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Gilbert, Elizabeth

Gilbert, Elizabeth

Titel: Gilbert, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Love Pray Eat
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»Du meditierst noch mit vier Brüder, wie ich
dir gezeigt?«
    »Ja.«
    »Immer noch schlechte Träume?«
    »Nein.«
    »Jetzt glücklich mit Gott?«
    »Sehr.«
    »Du liebst neue Freund?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Dann du musst verwöhnen. Und er dich.«
    »Okay«, verspreche ich ihm.
    »Du gute Freundin für mich. Besser als Freundin. Du wie
meine Tochter«, sagt er. Nicht wie Sharon ...
    »Wenn ich sterbe, du kommst zurück nach Bali, kommst zu
meine Verbrennung. Balinesische Verbrennung große Spaß - gefällt dir bestimmt.«
    »Okay«, verspreche ich ihm erneut, diesmal ganz erstickt.
    »Lass dich von deine Gewissen leiten. Wenn du hast westliche
Freunde, kommen nach Bali, bring mir für Handlesen. Ich sehr leer in meine Bank
seit Bombe. Willst du mitkommen zu Baby-Zeremonie heute?«
    Und so nahm ich schließlich an der Segnung eines Kindes
teil, welches das Alter von sechs Monaten erreicht hatte und somit bereit war,
zum ersten Mal mit den Füßen den Boden zu berühren. Während der ersten sechs
Lebensmonate verwehren die Balinesen ihren Kindern jeden Bodenkontakt, weil
Neugeborene als vom Himmel gesandte Götter gelten, und man lässt einen Gott
schließlich nicht auf dem Fußboden, zwischen all den Zigarettenkippen und
abgeschnittenen Zehennägeln, herumkrabbeln. Also werden balinesische Babys
während der ersten sechs Monate herumgetragen und als kleine Gottheiten
verehrt. Stirbt ein Baby vor Ablauf dieses halben Jahres, wird es feierlich
eingeäschert. Die Urne wird jedoch nicht auf dem Friedhof der Menschen
beigesetzt - denn dieses Wesen war nie menschlich -, sondern an einem
besonderen Ort. Überlebt das Baby seinen sechsten Monat jedoch, so wird eine
große Zeremonie abgehalten, seine Füße dürfen zum ersten Mal den Boden
berühren, und der kleine Gott wird zum Menschen.
    Die Zeremonie an diesem Tag fand im Haus eines Nachbarn
statt. Und das fragliche Baby war ein Mädchen mit dem Kosenamen Putu. Seine
Mutter war ein wunderschönes Mädchen, vielleicht sechzehn Jahre alt, und der
Vater ein ebenso hübscher, etwa gleichaltriger Junge und Enkel eines Mannes,
der wiederum Ketuts Cousin war ... oder so ähnlich. Ketut trug zu diesem
Ereignis seine besten Kleider - einen weißen (goldbesetzten) Satinsarong und
eine weiße, langärmlige Button-down-Jacke mit Goldknöpfen und Nehru-Kragen. Er
ähnelte einem Kofferträger oder auch einem Bediensteten in einem eleganten
Hotel. Um den Kopf hatte er einen weißen Turban. Die Hände waren, wie er mir
stolz zeigte, auf Zuhälterart mit riesigen Goldringen und Zaubersteinen
geschmückt. Insgesamt waren es etwa sieben. Ausnahmslos mit heiligen Kräften
ausgestattet. Für das Einberufen der Geister hatte er noch die schimmernde
Messingglocke seines Großvaters dabei, und er wollte, dass ich viele Fotos von
ihm schoss.
    Gemeinsam wanderten wir zum Anwesen des Nachbarn. Es war
eine ansehnliche Strecke, und eine Weile müssten wir auf der verkehrsreichen
Hauptstraße gehen. Fast vier Monate war ich nun schon auf Bali und hatte nicht
einmal erlebt, dass Ketut sein Anwesen verließ. Es war beunruhigend zu sehen,
wie er zwischen all den rasenden Autos und Motorrädern die Straße hinunterging.
Er wirkte so winzig und verletzlich. Wirkte inmitten des modernen
Straßenverkehrs so fehl am Platz. Aus irgendeinem Grund hätte ich am liebsten
geheult.
    Bei unserer Ankunft waren schon etwa vierzig Gäste im Haus
des Nachbarn versammelt, und auf dem Familienaltar häuften sich die Opfergaben
- stapelweise Körbe aus geflochtenen Palmblättern, gefüllt mit Reis, Blumen,
Weihrauch, gebratenen Schweinchen, einigen toten Gänsen und Hühnern,
Kokosnüssen und Geldscheinen, die in der Brise flatterten. Alle trugen ihre
elegantesten Seiden- und Spitzengewänder. Ich hingegen war in meinem
zerrissenen, verschwitzten T-Shirt definitiv underdressed. Doch hieß man mich dennoch willkommen. Alle lächelten freundlich, um
mich dann zu ignorieren und mit jenem Teil der Feier zu beginnen, bei dem man
herumsitzt und die Kleider der übrigen Gäste bewundert.
    Die von Ketut vorgenommene Zeremonie zog sich über Stunden
hin. Und nur ein Völkerkundler mit einem ganzen Team von Dolmetschern hätte
erklären können, was da alles vor sich ging, einige der Rituale aber verstand
ich aufgrund früherer Erklärungen Ketuts und der Bücher, die ich gelesen hatte,
recht gut. Während der ersten Segnungsrunde hielt der Vater das Baby, die
Mutter aber ein Bildnis des Kindes - eine Kokosnuss, die so in Tücher

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