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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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mich vollkommen sicher. Deshalb verließ ich so gut wie nie das Haus. Außerdem benötigten Eduards Eltern viel Zuwendung und Pflege, da sie mittlerweile beide bettlägerig waren. Und dann, eines Tages, brachte mein Mann eine wirklich gute Nachricht: Holl saß im Gefängnis. Lebenslänglich!«
Judith Brunner hatte bemerkt, dass Hella Singer nie von ihrem »Bruder« sprach oder ihn gar beim Vornamen nannte. Er war für sie immer nur der »Holl«. Diese Distanzierung war mehr als verständlich. Sie sah die Frau auffordernd an: »Und der andere? Arnold Pfeiffer?« Das war wieder ein Bluff, denn bisher hatte sie keinerlei Bestätigung, dass es genau dieser Mann war, der sie damals vergewaltigte.
Hella Singers feine Züge verhärteten sich vor Abscheu. »Der war einfach von der Bildfläche verschwunden. Eduard sagte, er und Paul Ahlsens hätten nach ihm gesucht, doch war er ihnen entwischt. Wir hörten ja später, dass er mit Holl zusammen einsaß.« An dieser Stelle hielt sie inne. Dann nickte sie; ihre Gesichtszüge hellten sich auf. »Paul ... Ja! Der gute Paul. Er hat sich bestimmt seinem Bruder anvertraut. Botho Ahlsens hat Ihnen von mir erzählt, stimmt’s?«
Judith Brunner wollte diese Vermutung noch nicht bestätigen und schwieg.
»Er ist ein feiner Mann, denke ich, obwohl ich die beiden Ahlsens seit damals nicht mehr gesehen habe. Ich habe Begegnungen mit ihnen zu meiden versucht, um nicht doch noch erkannt zu werden. Mir zuliebe hat Eduard die Freundschaft mit Paul ziemlich abrupt sterben lassen.«
Judith Brunner forderte freundlich: »Können Sie bitte auf Pfeiffer zurückkommen?«
Hella Singer berichtete weiter: »Der Pfeiffer. Hm. Er versuchte, Eduard zu erpressen. Nach all den Jahren besaß er tatsächlich die Dreistigkeit, bei uns zu Hause aufzukreuzen und zu verkünden, dass der Holl auch noch persönlich erscheinen würde, wenn Eduard sich nicht durch regelmäßige, angemessene Zahlungen freikaufen würde. Die beiden waren also wieder draußen! Ich hätte diesen Mann nicht wiedererkannt, wenn er sich nicht selbst vorgestellt hätte. Nun war endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem Eduard handeln konnte – und wohl auch musste.«
Dr. Grede waren die Zweifel an dieser Notwendigkeit deutlich anzusehen, als er fragte: »Und da haben Sie ihn prompt vergiftet?«
»Aber nicht doch! Eduard musste ja erst noch herausfinden, wo der Holl steckte.«
»Wie kamen Sie denn überhaupt an den Pfeiffer ran? War der nicht misstrauisch?«, fragte Grede nach.
Verächtlich schnaubend meinte Hella Singer: »Ach, der doch nicht! Große Klappe, Gangstergetue. Wir spielten ihm erschrockene, hilflose alte Leutchen vor, die er so eingeschüchtert hatte, dass sie ihm jeden Wunsch erfüllen würden. Unverzüglich, denn schon für den nächsten Tag, hatte Eduard ihm zugesagt, dass er die erste Rate bekommen könne. Das hat ihn so gefreut, dass er alle Vorsicht fahren ließ. Pfeiffer kam wirklich am späten Nachmittag des folgenden Tages. Ich war gerade bei einer Nachbarin. Eduard berichtete mir, dass Pfeiffer hocherfreut den Batzen Geld sah. Eduard hat ihm auf die Vereinbarung hin großzügig von seinem speziellen Weinbrand angeboten und wenig später lag Pfeiffer schon irgendwo im Wald. Ich habe ihn kein zweites Mal sehen müssen.«
»Warum hat Ihr Mann eigentlich Gift genommen?«
»Weil er es hatte und sich bestens damit auskannte, so einfach war das. Er hatte schließlich jahrelang Zeit, sich vorzubereiten. Und er war sich absolut sicher, dass es funktionierte.«
In Ordnung, dachte Judith. Das vermutete Motiv für den Mord an Holl und Pfeiffer hatte sich nun bestätigt, und Hella Singer hatte zumindest schon mal den Giftmord ihres Ehemannes an Pfeiffer bestätigt. Doch vieles war noch unklar. »Und warum das Ganze mit den abgetrennten Händen?« Auffordernd sah sie Hella Singer an.
»Es kreuzte noch jemand auf, und mit dessen Erscheinen hatte Eduard nicht gerechnet. Mit ihm fingen seine Probleme an: Er musste seine Absicht, die beiden Unholde für ihre Taten büßen zu lassen, grundlegend ändern.«
Judith Brunner gestand: »Das verstehe ich nicht.« Sie sah, dass auch ihr Kollege nicht genau wusste, wovon gerade die Rede war.
Hella Singer erklärte: »Der Holl hatte einen weiteren Kumpan in die Sache eingeweiht. Wie der sich benahm, war es sein Mann fürs Grobe. In meiner Jugend war ich dem nie begegnet. Seinen Namen erfuhr ich erst an jenem Morgen nach Pfeiffers Aufkreuzen: Wuttke!«
Dr. Grede, der sich Notizen machte, fragte

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