Gildenhaus Thendara
arbeite…” setzte sie bitter hinzu. Magda betrachtete die hagere, narbenbedeckte emmasca und sagte sich, daß Camillas innere Wunden ebenso brennen mußten wie die äußeren. „Du jedoch bist jung und hübsch, du könntest, wann immer du wolltest, einen Gatten oder Liebhaber finden. Die Frauen verzeihen mir, daß ich dem entsagt habe, was ich, wie sie glauben, doch nie bekommen könnte. Dir werden sie nie verzeihen, und es ist vielleicht nur gut, daß du das jetzt und nicht erst später erfahren hast”
Der nächste Morgen kam mit Nebelnässen. „Laßt uns beten, daß es das Feuer löscht”, meinte Camilla grimmig und zog sich die Stiefel an. „Margali, Kind, laß mich deine Hände sehen” Beim Anblick der Blasen sog sie scharf die Luft ein. „Hier hast du Salbe, die die Haut ein bißchen härter machen wird” Sie paßte auf, daß Magda sich die Hände eincremte, bevor sie die Handschuhe überstreifte. Die Frauen
stellten sich mit den Männern um das Frühstück an, Schüsseln voll dickem, körnigem Brei, mit Zwiebeln und Kräutern gekocht. Kübel mit Bier und Eimer mit einem heißen Korngetränk standen bereit. Es fielen wieder Bemerkungen, aber Magda hielt den Blick gesenkt und tat, als höre sie sie nicht. Camilla andererseits lachte und scherzte mit den Männern. Offensichtlich kannten und respektierten sie viele von ihnen. Sie erzählte Magda, daß sie im letzten Grenzkrieg an ihrer Seite gekämpft habe. Als Magda sich auf ihren Platz begab, den sie in der Reihe neben Felicia hatte, rief ein Mann leise: „He, ihr Hübschen, was habt ihr mit diesem alten Schlachtroß zu schaffen? Wie hat sie es gemacht, hat sie euch zu fassen bekommen, bevor ihr wußtet, was euch entgeht? Kommt her zu uns, und wir werden viel Spaß miteinander haben…”
Magda starrte geradeaus und ignorierte das Gerede. Sie hatte eine Hacke, die zu kurz für sie war, und bat Felicia, die kleiner war als sie, mit ihr zu tauschen. Gerade wollten sie sich an die Arbeit machen, als ein Mann den Hang heruntergerannt kam.
Er war klein und schlank, hatte dunkelrotes Haar und trug einen Mantel in Orange und Grün. „Das Feuer ist da oben über die Schneise gesprungen!” rief er. „Geht nicht da hinauf! Kehrt um und ruft die Männer zusammen, holt die Karren, wir müssen das Lager nach weiter unten verlegen…” Die Männer murmelten miteinander. „Das ist Lord Damon”, war zu hören, und alle beeilten sich, zu tun, was ihnen geheißen worden war. Magda wurde angestellt, Lebensmittel und Decken auf einen Wagen zu stapeln, und als sie sie zu Felicia hochreichte, sah sie, daß der Mann, der Lord Damon genannt worden war, jetzt leise in besorgtem Ton mit den Gruppenführern sprach und dabei mit einem langen Stock Landkarten auf den Boden zeichnete. Jemand reichte ihm einen Krug Bier, er nahm einen Schluck oder zwei, spülte sich den Mund aus und spuckte auf den Boden, hustete, leerte den Krug und bat um einen neuen. Seine Kleider waren, wenn auch fein, so doch schmutzig und zerknittert, als habe er in ihnen wie die anderen auf dem Boden geschlafen. Seine Stimme klang heiser vor Erschöpfung und Rauch.
„Glotze nicht”, befahl Camilla ihr scharf. „Geh zu dem anderen Wagen hinüber und führe die Pferde weg. Paß auf, daß sie nicht durchgehen!” Magda kletterte den Abhang hinunter, die Hand am Zaum des ihr nächsten Pferdes. Die Tiere, die das Feuer rochen, schnaubten und stiegen im Geschirr, scheuten und wieherten. Schließlich löste Magda ihr Gürteltuch und wollte es dem einen Pferd um die Augen binden, aber da ihre ganze Kleidung von Qualm durchtränkt war, ließ es sich das nicht gefallen. Magda rief Keitha zu, ihr ihre Schürze zu bringen, und das funktionierte. Von Magdas sanftem Zuspruch ermutigt, kam das Pferd friedlich mit. Ein Stück weiter unten trat Lord Damon zu ihr. „Ein guter Gedanke”, lobte er. „Halte dich rechts von dem trockenen Bachbett. Das Lager kann dann dort im Schatten des Hains aus Federschotenbäumen aufgeschlagen werden, wo die Männer schon Bäume gefällt haben. Rodet einen Streifen rings um das Lager, mindestens drei Spannen breit. Geh mit ihnen .. ” Er wies auf ein halbes Dutzend Frauen, die dem Wagen nach unten folgten, und nach einer Weile rumpelte ein zweiter Wagen heran. Die Pferde mit ihren verbundenen Augen folgten Magdas Führung Schritt für Schritt. „Komm, komm, braver Junge, so ist’s gut…”
An der bezeichneten Stelle begannen die Frauen, die Wagen abzuladen. Sie schichteten
Weitere Kostenlose Bücher