund heraus, schloß die Tür auf, und sie betraten das Apartment. Wyatt ging zu dem Fenster, von dem aus man die Queens Road, den Golfplatz und den Albert Park See sehen konnte. Ein paar Trottel waren auf dem See, ein oder zwei erbärmliche Segel flatterten im Wind. Er drehte sich um, musterte das Zimmer, ging ins Schlafzimmer und ins Bad. Rocky folgte ihm, berührte fast seine Hacken, die Schlüssel rasselten, er roch penetrant nach Aftershave.
    Es sah aus wie in einem Resort-Hotel, so wie sich die Gattin eines Bierbarons guten Geschmack vorstellte. Pastellfarbene Wände, glänzendweiße Schleiflackoberflächen, Terrakotta, lackierte Rattanmöbel, leuchtende Baumwollkissen und Stuhlbezüge, mexikanische Brücken, verschwommene Aboriginal-Drucke an den Wänden und Vasen, in Form und Farbe an Süßigkeiten erinnernd.
    »Sie haben Ihre Kaffeemaschine, Ihre Mikrowelle«, sagte Rocky, »für die Gattin.«
    »Sehr nett«, antwortete Wyatt. »Ruhig?«
    »Absolut. Doppelverglasung, dicke Wände, Teppichboden in den Fluren. Sie werden nichts hören. Niemand klopft an Ihre Tür, um ein Schwätzchen zu halten. Momentan –«
    Rocky hustete ein wenig verlegen – »haben wir nicht alles vermietet.«
    »Die Geschäfte laufen überall schlecht«, sagte Wyatt.
    »Es wird besser werden«, sagte Rocky. »Das ist immer so.«
    Er hustete wieder. »Wir benötigen eine Kaution, natürlich nur, wenn Sie interessiert sind, das Apartment zu mieten.«
    »Die volle Miete im voraus«, sagte Wyatt. »In bar. So arbeite ich für gewöhnlich.« Er zog seine Brieftasche heraus.
    Rocky öffnete den Mund und schloß ihn wieder. »Sie nehmen es?«
    »Ich nehme es.«
    »Das werden Sie nicht bereuen. Es ist eine günstige Gelegenheit.«
    »Genau«, sagte Wyatt.
    Sie gingen ins Erdgeschoß und füllten in Rockys Auto den Mietvertrag aus. »Rufen Sie mich einfach an, wenn Sie noch

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