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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Brot mit dem richtigen Messer zu schneiden, nach dem Honigkrug und einem Löffel zu suchen und den Honig auf dem Brot zu verteilen, und der Drang, sich in Tränen aufzulösen, verging. Warum nur lächelte Marisela, als sie sich wieder hinsetzte und ihr den Teller mit Honigbrot zuschob? „Wie weit?” fragte Marisela.
Jaelle rechnete im Geist nach und sagte es ihr. Marisela nickte. „Das ist also der Grund, warum du all diese seelenerforschenden Fragen darüber gestellt hast, ob wir unser eigenes Herz auch wirklich kennen und wie wir wissen sollen, ob wir uns selbst oder jemand anders zu erfreuen wünschen”, meinte Marisela. Es war keine Erkundigung, es war kein Mitgefühl, und Jaelle war zumute, als habe Marisela sie mit kaltem Wasser überschüttet. Doch sie sah ein, daß sie kein Recht hatte, um Mitgefühl zu bitten. Niemand hatte sie geheißen, mit Peter zu schlafen oder ihn zu heiraten, und sie hätte dafür sorgen können, daß sie kein Kind bekam. Sie zwinkerte heftig, aber sie wollte nicht mehr weinen. Geschehen war geschehen.
So erzählte sie es Marisela, und sie machte eine spannende, komische Geschichte daraus, auch aus den Maschinen der Medizinischen Abteilung, die sie von innen und von außen inspiziert hatten. Marisela lachte mit ihr. „Darin sind wir uns wohl einig, daß du eine solche Fürsorge nicht brauchst. Du bist jung und gesund; nur wenn du anfangen solltest
zu erbrechen oder wenn sich die geringsten Anzeichen einer Blutung zeigen, ist Anlaß zur Sorge. Achte darauf, was du ißt, trinke viel Milch oder Bier, aber wenig Wein, iß viel Obst und frisches Gemüse und sage den Terranern, falls sie fragen sollten, du seist bei deinem eigenen medizinischen Ratgeber gewesen. Zur Geburt solltest du ins Gildenhaus zurückkommen, aber das werden die Terraner nicht erlauben - sie glauben, unsere medizinischen Kenntnisse seien begrenzt und barbarisch, und ich muß zugeben, daß sie in gewissem Ausmaß recht haben, was mich im allgemeinen wenig kümmert. Allerdings, vor zwei Tagen habe ich eine Mutter und ihr Kind verloren, und ich hätte alles, was ich besitze, dafür gegeben, Zugang zu deinen terranischen Maschinen zu erhalten…” „Nun”, berichtete Jaelle, „Cholayna ist gerade hier, um Möglichkeiten zu besprechen, dir solche Hilfe zu geben” Aber Marisela schüttelte den Kopf. „Ach nein, meine Liebe, so einfach ist das nicht. Es hört sich an, als sei es nichts als schön und gut, wenn ich in den Stand gesetzt würde, Müttern das Leben zu retten, damit sie weiter für ihre Kinder sorgen können, und Kindern das Leben zu retten, damit keine Mutter mehr darüber zu weinen braucht, daß die Hälfte der Kinder, die sie gebiert, vor der Entwöhnung sterben. Aber eine so gute Sache ist das gar nicht”
„Willst du behaupten, es sei eine schlechte Sache?”
„Jawohl, das behaupte ich”, gab Marisela zurück, und auf Jaelles entrüsteten Blick hin sagte sie: „Trotzdem möchte ich mit deiner Freundin sprechen. Sollen wir zu Mutter Lauria gehen? Trink deinen Tee aus, er ist gut für dich”
Jaelle war mit der Vorstellung aufgewachsen, Mutter Laurias Büro sei ein sakrosankter Ort, den man außer in Notfällen nicht betreten dürfe, aber Marisela klopfte einfach und trat ein, und Mutter Lauria lächelte ihr zu. „Ich wollte gerade nach dir schicken, Marisela. Cholayna.. ” - sie kämpfte ein bißchen mit dem Namen - „… wird das so ausgesprochen?” „Richtig”, sagte Cholayna und nickte Marisela freundlich zu. „Ihr seid also die Hausärztin, wie wir sagen würden. Da solltet Ihr die Frauen auswählen, die sich eignen, medizinische Techniken zu erlernen. Ihr könnt auch selbst kommen und mit den jüngeren Frauen studieren…”
„Es würde mich interessieren”, antwortete Marisela, „und Wissen ist immer gut. Aber werdet ihr sie nur lehren, wie sie ihre medizinischen Kenntnisse anwenden sollen, oder auch, wann sie sie nicht anwenden sollen?” „Ich verstehe nicht”, sagte Cholayna. „Aufgabe eines Mediziners ist es, Leben zu retten, und Mutter Lauria hat mir gerade eben erzählt, daß Ihr eine Frau mußtet sterben lassen, weil Ihr nicht imstande wart, sie und ihr Kind zu retten. Wir können euch Methoden lehren, wie die meisten zu retten sind…”
„So daß jede Mutter ein Dutzend lebende Kinder haben wird?” fragte Marisela. „Und wie soll sie sie alle satt bekommen?”
„Ihr wißt sicher, daß wir antikonzeptionelle Techniken besitzen”, antwortete Cholayna. „Damit kann

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