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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Meiers, den man nie wiedererkennt, selbst wenn er
einem in der Suppe sitzt und jodelt.
    Ich nahm die Brieftasche aus
der Innentasche seiner Jacke und überprüfte den Inhalt. Etwa zweihundert Dollar
in Kleingeld, ein Führerschein — alles Dinge, die man in einer Brieftasche
vorzufinden erwartet. Dann gab es da zwei verschiedene Sorten von
Visitenkarten. Auf der einen stand: Wallace
J. Miller, Berkeley & Wallace, Rechtsanwälte. Auf der
anderen stand: Mr. &  Mrs. Wallace J. Miller, und darunter eine Cone -Hill-Adresse.
    Der Barkeeper erschien mit
meinem Scotch, schloß sorgfältig die Tür hinter sich, alles auf Zehenspitzen,
als mache er einen Anstandsbesuch bei einem beschäftigten Leichenbestatter. Ich
schnippte eine der Visitenkarten zwischen meinen Fingern, während ich an dem
Glas nippte.
    »Haben Sie diesen Burschen je
zuvor gesehen?« fragte ich.
    »Nein.« Er schüttelte
entschieden den Kopf.
    »Haben Sie ihn hereinkommen
sehen?«
    »Als ich den Burschen zum erstenmal gesehen habe, lag er ausgestreckt auf dem Boden,
die Blonde neben sich«, brummte der Barkeeper. »Ich dachte, die beiden wären
blau.«
    »Okay«, sagte ich verzweifelt.
»Danke für den Scotch.«
    »Bitte«, sagte er.
»Fünfundachtzig Cent.«
    Etwa fünf Minuten später traf Polnik ein, dem Doc Murphy auf dem Fuße folgte.
    »Ist das der Tote, Lieutenant?«
sagte Polnik intelligent und wies auf die auf der
Couch liegende Leiche.
    »Das ist der Tote«, bestätigte
ich. »Selbst wenn er wie Ihre Tante Fanny aussieht.«
    »Ich hatte nie eine Tante
Fanny, Lieutenant.« Polnik blinzelte mir bedächtig
zu. »Darum weiß ich nicht einmal, ob er so aussieht wie sie oder nicht.«
    Murphy ging zur Couch, starrte
ein paar Sekunden auf den Toten hinab und schnaubte plötzlich durch die Nase.
»Ich bin von Ihnen enttäuscht, Al! Das ist eine ganz gewöhnliche, wertlose
Leiche — was ist aus all dem Glanz, den süßen Puppen und allem übrigen
geworden?«
    »Ich habe die Sache
verpfuscht«, sagte ich. »Und es mußte natürlich auch noch an meinem
dienstfreien Abend passieren, wo ich nicht darauf vorbereitet war.«
    »Wie ist es denn passiert?«
    »Er kam von der Straße herein
und schaffte es nicht mehr bis zur Theke — fiel statt dessen einfach vornüber
auf den Boden.«
    »Wahrscheinlich Herzinfarkt«,
brummte Doc Murphy. »Nach der Autopsie werden wir es bestimmt wissen. Wer ist
er überhaupt?«
    »Ein Rechtsanwalt namens
Miller.«
    »Merkwürdig, wenn man so
überlegt«, sann der Doktor. »Vielleicht verteidigt er eben jetzt in dem
wichtigsten Strafprozeß seines Lebens.«
    »So was, Doc«, sagte ich
bewundernd. »Philosophische Betrachtungen — und ich hatte Sie die ganze Zeit
über für einen altmodischen Schlächter gehalten.«
    »Das Ärgerliche beim
Herzinfarkt ist, daß er nie den Richtigen trifft«, sagte er in grübelndem Ton.
»Wissen Sie, ob er verheiratet war?«
    »Klar, war er verheiratet«,
sagte ich. »Wie wäre er sonst zu einem Herzinfarkt gekommen?«
    »Wollen Sie seiner Frau die
Nachricht bringen — oder überlassen Sie das dem Sergeanten?«
    »Ich glaube, ich werde es ihr
sagen«, antwortete ich. »Ich bin neugierig geworden — und mein freier Abend ist
ohnehin im Eimer.«
    »Mich könnte keiner freiwillig
dazu bringen, jemanden in diesem Fall zu benachrichtigen.« Murphy schüttelte
entschieden den Kopf. »Lieber eine Autopsie.«
    »Strengen Sie sich in diesem
Fall besonders an, Doc«, sagte ich. »Sie wissen schon — verzichten Sie diesmal
auf die Routine.«
    Um des Szenenwechsels willen
blickte ich zu Polnik hinüber, dessen vertrautes,
abstoßend häßliches Gesicht in Falten tiefsten Nachdenkens
gelegt war.
    »Was ist mit Ihnen los?« fragte
ich ungeduldig.
    »Ich hatte eine Tante
mütterlicherseits, Marsha, Lieutenant«, antwortete er bereitwillig. »Aber sie
sah überhaupt nicht wie dieser Tote hier aus — er hat ja nicht mal einen
Schnurrbart!«
    »Lassen Sie sich deshalb keine
schlaflosen Nächte bereiten«, sagte ich hastig. »Sie können ins Büro
zurückfahren. Hier gibt es nichts mehr zu tun.«
    »Wie Sie meinen, Lieutenant«,
sagte er und nickte beglückt. »Irgendwelche Frauenzimmer sind offenbar nicht in
die Sache verwickelt, wie?«
    » Quién sabe ?« sagte ich leichtfertig. In den
vierzehn Tagen Urlaub in Tijuana war alles, was ich aus den bei
den Stierkämpfen eingebüßten zweihundert Dollar herausgeholt hatte:
diese beiden spanischen Worte — und der Wunsch, mein Geld zurückzubekommen.
    »Klingt

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