Gildenhaus Thendara - 7
Kleid ab, warf es achtlos auf den Fußboden. Als er sie in die Arme nahm, stand sein Geist ihr wieder völlig offen. Sie spürte in ihm wie eine niemals heilende Wunde Magdas Weigerung, ihm ein Kind zu schenken. Sein Körper besaß den ihren, aber sie besaß seinen Geist, er war ihr auf Gnade und Barmherzigkeit ausgeliefert…
… und plötzlich sah sie ihn, wie Magda ihn gesehen hatte. Er glaubte wirklich, er könne sie als Kammerdiener, als Waffenbruder, als Zuchtstute behandeln und es einzig und allein mit der Glut seiner Leidenschaft gutmachen… Der in ihr aufbrodelnde Zorn schnitt den Gedanken ab. Sie wand sich zur Seite, ein Knie, eine Schulter, beide Arme fuhren in die Höhe, und er rollte hilflos weg, schockiert und verwundbar. Jaelle sprang auf, nahm eine defensive Haltung ein, und er lag wie betäubt da und starrte sie ungläubig an.
„Süße - was ist los?”
„Das nächste Mal fragst du mich, ob mir nach Liebe zumute ist!” Es tat ihr gut, die Verwirrung und Fassungslosigkeit auf seinem Gesicht zu sehen. „Vielleicht willige ich das nächste Mal sogar ein, dir ein Kind zu gebären. Aber fragen mußt du. Du kannst mich nicht einfach - nehmen!” Dann ertrug sie seinen Anblick nicht mehr. Er glaubte, er brauche sie nur zu liebkosen, und schon habe er sie seinem Willen unterworfen!
Er saß auf der Bettkante, betrunken und jämmerlich. „Jaelle, was habe ich denn getan? Sag es mir doch!”
Sie wußte es nicht. Was war ihrer Liebe widerfahren? Jetzt wollte sie ihm nur noch weh tun, ihn treffen, über seine Verwundbarkeit lachen! Leise und mit hartem Gesicht sagte sie: „Sieh mich niemals - niemals als selbstverständlich an, Terranan!” Sie knallte die Tür des Badezimmers hinter sich zu, drehte den Wasserhahn voll auf, stellte sich unter die Brause und weinte und weinte, bis sie sich so leer und hilflos fühlte, wie sie Peter zurückgelassen hatte. Als sie
herauskam, war er eingeschlafen. Eine leere Flasche lag neben ihm; er roch nach dem billigen darkovanischen Wein des Raumhafens. Jaelle warf die Flasche in den Müllschlucker, nahm ihren Mantel aus dem Schrank und legte sich auf dem Fußboden zum Schlafen nieder. Sie erwachte spät. Er war gegangen, und sie hatte es nicht einmal gehört. Darüber war sie froh.
7. Kapitel
Magda schlief. Von sehr weit weg rief jemand ihren Namen.
„Margali - Margali!”
Es war dunkel im Zimmer; draußen fiel dichter Schnee. Camilla, eingehüllt in einen dicken, pelzgefütterten Hausmantel, stand neben ihrem Bett. Magda setzte sich auf und fragte: „Was ist? Ich habe keinen Küchendienst, Camilla” Es gab keine bestimmte Stunde, zu der man aufstehen mußte. Aber die Frauen, die in der Stadt arbeiteten, bekamen frühmorgens eine warme Mahlzeit, und wer Küchendienst hatte, wurde geweckt, um sie zu kochen und zu servieren. Wer dieses Frühstück verschlief, mußte sich aus der Speisekammer kaltes Brot holen oder bis zum Abendessen hungern. „Es tut mir leid, dich zu dieser Stunde zu wecken, breda, aber bei Byrna haben die Wehen eingesetzt, und man sollte sie nicht allein lassen. Willst du mitkommen und ihr eine Weile Gesellschaft leisten?”
Magda stieg aus dem Bett und zog ihr dickes Nachthemd fest um sich. Ihre Füße krümmten sich, als sie den Steinboden berührten. „Wo ist die Hebamme?”
„So geht es immer - Babys kommen in Klumpen! Marisela hat die letzten zehn Tage im Haus geschlafen, und ausgerechnet heute abend wurde sie ans andere Ende der Stadt gerufen. Aber es ist Byrnas erstes Kind, und es eilt nicht sehr. Du hast Zeit, dir das Gesicht zu waschen und dich anzuziehen”
Magda ging den Flur hinunter in das Gemeinschaftsbad, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und zuckte zusammen. Nie würde sie sich daran gewöhnen, und wenn sie hundert Jahre hierbliebe. Anscheinend war noch keinem Menschen der Gedanke gekommen,
irgendwer könne am Morgen ein warmes Bad nehmen wollen. Deshalb gab es am Morgen kein heißes Wasser - so einfach war das. Natürlich war es vernünftig, daß Frauen, die schwere körperliche Arbeit verrichteten, sich den Schmutz des Tages am Abend abwuschen. Magda erinnerte sich an ihre zehn Tage im Stall und wie willkommen ihr ein heißes Bad dann gewesen war. Aber das war einer dieser kulturellen Unterschiede, die wirklich weh taten.
Gemeinsam mit Camilla ging sie den Korridor entlang. „Wie spät ist es?” fragte Magda.
„Kurz nach Mitternacht. Wir haben sie nach oben gebracht, da kann sie soviel Lärm machen, wie sie will, und
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