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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Prolog
    DOG 4
    Die Umgebung der Soldaten besteht aus Matsch. Es spielt keine Rolle, wo sie im Einsatz sind. Ob in der Tundra, in den Wäldern, im Dschungel, selbst auf den gepflasterten Wegen von Kolonialstädten - wenn ein paar tausend Panzer, Läufer und gepanzerte Truppentransporter hinübergegangen sind, nachdem die Entlaubungsmittel versprüht wurden, bleibt am Ende nur noch Matsch übrig.
    Was wir terraformen, können wir immer noch zerstören. Das ist der Grund, warum die Kolonien für mich alle gleich aussehen. Deshalb weiß ich auch, wann ich träume - wenn ich den Matsch nicht mehr schmecke oder rieche. Dies hier war eher wie im Viz. Meine Träume fühlten sich weniger real an als die Zeit, die ich in den Senso-Kabinen verbrachte. Aber welche Rolle spielte es schon, noch etwas zu verlieren?
     
    Früher war es mal ein Wald gewesen. Man konnte immer noch die Stümpfe fremdartiger Bäume erkennen, die aus der Matschebene herausragten. Schützengräben zogen sich durch die Ebene, in einem Muster, das wahrscheinlich den Anschein erwecken sollte, dass es geplant war. Aber auf mich wirkte die Anordnung völlig wahllos. Das harte, brennende Gleißen von Sirius A versank soeben hinter dem Horizont. Selbst vom vierten Planeten aus wirkte
die Sonne noch riesig und viel zu nahe für jemanden, der auf der Erde aufgewachsen war. Hinter uns ging der wesentlich kleinere Sirius B auf und verbreitete sein blasses Zwielicht.
    Ich beobachtete, wie unsere Schatten im wechselnden Licht schrumpften und sich verzerrten. Diese Fremdartigkeit verstärkte mein Gefühl, mit offenen Augen im Koma zu liegen. Vier Tage ohne Schlaf, wach gehalten von Slaughter und Amphetaminen. Nichts von alldem schien real zu sein und war es nie gewesen. Was gut so war, denn was wir taten, galt als schwierig und gefährlich - ein Vorstoß durch eine Offensive des Feindes.
    Links von mir sah ich Mudge aus einem Schützengraben kommen, als er mit dem gepanzerten Einmann-Scout-Schweber Gas gab. Er hatte die Führung übernommen. Er gehörte nicht einmal zum Militär und hätte eigentlich gar nicht hier bei uns sein sollen. Er war Journalist, für Senso, Viz und sogar altertümliche Printmedien, wenn das Heroin ihn nostalgisch machte. Howard Mudgie, für seine Freunde kurz Mudge, ein Kreuzritter, wenn er loslegte, dann ein Kriegsjunkie, nun ein ausgebrannter Soldat, der genauso gut wie alle anderen war. Deshalb bildete er unsere Vorhut. Sein Scout-Schweber versank wieder in irgendeinem Graben.
    Niemand sagte etwas. Unsere verschlüsselten Kom-Verbindungen blieben stumm. Wir alle waren viel zu müde. Überall um uns herum rückten SIE vor. IHRE schweren Panzer schienen aus Chitin und reaktionsfähiger Flüssigkeit zu bestehen. IHRE wabenförmigen Bodeneffektantriebe schimmerten blassblau wie Sirius B. SIE marschierten in gestaffelten Reihen auf, so weit das Auge in beide Richtungen blicken konnte.
    Nach den orbitalen Daten, die ich empfangen hatte, war diese neue Front über dreihundert Kilometer lang. SIE waren gerade dabei, die vereinten Streitkräfte der Briten, Franzosen und Kongolesen aufzumischen. IHRE Soldaten hatten die Panzer noch nicht verlassen, die fast so groß wie gepanzerte Truppentransporter waren. Die Läufer sicherten die Lücken zwischen den Panzern
- organische Mechs mit Tentakeln und rotierenden Splitterkanonen, die rasiermesserscharfe Munition verschossen. Es waren die Läufer, die den Wild Boys das Leben schwer machten. Das und der Versuch, die Landrover nicht in einen Schützengraben stürzen zu lassen. Auch das wäre sehr schlecht gewesen.
    Wir waren mit Matsch beschmiert. Das Zeug war überall, außer auf den Waffen, die mit schmutzabweisendem Lack behandelt waren. Spinks kurvte mit dem Landrover um einen Panzer herum. SIE ignorierten uns, wenn wir SIE ignorierten. Dicht hinter uns wirbelte Ash eine ähnliche Matschfontäne auf, während sie uns im zweiten Landrover folgte.
    Ich sah den Schützengraben kommen, musste es aber nicht erwähnen. Spinks war in die Systeme des Jeeps eingeklinkt. Im Kopf des Essex-Jungen breitete sich eine topografische Darstellung der Umgebung in 3-D aus. Sie war so aktuell, wie unsere orbitale Unterstützung, Mudges spärliche Erkundungsdaten und die Fahrzeugsensoren es möglich machten.
    Spinks erreichte höheres Gelände und jagte den Landrover über den Graben. Normalerweise war so etwas aufregend. Aus der Luft sah ich, wie Mudge im Schützengraben an uns vorbeischoss. Wir überschütteten ihn mit

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