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Gift vom Mars

Gift vom Mars

Titel: Gift vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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1.
     
    David Starr sah, wie der Mann starb.
    David hatte geduldig auf Dr. Henree gewartet und in der Zwischenzeit die Atmosphäre des modernsten Restaurants in International City auf sich einwirken lassen. Das sollte seine erste wirkliche Feier sein, seit er seine Prüfung bestanden hatte und damit die Voraussetzung für die volle Mitgliedschaft im Rat der Wissenschaften erfüllt hatte.
    Das Warten machte ihm nichts aus. Das Café Supreme strahlte im Glanz eines neuen Silikonanstrichs. Das gedämpfte Licht, das den ganzen Speisesaal erfüllte, schien von nirgendwo herzukommen. Dort, wo Davids Tisch an die Wand anschloß, gab es einen kleinen, von innen heraus leuchtenden Würfel mit dem dreidimensionalen Abbild der Band, deren Musik den Raum erfüllte. Der Taktstock des Kapellmeisters war auf dem kleinen Bild nur einen halben Zoll lang und in ständiger Bewegung, und die Tischfläche selbst war natürlich ein Sanito-Modell, die letzte Errungenschaft der Kraftfeldtechnik und, abgesehen von einem gewollten leichten Flackern, völlig unsichtbar.
    Davids braune Augen schweiften über die anderen Tische, die in ihren Nischen halb versteckt dastanden. Nicht etwa, weil er sich langweilte, sondern einfach, weil Menschen ihn mehr interessierten als alle technischen Errungenschaften des Café Supreme. Dreidimensionales Fernsehen und Kraftfelder waren vor zehn Jahren ein technisches Wunder gewesen, aber inzwischen hatten alle sich damit abgefunden. Die Menschen andererseits änderten sich nicht. Selbst heute noch, zehntausend Jahre nach dem Bau der Pyramiden und fünftausend Jahre nach der Explosion der ersten Atombombe, waren sie immer noch das unlösbare Geheimnis, das sie eh und je gewesen waren, waren sie immer noch ein Wunder wie zu Anbeginn der Zeiten.
    Da war zum Beispiel ein junges Mädchen in einem luftigen grellbunten Kleid, das sich vergnügt mit dem Mann ihr gegenüber unterhielt; da ein anderer Mann in Festtagskleidung, der gerade durch einen Knopfdruck seine Bestellung aufgab, während seine Frau und die zwei Kinder ihm zusahen; und da waren zwei Geschäftsleute, die sich angeregt beim Nachtisch unterhielten.
    Als Davids Blick über die Geschäftsleute schweifte, geschah es. Einem von ihnen stieg das Blut ins Gesicht, er fuhr sich mit der Hand an den Hals und versuchte aufzustehen. Der andere schrie auf, streckte die Hand aus, um zu helfen, aber der erste Mann war bereits in seinem Stuhl zusammengesunken und unter den Tisch gerutscht.
    David war beim ersten Anzeichen des Zwischenfalls aufgesprungen und eilte jetzt in langen Schritten auf den Tisch der beiden Männer zu. Ein Druck auf den elektronischen Kontakt am Eingang der Nische, und ein violetter Vorhang mit selbstleuchtenden Ornamenten schloß die Nische vor neugierigen Blicken ab. Niemand würde sich etwas dabei denken. Viele Gäste zogen es vor, beim Essen ungestört zu sein.
    Erst jetzt fand der Begleiter des Zusammengebrochenen seine Stimme wieder. »Manning ist krank. Irgendein Anfall. Sind Sie Arzt?« sagte er.
    Davids Stimme klang völlig beherrscht. »Bleiben Sie ganz ruhig sitzen und machen Sie keinen Lärm«, sagte er. »Wir lassen den Geschäftsführer kommen, und dann werden wir weitersehen.«
    Er hob den Mann hoch, als wäre er eine Puppe, schob den Tisch zur Seite und löste mit geschickter Hand den Magnetsaum seiner Bluse. Dann begann er künstliche Atmung anzuwenden.
    David machte sich keine Illusionen. Er kannte die Symptome: die plötzliche Rötung des Gesichts, das Gefühl, ersticken zu müssen, die paar Augenblicke Todeskampf und dann das Ende.
    Der Vorhang wurde beiseitegeschoben. Der Geschäftsführer hatte blitzschnell auf das Notsignal reagiert, auf das David gedrückt hatte, noch ehe er seinen eigenen Tisch verlassen hatte. Es war ein kleiner, ziemlich plumper Mann in einem eng anliegenden, konservativ geschnittenen schwarzen Anzug.
    »Hat hier jemand ...« Schlagartig verstummte er, als er den Toten sah.
    David gab seine zwecklosen Wiederbelebungsversuche auf. Er wischte sich das Haar aus der Stirn und fragte dann: »Sind Sie der Geschäftsführer?«
    »Ich bin Oliver Gaspère, Geschäftsführer des Café Supreme«, sagte der Kleine verblüfft. »Von Tisch 87 ist ein Notsignal gegeben worden, und als ich hinkam, war er leer. Man sagte mir, ein junger Mann wäre gerade in die Nische von Tisch 94 gelaufen, und hier finde ich das .« Er wandte sich um. »Ich werde den Hausarzt rufen.«
    »Einen Augenblick!« hielt David ihn zurück.

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